Fastenmonat Ramadan: Eins sein mit sich und seinem Glauben
Sonderveröffentlichung

Happy Bayram! Fastenmonat Ramadan: Eins sein mit sich und seinem Glauben

Yusuf Baylan aus Ulm gibt einen Einblick in die besinnliche Zeit der Muslime, die am 21. April endet.

FOTO: NATURE PEACEFUL/ADOBESTOCK

19.04.2023

Wenn die Sonne sich am Morgen über dem Horizont erhebt, beginnt für Muslime einmal im Jahr ein besonderer Monat: der Fastenmonat Ramadan. Zwischen 29 und 30 Tagen folgen sie in dieser Zeit bestimmten Regeln.

1. Was heißt Ramadan eigentlich? 

Der Ramadan ist der Fastenmonat der Muslime. Die wörtliche Übersetzung lautet ,,heißer Monat". Ramadan leitet sich vom Verb ,,ramida" ab, das zum einen „sehr heiß sein" bedeutet, zum anderen aber auch ,,fasten“ oder „verbrennen".

2. Welche Regeln gelten in dieser Zeit? 

Zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang dürfen Muslime nichts essen oder trinken. Bevor die Sonne aufgeht, ist ein leichtes Frühstück gestattet, nach Sonnenuntergang feiert man das Fastenbrechen mit Speisen und Getränken. Ausgenommen vom Fasten sind Schwangere und Stillende, Kinder, ältere oder kranke Menschen und Reisende.

3. Warum ist der Ramadan für Muslime so wichtig?

Jede Religion beruht auf bestimmten Ritualen und Regeln. Der Islam baut auf fünf Säulen auf, von denen eine der Ramadan ist. Die vier weiteren Säulen sind das Glaubensbekenntnis, das Gebet, die soziale Pflichtabgabe und die Pilgerfahrt nach Mekka. Mit dem Ramadan wird an die Zeit erinnert, in der der Erzengel Gabriel dem Propheten Mohammed den Koran zum ersten Mal offenbarte. Der Zeitpunkt wird auch als „Nacht der Besinnung" bezeichnet.

4. Warum findet der Ramadan nicht jedes Jahr zur selben Zeit statt? 

 Für die Berechnung wird der Mondkalender herangezogen, nach welchem das Jahr 354 Tage hat. Das bedeutet, der Ramadan verschiebt sich pro Jahr um zehn bis elf Tage. Er beginnt mit dem Neumond des neunten Monats des islamischen Kalenders. In diesem Jahr begann er am 22. März und endet am 21. April.

5. Wie feiern Muslime das Ende des Ramadan?

Mit dem Zuckerfest endet der Ramadan. Je nach Region dauern die Feierlichkeiten bis zu drei Tage. Dabei bedanken sich die Gläubigen bei Allah, dass er ihnen die Kraft gegeben hat, die Herausforderungen des Fastenmonats zu meistern, sie bitten um Vergebung von Fehlern, die sie während dieser Zeit begangen haben und bitten ihre Fastenleistungen anzunehmen.

6. Was sind typische Zuckerfest-Speisen? 

Bereits in den Tagen vor dem Fest laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Zu den traditionellen Speisen gehören Datteln, Kunafa (Süßspeise mit Quark, Nüssen und Rosinen), Bolani (gefülltes Fladenbrot), Baklava, Kabuly Palaw (Reisgericht mit Fleisch, Karotten und Rosinen), Falafel oder Reis in Bananenblättern und Huhn.

Yusuf Baylan (Ulm): Dankbar für die Zeit der Besinnung

Was bedeutet dir der Ramadan persönlich?

Mit der Fastenzeit drücke ich meine Liebe zu Gott aus. Es geht aber auch um die Rückbesinnung auf das Wesentliche im Leben. Durch den Verzicht wird mir immer wieder bewusst, was wir alles haben und was wir überhaupt wirklich brauchen. Und dass Fasten dem Körper sehr gut tut, ist ja inzwischen vielfach wissenschaftlich bestätigt.

Welche Rolle spielen Gemeinschaft und Familie?

Eine sehr große! Wir feiern alle gemeinsam das Zuckerfest. Es ist eine ganz besondere Zeit und dient dazu, Ärger und Frust hinter sich zu lassen, Streitereien beizulegen und sich gegenseitig zu verzeihen. Manchmal habe ich den Eindruck, dass es für uns Menschen immer schwieriger wird, Fehler einzugestehen oder sich für etwas zu entschuldigen. Ich bin dann besonders dankbar für diese Zeit, weil sie uns dazu anhält, darüber nachzudenken.

Wie wird bei dir zu Hause das Zuckerfest gefeiert?

Morgens gehen die Männer zum Gebet. Dann gehen wir nach Hause zu unseren Familien und beglückwünschen uns gegenseitig. Am ersten Tag besucht man dann die engste Familie, also die Eltern, Großeltern, Onkels und Tanten. Am zweiten Tag kommen dann die Nachbarn, Freunde und so weiter hinzu. Man besucht sich und feiert gemeinsam.

Freust du dich schon auf das Zuckerfest?

Ja, sehr. Ich freue mich vor allem für meine Kinder - wir feiern ihre Geburtstage nicht, aber dafür intensiv das Zucker- und das Opferfest. Ich liebe es, ihnen dann etwas Gutes zu tun.