Heizen mit Scheitholz und Pellets auf dem Prüfstand
Sonderveröffentlichung

Fachleute für alle Fälle Heizen mit Scheitholz und Pellets auf dem Prüfstand

Wärmeenergie: Holzheizung wird von Experten als gute Alternative zum Heizen mit Öl und Gas eingestuft – Unabhängigkeit von importierten Rohstoffen ist ein Vorteil.

Pellets werden aus getrocknetem, naturbelassenem Restholz gepresst. Sie heizen Räume oder ganze Anlagen. Foto: Inga Kjer/dpa-tmn

19.12.2023

Das knackende Holz, die wohlige Wärme: Heizen mit Holz haftet ein heimeliges, naturnahes Image an. Doch gut für Hausbewohner, Klima und Geldbeutel sind Holzöfen nur, wenn bestimmte Punkte berücksichtigt werden.

Es gibt Einzelöfen, die direkt im Wohnraum stehen und ihre Wärme dort direkt an die Raumluft abgegeben. Als Teil einer Zentralheizung gibt es Öfen, die das ganze Haus und das Brauchwasser erwärmen. Teil einer Zentralheizung sind zum Beispiel die wasserführenden Kaminöfen. An die Schnittstelle zwischen Heizung und Kaminofen kommt ein Pufferspeicher, der das vom Ofen erwärmte Wasser speichert und es der Heizungsanlage zur Verfügung stellt, erläutert der HKI-Industrieverband Haus-, Heiz- und Küchentechnik. Ein wasserführender Pelletofen steht meist im Keller und wird dort automatisch mit dem Brennstoff befüllt.

Klassische Kaminöfen sind aus Stahl oder Gusseisen gefertigt und mit Keramik oder Steinvarianten verkleidet. Durch ihre offene Bauweise ist ihre Energiebilanz jedoch schlecht, deshalb werden sie laut HKI kaum noch gebaut. Eine Alternative sind Kaminöfen mit Wärmespeicher. Ihre Speichersteine geben die Wärme gleichmäßig in den Raum ab – auch noch einige Zeit, nachdem kein Feuer mehr brennt.

"Automatisierte Pelletheizungen haben heutzutage lediglich kaum noch messbare Feinstaubemissionen."

Joachim Berner
Fachmagazin Gebäudeenergieberater

Heizkamine ähneln einem offenen Kamin, haben aber einen geschlossenen Feuerraum und teils recht große Sichtfenster. Dadurch verbrennt das Holz effizienter. Hier können unterschiedliche Wärmespeicher-Varianten eingebaut werden. Kachelöfen bestehen aus einem großen Feuerraum mit nur einer kleinen Sichtscheibe, die wenig Luft direkt an den Raum abgibt. Stattdessen wird der Speicher im Inneren befüllt, der die Wärme weiterträgt. Pelleteinzelöfen werden mit genormten Pellets, die aus Resten der Holzindustrie gepresst werden, befeuert.

Holzöfen eignen sich für alle Wohnformen, sagt Julia Bothur vom Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks. Allerdings muss die Leistung an den Wärmebedarf angepasst sein, sonst droht ein Überhitzen der Räume. Der Bedarf wird anhand von Wohnfläche, Gebäudeart und Wärmedämmung vom Profi berechnet. Die Preise für die Öfen unterscheiden sich stark, je nach Gestaltung und handwerklichem Aufwand. Bei Pelletöfen beginnen sie laut HKI bei circa 1000 Euro, für Kaminöfen bei etwa 800 Euro – und gehen bis weit über 5000 Euro für besondere Designs. „Das Gros liegt zwischen 2000 und 3500 Euro, wobei mittlerweile hochpreisige Geräte einen starken Zuspruch erfahren“, heißt es vom Verband. Besonders emissionsarme Geräte, die mit elektronischer Steuerung und Filtertechnik ausgestattet sind und Umweltzertifizierungen wie den Blauen Engel oder die Tüv-Süd- Zertifizierung für emissionsarme Feuerstätten erhalten haben, können doppelt so teuer wie vergleichbare Geräte ohne Label sein.

„Holz ist günstiger als Öl“, sagt Thomas Schnabel, Referent Politik und Wirtschaft beim HKI. Zudem ist es lokal verfügbar und leicht zu lagern. Der HKI bewirbt Holz als „krisensicheren Brennstoff, der auch in Notfällen oder bei Kälteeinbrüchen schnell zur Hand ist“. Ofenbetreiber seien unabhängig von geopolitischen Krisen und wirtschaftlichen Verbindungen ins Ausland.

