Die Trauerkultur ändert sich
Sonderveröffentlichung

Hilfe im Trauerfall Die Trauerkultur ändert sich

Bestattung Die klassische Beerdigung spricht nicht jeden an. Viele Menschen wollen einen alternativen Abschied. Bestatter setzen auch ungewöhnliche Wünsche um.

Das ,,Lebensfest" zum Abschied muss nicht auf dem Friedhof stattfinden. Warum nicht gemeinsam bei einem Picknick an einem lauschigen Fleckchen an schöne Momente mit dem oder der Verstorbenen erinnern? Foto: dpa/Diana Frohmüller

15.05.2023

Zugegeben, zunächst erscheint es etwas seltsam, zu sehen, wie in Ghana eine Beerdigung abläuft. Mit Trauer scheint es auf den ersten Blick wenig zu tun zu haben, wenn Gäste in leuchtenden Farben zu lauter Musik am Sarg tanzen.

Und doch: Auch hierzulande gibt es längst alternative Beerdigungen, die mehr das Leben feiern, denn den Tod in den Mittelpunkt stellen. ,,Ich habe schon erlebt, wie mit Feuerkorb, Gitarre und Urne am Strand gefeiert wurde. Oder am offenen Sarg in einer Hochzeitslocation", berichtet Bestatterin Nadine Weske, die sich jedoch lieber ,,Abschiedsplanerin" nennt.

Geänderte Zeremonien

Passend zu dem, was sich viele ihrer Kunden inzwischen zum Ende ihres eigenen Lebens oder dem ihrer Angehörigen wünschen: ein Abschieds- oder Lebensfest. So wie neulich, als ein ALS-Patient, der nicht mehr lange zu leben hatte, noch eine „richtig dicke Party" gefeiert habe. ,,Die Stimmung war toll, er wurde auf die Tanzfläche geholt, alle haben um ihn herum getanzt und geweint - gleichzeitig", schildert Weske. Auch in einem Kinosaal habe sie schon einmal für eine Filmemacherin ein Abschiedsfest organisiert: ,,Da stand dann die Urne vorne, es wurde ihr Lebensfilm gezeigt und dazu gab es Popcorn."

Für den Bundesverband Deutscher Bestatter (BDB) sind Veranstaltungen wie diese längst keine Überraschung mehr. Nicht zuletzt auch deshalb, weil die Feuerbestattung inzwischen die häufigste Bestattungsart sei. ,,Dadurch ergeben sich neue Orte, an denen Trauerfeiern stattfinden können - auch dies ändert viele Zeremonien", sagt Sprecherin Elke Herrnberger. Viele Menschen legen die Wünsche für ihre Abschiedsfeier zu Lebzeiten fest: ,,Bitte zieht fröhliche Kleidung an!", oder „Ich möchte, dass gelacht und getanzt wird!", heißt es in Vorsorgevereinbarungen. Dazu werden Lieblingsgerichte, Playlisten oder persönlich bedeutsame Orte für Trauerfeier oder Bestattung bestimmt.

Für Dr. Carmen Birkholz, Vorsitzende vom Bundesverband für Trauerbegleitung (BVT), ist ganz klar: Wenn sich der Verstorbene etwas gewünscht hat, ist das die Autorität. ,,Ganz gleich, was andere davon halten." Meist sind auch Angehörige und Freunde auf derselben Wellenlänge.

Gespräche sind wichtig

Was aber, wenn es Angehörige oder Freunde gibt, die empört über diese Art der Trauer sind? ,,Im Zweifelsfall muss man durch diesen Konflikt durch", sagt Birkholz. Wichtig sind der Mediatorin Gespräche, in denen die Bedenken ernst genommen werden. Denn das könne helfen. ,,Oft lassen sich Skeptiker gewinnen, wenn sie merken, dass es darum geht, dem Verstorbenen gerecht zu werden."

Auch Nadine Weske stößt mit ihrer Gestaltung der Abschiedsfeiern nicht nur auf Begeisterung. „Das gehört sich nicht", hieße es manchmal. Dann frage ich immer: Aber was genau denn nicht? Denn den letzten Wunsch eines Menschen umzusetzen und ihm ein schönes Fest zu bereiten, da kann ja keiner etwas dagegen haben."

Wie sie selbst ihre eigene Trauerfeier gern einmal gestaltet hätte, überlegt sie noch. Als Reisefan würde sie sich wünschen, dass ihre Asche verteilt wird. „Das wäre schön, wenn jeder ein Stückchen von mir mit in den Urlaub nimmt“, sagt sie. dpa/ka


Es sind viele Dinge, die es zu regeln gilt

Wenn ein naher Angehöriger stirbt, ist es oft schwierig, einen klaren Gedanken zu fassen. Dennoch ist es wichtig, etliche Dinge zu regeln. Bei vielen kann man auch Hilfe bekommen.

Ist der Angehörige zu Hause verstorben, sollte umgehend der behandelnde Hausarzt verständigt werden. Dieser muss den Tod des Verstorbenen bescheinigen. Ohne den Totenschein kann das zuständige Standesamt die Sterbeurkunde nicht ausstellen. Beim Sterbeort im Krankenhaus oder in einer Pflegeeinrichtung übernimmt in der Regel die Einrichtung das Organisatorische.

Als nächsten Schritt sollten die Angehörigen ein Bestattungsinstitut beauftragen. Hat der Verstorbene selbst entsprechend vorgesorgt, ist dieser Schritt einfacher. Viele weitere organisatorische Dinge wie zum Beispiel die Anmeldung der Beerdigung kann der Bestatter den Angehörigen abnehmen.

Personalausweis oder Reisepass, Geburtsurkunde, Sterbeurkunde, gegebenenfalls die Heiratsurkunde oder ein Scheidungsurteil, müssen herausgesucht werden. Der Bestatter kann hierbei unterstützen. Außerdem sind in der Folge auch diese Unterlagen wichtig: die Krankenkassenkarte, die Rentennummer und ein womöglich vorhandenes Testament. Gibt es eine Bestattungsvorsorge, eine Sterbegeldversicherung, eine Lebensversicherung oder sonstige Verfügungen, sind auch diese in den nächsten Tagen wichtig.

Geht es an die Organisation der Bestattung, lautet die wichtigste Frage: Hat der Verstorbene eine Bestattungsvorsorge hinterlassen? In dem Dokument könnte er festgelegt haben, wie er sich die Beisetzung vorstellt. Wichtig: Bestattungswünsche sollten nie im Testament formuliert werden. Es wird in der Regel erst nach der Beisetzung eröffnet.