GFL Süd: Ein flexibler Quarterback für die Comets, ein Neuanfang bei den Spiders
Sonderveröffentlichung

Die Unicorns - Saison 2024 GFL Süd: Ein flexibler Quarterback für die Comets, ein Neuanfang bei den Spiders

Durch den Rückzug der Ingolstadt Dukes kämpfen die Schwäbisch Hall Unicorns in dieser Saison nur noch mit sechs Teams um den Titel. Die Allgäu Comets rechnen sich Chancen aus.

Die Fans der Schwäbisch Hall Unicorns hätten sicher nichts dagegen, im Oktober erneut zum GFL Bowl nach Essen zu fahren. Foto: Manfred Löffler

13.05.2024

Wie die Roster, also die Kader, der Konkurrenz aussehen, war wenige Wochen vor Saisonstart längst nicht bei allen Teams bekannt. Obwohl die Teams eigentlich dazu angehalten sind, diese zu veröffentlichen, passiert das längst nicht immer. Die Informationen werden meist nur tröpfchenweise publiziert. So ist eine Vorbereitung für die anderen schwierig bis unmöglich. Auch deshalb hält sich Christian Rothe mit Kommentaren über die Gegner zurück. Allgemein meint er hinsichtlich der Konkurrenz in der GFL Süd, dass die Unicorns wohl dominieren werden, sollte es keine Überraschung geben

Dieser Satz ist alles andere als arrogant gemeint. Schon in den Vorjahren waren die Unicorns im Süden das Maß aller Dinge. Auch wenn es in der abgelaufenen Saison knapper war, holten sie erneut den Süd-Titel. Seit 2011 hat es keinen anderen Süd-Meister gegeben. Die Konkurrenz will zwar die Haller gerne mehr als ärgern, doch es erscheint fraglich, ob sie dazu imstande ist. Zumindest gilt das für einen Teil der Süd-Teams. Mit dem Auftaktgegner Comets und den Saarland Hurricanes gibt es aber auch zwei Gegner, die als stark eingeschätzt werden. Dagegen muss man abwarten, ob die Munich Cowboys den Aderlass verkraftet haben und ob Kirchdorf als Aufsteiger sowie Ravensburg als Nachrücker das Potenzial haben, die Unicorns ernsthaft in Gefahr zu bringen. Immerhin gibt es mit den Straubing Spiders auch ein Team, das trotz der Umstände, die es jedem GFL-Team nicht einfach machen, wieder den Blick nach oben richtet.

Nicht mehr dabei sind die Marburg Mercenaries. Nach der Affäre um mutmaßlich gefälschte Pässe hat sich der Verein freiwillig in die Regionalliga zurückgezogen. 20 Jahre lang spielten die Mercenaries ununterbrochen in der GFL. Mit dem Rückzug hat Hessen nun keinen GFL-Vertreter mehr.

• Allgäu Comets

In Kempten ist man sich durchaus bewusst, dass die Unicorns zwar das Maß aller Dinge im Süden sind, aber gleichzeitig haben die Comets mittlerweile so viel Selbstbewusstsein, dass sie am Thron kratzen. So heißt es auf der Comets-Homepage zum Auftaktgegner Schwäbisch Hall, „mit dem man in der Endphase 2023 um den Führungsplatz in der GFL Süd kämpfte.“ Das kann man als Fingerzeig interpretieren. Und das womöglich auch zu Recht, denn die Comets schieden in der Vorsaison nur sehr unglücklich im Playoff-Viertelfinale gegen die New Yorker Lions aus Braunschweig aus (34:36 nach Verlängerung).

Zudem gibt es auf vielen Positionen Kontinuität: So führt weiterhin Elias Gniffke als Head Coach die Coaching Crew an. Zudem ist der US-Amerikaner Nate Stewart für eine zweite Saison zu den Comets zurückgekehrt. Der Wide Receiver wird dabei sicher oft vom neuen Quarterback Xeaiver Bullock gesucht. Der 23-Jährige ist allerdings auch dafür bekannt, selbst mit dem Ball laufen zu können. Mit anderen Worten: Die gegnerische Defense muss äußerst flexibel sein.

Im Testspiel vor der Saison gelang den Comets ein 61:0-Sieg über den Regionalligisten Nürnberg Rams. Da in dieser Begegnung vieles gelang, dürften die Comets mit reichlich Selbstvertrauen zum Saisonauftakt nach Hall reisen. Die mitreisenden Fans werden sicher wieder ihre Kuhglocken im Gepäck haben und damit auf der Gegengerade im Optima-Sportpark für Stimmung beziehungsweise Lärm sorgen.

