Sonderveröffentlichung

Jahresrückblick Schüsse auf Gallus in Hattenhofen: Attentat erschüttert den Landkreis

Bluttat in Uhlandhof: Der FDP-Kreispolitiker schwer verletzt durch Schüsse von einem Unbekannten in der Nacht vom 18. auf den 19. März - Notoperation in der Klinik am Eichert in Göppingen.

Die Ermittler nach dem Attentat auf dem abgelegenen Uhlandhof in Hattenhofen. In einer Nacht im März feuert hier ein Unbekannter mehrere Schüsse auf Georg Gallus ab. Foto: SDMG

30.12.2023

Es ist ein Fall, der bundesweit Aufsehen erregt und im Landkreis für große Bestürzung sorgt: In der Nacht vom 18. auf den 19. März wird der Landwirt und FDP-Kreisrat Georg Gallus junior in seinem Heimatort Hattenhofen durch Schüsse schwer verletzt. Ein Unbekannter feuert um 4 Uhr morgens mehrmals von außen durch ein Fenster auf den damals 65-Jährigen. Der Schütze trifft sein Opfer offenbar viermal in den Körper, nach Informationen der NWZ hat Gallus zu dieser Zeit in seiner Wohnung auf dem abgelegenen Uhlandhof geschlafen. Der Politiker wird bei dem Mordanschlag so schwer verletzt, dass er in der Klinik am Eichert in Göppingen notoperiert werden muss. Gallus steht während der Behandlung im Krankenhaus unter Polizeischutz.

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Es ist eine andere Schlafqualität als zuvor, dies ist wohl der Psyche geschuldet.
Georg Gallus
Opfer eines Mordanschlags

Die schreckliche Tat schockiert nicht nur die Menschen in Hattenhofen, sondern weit darüber hinaus. Verbunden mit der Fassungslosigkeit ist die große Hoffnung, dass der Fall schnell aufgeklärt werden kann. Nicht nur im Ort rätselt man über die Hintergründe des Attentats - „zufällig, politisch, persönlich oder unternehmerisch“, nennt der Hattenhofer Bürgermeister Jochen Reutter in einer ersten Reaktion kurz nach der Tat mögliche Motive. Gerüchte machen die Runde, spekuliert wird bis heute viel - doch man weiß es nicht.

Die Kriminalpolizei bildet direkt nach dem Verbrechen eine Sonderkommission zur Klärung des Falls und hat bis heute keine heiße Spur. Unzählige Hinweise und Handydaten werden ausgewertet, die Ermittlungen laufen in unterschiedliche Richtungen. Klar ist jedoch recht schnell: Die Staatsanwaltschaft Ulm glaubt an einen gezielten Mordanschlag. Viele Fragen bleiben jedoch offen: Gibt es Erkenntnisse zur Tatwaffe? Führen auch Spuren ins Ausland? Wie viele Schüsse hat der Täter auf Gallus abgefeuert?

Zehn Wochen nach dem Anschlag spricht das Opfer das erste Mal öffentlich über die Rückkehr in den Alltag und ist auch wieder bei Festen und Terminen zu sehen. Gallus nimmt auch seine politische Arbeit wieder auf. Im Sommer dann gibt er in einem großen Interview Einblicke in sein Seelenleben: „Seit ich aus der Klinik entlassen wurde, halte ich mich an verschiedenen Aufenthaltsorten auf und ich fühle mich da sicher. Und die Sicherheit ist das A und O, deswegen kann ich gut schlafen - aber: Es ist eine andere Schlafqualität als zuvor, dies ist wohl der Psyche geschuldet“, sagt er im Juli.

Die Ankündigung der Staatsanwaltschaft, die Ermittlungen mangels Tatnachweises noch vor Weihnachten einzustellen, kritisiert Gallus anschließend in einem offenen Brief scharf.
Von Susann Schönfelder