Vor allem Pelletheizungen gelten als naheliegender Ersatz für Öl- und Gasheizungen, da sich deren frei werdender Raum im Keller auch direkt nutzen lässt. Die Anlagen lassen sich mit weiteren regenerativen Energiequellen wie Solarthermie kombinieren. Dazu können Öfen im Wohnraum, gerade auch die durch die Scheiben sichtbaren Flammen, den Wohlfühlfaktorerhöhen. Sie gelten als stilprägendes Architekturobjekt, nach denen sich im Neubau auch ganze Raumgestaltungen richten können.

Darüber, wie nachhaltig diese Öfen und Anlagen sind, gehen die Meinungen auseinander. So geben etwa HKI und der Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks an, dass Holz weitgehend klimaneutral verbrenne und zudem lediglich solches verwendet werde, das schadhaft ist oder für andere Produktionen – Möbel, Hausbau – unbrauchbar.

Man müsse die verschiedenen Heizarten getrennt betrachten, sagt Joachim Berner, Leitender Redakteur beim Fachmagazin „Gebäude-Energieberater“. „Bei automatisierten Pelletheizungen hat sich in den vergangenen Jahren viel getan. Die Feinstaubemissionen sind selbst für Schornsteinfeger kaum noch messbar.“

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hingegen bezeichnet das Heizen mit Holz als „alarmierende Renaissance einer überholten Energieform“. Es schade dem Klima, denn durch die Verbrennung gelange CO2 in die Atmosphäre und die genutzten Bäume könnten zugleich das Kohlendioxid nicht aus der Luft binden und speichern. Außerdem werde CO2 durch die Holzernte, den Transport und die Verarbeitung des Holzes erzeugt.

Es dauere Jahrzehnte, bis diese „Mehremissionen“ aus der Luft durch Bäume wieder aufgenommen werden. Laut Greenpeace entstehe so insgesamt mehr Treibhausgas, als Wälder durch ihr Wachstum binden können. Gesche Jürgens, Waldexpertin bei Greenpeace, setzt daher beim Heizen auf Alternativen zu Holz: „Oft empfehlen sich Solarthermie oder Wärmepumpe.“

Es gibt aber – auf beiden Seiten – Einschränkungen. So sagt Greenpeace-Mitarbeiterin Jürgens: „Im ländlichen Raum kann es Sinn ergeben, auf Holzheizungen zu setzen, da es vor der Haustür steht und kaum Transportwege anfallen.“ Auch Julia Bothur vom Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks rät, Holz aus regionaler und nachhaltiger Produktion zu kaufen. Sie verweist außerdem darauf, dass man die Holzöfen auch korrekt nutzen müsse – sonst entstehe aufgrund der unvollständigen Verbrennung ein hoher Gehalt an Emissionen. „Kunststoffe und behandeltes Holz gehören nicht in den Holzofen“, ergänzt Bothur.

Und noch etwas machen die Experten klar: Der Rohstoff Holz ist nicht unendlich verfügbar. „Man kann keine 85 Millionen Bürgerinnen und Bürger aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung versorgen“, so Thomas Schnabel vom HKI. Deshalb sei es wichtig, für das jeweilige Gebäude den richtigen Energiemix aus Erneuerbaren Energien zu finden. Zum einen kann man beim Gerät ansetzen. Alte Öfen, deren Technologie für mehr Feinstaubausstoß sorgt, lassen sich teils mit Partikelfiltern nachrüsten. Allerdings sagt Branchenkenner Joachim Berner: „Finanziell macht es oft eher Sinn, einen neuen Ofen zu kaufen, der schon sauberer ist.“ Bei neuen Geräten rät er, auf Zertifikate wie den Blauen Engel und das Zeichen vom Tüv Süd für emissionsarme Feuerstätten zu achten.

Frisches und damit noch feuchtes Holz verbrennt unvollständig, und Ruß und Teerpartikel steigen als Abfallprodukte in den Schornstein auf. Je nach Holzart und Lagerung muss Brennholz daher ein bis zwei Jahre trocknen, bis der gesetzlich vorgeschrieben Wert von maximal 25 Prozent Restfeuchte oder ein Wassergehalt von maximal 20 Prozent erreicht ist. Es werden weniger Emissionen freigesetzt, wenn das Feuer beim Anzünden schnell hohe Temperaturen erreicht. Daher rät der HKI zu dünn gespaltenem Holz und handelsüblichen Anzündern. Zudem braucht das Feuer anfangs viel Sauerstoff. Daher empfehlen die Experten, die Öffnungen für die Luftzufuhr beim Entzünden maximal zu öffnen.

Erst wenn sich ein Glutbett gebildet hat, werden größere Holzscheite und Briketts nachgelegt. Haben sie Feuer gefangen, wird die Luftzufuhr wieder gedrosselt. Details zu den Einstellungen am Ofen stehen in der jeweiligen Bedienungsanleitung des Herstellers. dpa/tmn