Die 43. Herbstliche Musiktage in Bad Urach: Offen für neue Musikgenüsse
Sonderveröffentlichung

Herbstliche Musiktage Bad Urach Die 43. Herbstliche Musiktage in Bad Urach: Offen für neue Musikgenüsse

Das Programm der Veranstaltung am 30. September steht unter dem Motto „FreiheitsNeigungen“. 

Festivalleiter Florian Prey. Foto: Susanne Eckstein

19.09.2023

Als der berühmte Sänger Hermann Prey Mitte der 1970er Jahre einen geeigneten malerischen Urt für seine Idee eines SchubertFestivals suchte, fanden sich die Städte Hohenems in Vorarlberg und Urach (zum Bad wurde Urach 1983).

Allerdings scheiterte zunächst die Umsetzung, denn Hermann Prey wollte Schuberts Gesamtwerk in chronologischer Reihenfolge aufführen lassen, was in der Konsequenz bedeutet hätte, an einem einzigen Abend ein Orchesterwerk, ein Klavierlied, ein Chorwerk und ein Streichquartett auf die Bühne zu bringen - schon finanziell ein Ding der Unmöglichkeit.

In der Folge konzentrierte sich die Schubertiade Hohenems auf Schuberts Schaffen generell, daneben entstanden die Herbstlichen Musiktage in Bad Urach mit ihrem Fokus (ebenfalls) auf Schuberts Werk sowie auf der menschlichen Stimme.

Beide Festivals haben sich erfolgreich weiterentwickelt.

Nachdem der Gründer Hermann Prey vor 25 Jahren verstorben war, übernahm in Bad Urach sein Sohn Florian die künstlerische Leitung der Musiktage. Ein ganz anderer Typ als der Vater, zwar ebenfalls Sänger, doch eher in der Barockmusik zu Hause, suchte er für sich und das Bad Uracher Festival so behutsam wie konsequent einen neuen Weg. Franz Schubert ist nach wie vor der „Hausgott“, doch das Konzept wurde gemeinsam mit den Verantwortlichen vor Ort geöffnet für neue und spannende Formen von Musik und Musikvermittlung sowie für ein breit gefächertes Publikum.

Dafür steht auch das aktuelle Programm unter dem Motto „FreiheitsNeigungen“: Beim Eröffnungsabend am 30. September spielt das Odeon Jugendsinfonieorchester München Modest Petrowitsch Mussorgskis „Bilder einer Ausstellung“ (das als Schulkonzert am 29. bereits ausverkauft ist). Das Kirchenkonzert am 1. Oktober nennt sich „Liberty *1“ und bringt unter anderem Georg Händels Oratorium „Israel in Egypt“ im barocken Klanggewand zu Gehör. In der Kammermusiksoirée I am 3. Oktober werden die spektakuläre junge Klassik-Band „Spark“ und der Countertenor Valer Sabadus mit bunten Klangwelten die Ohren kitzeln, und im Orchesterkonzert I am 5. Oktober mit dem rätselhaften Titel „‘bechange‘2 fünf minus change“ darf man erneut das Stegreif-orchester Berlin bewundern, das – ohne Noten – ganz neu und spontan mit den Partituren umgeht. Diesmal stellt es Musik von Frauen vor.

Die „traditionellen“ Inhalte der Bad Uracher Musiktage vertritt hauptsächlich Florian Prey als Sänger, unter anderem in einer Liedermatinée zum Thema „Abschied“ am 1. Okotber und einem „Konzert der Freunde“ (im Gedenken an Hermann Prey) in der Marienkirche Upfingen.

Bläsermusik ist eher eine Rarität in den Musiktagen.

Nun gibt es aber am 6. Oktober wieder einen Abend für Bläser-Liebhaber: Das Acelga Quintett zeigt „Herz und Humor“ mit Werken von Mozart, Dvořák, Farkas und anderen. Den Abschluss bildet das Württembergische Kammerorchester Heilbronn mit Solisten: Es kombiniert die „Vier Jahreszeiten“ von Vivaldi und Piazzolla mit einer aktuellen Kantate.

Waren jahrzehntelang der Palmensaal im Residenzschloss, die Stiftskirche St. Amandus und die Festhalle die Hauptspielorte, kamen später als Kammermusiksaal der Prof. Dr.-Willi-Dettinger-Saal im Bürgerhaus Schlossmühle hinzu sowie (unter anderem) die Künkele-Mühle für ein musikalisches Abendessen. Im Blickpunkt steht als ein Highlight dieses Jahr die Festhalle, die frisch renoviert und erweitert einen attraktiven Rahmen fürs große Publikum bietet. Susanne Eckstein