Auch der Polizeialltag der Göppinger Bereitschaftspolizisten verändert sich ständig
Sonderveröffentlichung

70 Jahre Bereitschaftspolizei Göppingen Auch der Polizeialltag der Göppinger Bereitschaftspolizisten verändert sich ständig

Die 70-jährige Geschichte der Bereitschaftspolizei ist ereignisreich. Im Mittelpunkt stand und steht die Unterstützung der regionalen Polizeipräsidien in Baden-Württemberg, aber auch das Engagement weit über die Landesgrenzen hinaus.

Von den Anfängen (ganz rechts und unten) zu den Anforderungen der heutigen Zeit. Neue Konzepte und Taktiken wurden entworfen, um auf die Anforderungen des Polizeialltags reagieren zu können. Je nach Aufgabengebiet werden Einsatzzüge, Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten, die Technischen Einsatzeinheiten oder auch Polizeireiterstaffeln entsandt. Fotos: BePo Göppingen

12.07.2021

Die Bereitschaftspolizei Baden-Württemberg wurde im Juni 1951 gegründet, der Aufstellungsstab bezog das heutige Areal an der Heiningerstraße 100 in Göppingen. Schon zwei Monate später kamen die ersten Polizeibeamten an den Dienstort, der eine wechselvolle Nutzung hatte und früher als Flakkaserne, dann als Kriegsgefangenenlager und anschließend als Sitz der Zentralkliniken Göppingen genutzt wurde.

1,3 Millionen Einsatzstunden im vergangenen Jahr

Bis 1987 war die Bereitschaftspolizei eine reine Männerdomäne, dann wurden auch Frauen eingestellt. Seit 1993 werden unter speziellen Voraussetzungen auch Bewerber in den Polizeidienst des Landes aufgenommen, die keine deutsche Staatsangehörigkeit haben. Vor sechs Jahren wurde die Struktur der Polizei des Landes reformiert. Die ehemals fünf Standorte Göppingen, Bruchsal, Lahr, Biberach und Böblingen wurden unter dem Dach des neu gegründeten Polizeipräsidiums Einsatz in den Bereitschaftspolizeidirektionen Göppingen und Bruchsal zusammengefasst. An den zwei Direktionen sind 1432 Mitarbeiter beschäftigt. 365 Fahrzeuge, davon 66 Spezialfahrzeuge, werden vorgehalten. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt knapp 1,3 Millionen Einsatzstunden abgeleistet. Die Bereitschaftspolizei rückt immer dann aus, wenn die Aufgabenbewältigung einen hohen personellen Einsatz erfordert oder ganz spezielle Technik und Logistik mitsamt dazugehörigem Fachpersonal gebraucht wird. Die Herausforderungen sind hoch, die Einsatzanlässe sehr breit gefächert und unterschiedlich. In den sogenannten stehenden geschlossenen Einheiten verrichten, neben erfahrenem Stammpersonal, Kollegen ihren Dienst, die zuvor ihre Ausbildung in der mittleren oder gehobenen Laufbahn erfolgreich absolviert haben und am Beginn ihres Berufslebens stehen. Die Begleitung von Versammlungen und Fußballspielen gehört zu den ganz traditionellen Aufgaben der Bereitschaftspolzei, aber auch wiederkehrende Einsätze mit regionalen Schwerpunkten werden abgedeckt. In den vergangenen Jahren ist das Aufgabenportfolio stetig gewachsen. Neue Konzepte und Taktiken wurden entworfen, um mithilfe moderner Technik auf die Anforderungen des Polizeialltags reagieren zu können. Die Folge ist ein hohes Maß an Spezialisierung.

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Regelmäßige Fortbildungen gehören dazu

Je nach Aufgabengebiet werden Einsatzzüge, Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten, die Technischen Einsatzeinheiten oder auch Polizeireiterstaffeln entsandt. Rechtliche, taktische, technische und psychologische Fortbildungen gehören für die Einheiten regelmäßig dazu. Natürlich gibt es für die Beamten die Möglichkeit, sich entsprechend ihrer Interessen und Fähigkeiten weiter zu qualifizieren. Beispiele sind das Führen der Spezialfahrzeuge, etwa von Wasserwerfern, Unimogs oder Polizeibooten. Auch Tätigkeiten in der Beweissicherung und Dokumentation, die Qualifikation zum Einsatztrainer oder Reiter und Drohnenpilot sind Beispiele für die Weiterqualifizierungs- und Aufstiegsmöglichkeiten bei der Bereitschaftspolizei. Mit Blick auf die Gefahren von terroristischen Anschlägen oder Amokläufen, kommt der Vorbereitung auf die sogenannten lebensbedrohlichen Einsatzlagen große Bedeutung zu. Im Laufe der Jahre hat sich vieles verändert, die Beamten der Bereitschaftspolizei verbindet indes über alle Epochen hinweg Teamfähigkeit und Leistungsbereitschaft im Einsatz für die freiheitlich demokratische Grundordnung und die Werte der Gesellschaft. Von Iris Ruoss

Bedeutende Einsätze der Bereitschaftspolizei der letzten 20 Jahre

Allein in den vergangenen 20 Jahren blickt die Bereitschaftspolizei auf viele bedeutende Einsätze zurück, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die Beamten der Bereitschaftspolizei rücken zu den verschiedensten Einsätzen aus.

Die Begleitung von Versammlungen und Fußballspielen ist an der Tagesordnung, aber auch zu Flugzeugabstürzen werden die Einheiten abgerufen oder zu Einsätzen rund um das Bahnprojekt Stuttgart 21. Fahndungen in puncto Polizistenmord, beispielsweise von Michele Kiesewetter in Heilbronn oder jüngst die Fahndung und Festnahme von Ives Rausch in Oppenau, der mehrere Polizisten entwaffnet hatte und dann in den Wald geflüchtet war, gehören zu den Aufgaben.

Im Jahr 2009 waren die Beamten bei den Amokläufen in Winnenden und Wendlingen im Einsatz. Von 2018 bis 2020 war die Bereitschaftspolizei auch im länderübergreifenden Einsatz.

2018 stand der Hambacher Forst in Nordrhein-Westfalen mitten im Zentrum einer sich hochschaukelnden Klimadebatte, weil er für den fortschreitenden Braunkohletagebau gerodet werden sollte. Aktivisten wollten das verhindern, indem sie ihn mit rund 90 Baumhäusern besiedelten. Die Göppinger Bereitschaftspolizisten waren mehrfach mit im Einsatz.

Präsenz bei Nato-Gipfeln, G7-,G8- und G20-Gipfeln gehört auch zum Tagesgeschäft der Beamten, genauso bei den Papstbesuchen in München und Freiburg.