Bei den Comets sind mit Brandon Kohn, Dominik Hörner und Paul Ziebart drei Spieler dabei, die schon das Unicorns-Trikot getragen haben.

• Ravensburg Razorbacks

Wäre alles normal verlaufen, würden die verwilderten Hausschweine (Razorback ist eine englische Bezeichnung für diese Tiere) in dieser Saison in der GFL2 antreten. Aber im Football ist dieser Tage wenig normal. Nach lediglich zwei Saisonsiegen 2023 verzichteten die Razorbacks freiwillig auf die Relegation gegen Kirchdorf. Da sich dann aber Marburg freiwillig aus der GFL zurückzog als Folge der mutmaßlichen Passfälschungen, war wieder ein Platz in der GFL Süd frei. Zunächst schien es so, als ob die Ravensburger die Anfrage einer Rückkehr ablehnen würden, letztlich aber entschieden sie sich doch für den Ligaverbleib.

Mit John Gilligan haben die Razorbacks einen erfahrenen Coach zurückgeholt. Mit dem US-Amerikaner, der schon zwischen 2016 und 2018 in Ravensburg tätig war, wurden sie GFL2-Meister.

Es gibt eine weitere Rückkehr: Die Razorbacks werden ihre Heimspiele wieder in Weingarten austragen. Erst 2023 waren sie nach Ravensburg ins TSB-Stadion zurückgekehrt, doch dort wurden weder sie noch die Fans heimisch. Besonders bemängelt wurde von letzteren das Fehlen einer überdachten Tribüne. Nun hat man mit der Stadt Weingarten einen mehrjährigen Pachtvertrag für das Lindenhofstadion, das neuerdings TeleData-Stadion heißt, abgeschlossen.

Ob die neue, alte Heimat den Razorbacks zu sportlichen Höhenflügen beflügelt, ist ungewiss. Die Ravensburger werden eher im hinteren Teil der Tabelle erwartet.

 Saarland Hurricanes

Und noch ein Team, das eine neue Heimat hat. Die Hurricanes spielen nicht mehr im Saarbrücker Ludwigsparkstadion, das wegen fehlender Drainage und Regen vor DFB-Pokalspielen des 1. FC Saarbrücken deutschlandweit in den Schlagzeilen war, sondern werden 2024 ihre Spiele im Hermann-Neuberger-Stadion im benachbarten Völklingen austragen. Grund dafür ist, dass „die Richtlinien und die Zweckbestimmung des Ludwigsparks nie zugelassen haben, die Spiele mit einem Event zu verbinden, wie es eigentlich zu dieser Sportart gehört“. So steht es auf der Homepage der Hurricanes. Diese kündigen nicht nur mehr Football-Atmosphäre an, sondern auch günstigere Eintrittspreise. Zudem wollen die Hurricanes eine eigene Marching-Band ins Leben rufen.

Sportlich gibt es im Vergleich zur Vorsaison ein paar Veränderungen: Jakob Lawrence war in der vergangenen Saison Offensive Coordinator, übernimmt nun den Head-Coach-Posten. Mit 30 Jahren ist er vergleichsweise jung als Head Coach. Robert Rowell bleibt Quarterback. Er hatte die Hurricanes in der vergangenen Spielzeit auf Rang 3 der GFL geführt. Den Unicorns ist die Begegnung in Saarbrücken sicher noch in Erinnerung. Sie verloren vor großer Kulisse – die Belegschaft der Saarstahl AG feierte das 150-Jahr-Jubiläum mit dem Besuch dieses Spiels – mit 30:36.

• Munich Cowboys

Noch 2022 waren die Münchner im Süden erster Verfolger der Unicorns. Doch von dem zwischenzeitlichen Auftrieb war in der vergangenen Spielzeit schon nicht mehr viel übrig. Die Cowboys konnten lediglich drei ihrer zwölf Duelle für sich entscheiden. Nach dem 18:7-Auftaktsieg in Marburg verlor man vier Spiele – zum Teil deutlich. Nach zwei gemeinsamen Jahren trennten sich die Münchner und Head Coach Nadine Nurasyid. Die 37-Jährige zog es in die ELF zu Stuttgart Surge. Darüber hinaus ist sie seit vergangenem Jahr auch als Expertin im NFL-Moderationsteam von RTL und Dazn zu sehen. Als neuen Head Coach und Offensive Coordinator präsentierten die Cowboys Ende 2023 Christos Lambropoulos. Der Grieche stand zuletzt bei den Cologne Centurions (ELF) unter Vertrag und gilt als Offensespezialist. Als „Eckpfeiler für die Saison 2024“ bezeichnete ihn Cowboys-Präsident Werner Maier bei seiner Verpflichtung. Dass die neue Saison nicht einfacher wird, dürfte wohl auch dem Neuen an der Seitenlinie klar sein. Mit den Munich Ravens haben die Cowboys – sie feierten im März ihr 45-jähriges Bestehen – immerhin einen Stadtrivalen, der in der ELF spielt und für neue Spieler dadurch mehr Anreiz haben dürfte. Ein Wiedersehen gibt es für die Unicorns mit Julius Richter, der wegen seines Studiums von Hall nach München wechselte.

• Kirchdorf Wildcats

Neun Siege aus zehn Spielen bescherten dem Verein aus Kirchdorf am Inn vergangene Saison die Tabellenführung in der Südgruppe der GFL 2. Als Lohn winkte der direkte Aufstieg ins deutsche Oberhaus. Denn: Der Tabellenletzte der GFL, die Ravensburg Razorbacks, verzichteten auf die Relegation. Kurios: Dasselbe Entscheidungsspiel gab es bereits vor fünf Jahren. Damals unterlagen die Wildcats als Letztplatzierter der GFL und mussten nach zwei Jahren wieder den Weg in die Zweitklassigkeit antreten. Erstmals seit der Saison 2019 spielen sie jetzt also wieder in der Beletage. Was bemerkenswert ist, schließlich zählt die Gemeinde in Niederbayern nicht einmal 6000 Einwohner. Zufrieden war Head Coach Christoph Riener mit der abgelaufenen Spielzeit dennoch nicht. „Wir waren vom Talent her so gut, dass wir die Spiele gewonnen haben, ohne unsere beste Leistung abzurufen. Das hat mich sehr frustriert, denn mir geht es nur darum, dass wir das Maximale aus uns herausholen. Das haben wir letzte Saison kaum geschafft“, sagte er Anfang März in einem Interview mit „Foot Bowl“. Heißt aber auch: Riener, der auch in diesem Jahr an der Seitenlinie stehen wird, sieht in seiner Mannschaft noch Potenzial nach oben. Zuletzt verstärkten sich die Wildkatzen mit drei Importspielern aus Amerika. Defensive Back Caleb Ashby etwa soll für Stabilität im Backfield sorgen und sich mit seiner Erfahrung als Coach an der Arizona Christian University einbringen.

• Straubing Spiders

Die vergangene Runde war für die Spiders eine zum Vergessen. Zuvor konnten die Spinnen fast immer Erfolge feiern, selbst in ihrer ersten GFL-Saison erreichten sie gleich einen Playoff-Platz. Doch im Jahr 2023 waren die Spiders eher die graue Maus der GFL Süd. Lediglich drei Siege gelangen, allerdings reichten diese zum Klassenerhalt. Doch diese Bilanz begeisterte weder die Verantwortlichen noch die Anhänger.

So wurde viel analysiert. Das Ergebnis ist ein Dreijahresplan, mit dem man wieder an das anknüpfen möchte, was die Spiders ausgemacht hat: Förderung von Talenten aus der Region, Jugendkonzept ausbauen und den Unterbau professionalisieren. Wer möchte, kann Parallelen zu den Unicorns erkennen, die sukzessive ihren Status verbessert und ausgebaut haben.

Der Neubeginn bedeutet auch einen Neubeginn auf der Head-Coach-Position: Fabian Vulic kommt von den Königsbrunn Ants, war zuvor auch bei den München Rangers in verschiedenen Positionen tätig. Auch der Defensive Coordinator ist neu und doch ein guter Bekannter: Max Macek war zwischen2020 und 2022 Head Coach und Defensive Coordinator bei den Spiders, kehrt nach einem Jahr Pause wieder zurück und ist auch für das Recruiting zuständig. Coach der Offensive ist Sven Dorfner, der erstmals in der GFL diese Position bekleidet.

Was die Spiders in dieser Saison besonders macht, ist die Besetzung der Quarterback-Position: Mit Luis Wittmann und Alexander Biebl haben sie zwei Deutsche für die Spielmacher-Position. Nur ein weiteres Team der GFL Süd hat einen deutschen Quarterback: Die Kirchdorf Wildcats mit Tobias Kanther.

Ihr einziges Tespiel bestritten die Spiders bei den Dresden Monarchs. Dort gab es eine 7:30-Niederlage, allerdings fehlten den Spiders verletzungsbedingt einige Akteure.