Kirchturmsanierung Zainingen: Denkmal von Bedeutung
Sonderveröffentlichung

Kirchturmsanierung Zainingen Kirchturmsanierung Zainingen: Denkmal von Bedeutung

Die Renovierung des Turms der evangelischen Martinskirche aus dem 15. Jahrhundert ist abgeschlossen - Besondere Aktionen zur Finanzierung.

Historisches Bauwerk in neuem Glanz: Die Sanierung des Kirchturms ist abgeschlossen. Fotos: Gabriele Böhm

17.12.2023

Pünktlich zu Weihnachten ist der Turm der denkmalgeschützten Martinskirche fertig geworden. Die 1494 von Hans Horat erbaute Kirche ist ein Kleinod mit kunstvollen Schlusssteinen im Chor und einem riesigen Christophorusfresko. Kaufleute auf der Handelsstraße Paris-Prag kamen im Mittelalter in die Zaininger Kirche, um die Hilfe des Heiligen zu erbitten. Die Kirche war auch eine der ältesten Missionsstationen auf der Alb.

Schäden waren nicht zu übersehen

Altes Gebäude, altes Holzwerk.
Altes Gebäude, altes Holzwerk.

Doch eine so alte Kirche muss in Abständen natürlich auch saniert werden. 2020 waren die Schäden am Turm nicht mehr zu übersehen. Beim charakteristischen Fachwerkaufsatz war an der Nord-, Süd- und Westseite das Holz stark verwittert, ein Mauerstück brach aus, der Putz bröckelte. Man entschied sich nach intensiven Beratungen, das Fachwerk weiterhin sichtbar zu lassen.

Die alten Balken ersetzte man durch Eichenholzbalken und schützte sie mit einer speziellen Leinölfarbe. Die Gefache, so berichtete Architektin Stefanie Mayer vom Büro Ott Architekten in Laichingen, wurden mit frostbeständigen Vollziegelsteinen ausgemauert und mit mehreren Lagen Trasskalk verputzt und angestrichen.

Um zu verhindern, dass Wasser ins Fachwerk eindringt, wurden Dreikantleisten aus Eichenholz aufgesetzt und wie früher Hanfstricke eingelegt. Der vorhandene Kunststoff wurde entfernt, man folgte den Erfahrungen des bewährten traditionellen Handwerks.

Ersetzt wurden auch die durch Wassereintritt verwitterten Etagenböden im Turm und die Balken unter dem Glockenstuhl, der dazu angehoben und an den Dachstuhl gehängt werden musste. Lange mussten die Bürger im Ort daher auf das heimelige Kirchenläuten verzichten und konnte auch nicht mehr wie gewohnt die Zeit an der Kirchenuhr ablesen. Die Zifferblätter waren ebenfalls so schadhaft, dass man sie ersetzen musste. Auch die Balkenköpfe über der Sakristei sowie marode Teile des Treppenhauses zur Glockenstube mussten erneuert oder ergänzt werden, ebenso der Blitzschutz, die Elektrik, die Schlagwerke der Glocken und ihre Motorik. Auch der Wetterhahn erhielt eine Auffrischung. Der ganze Turm bekam einen neuen weißen Anstrich.

Besondere Aktionen zur Finanzierung

Die Bausumme lag bei gewaltigen rund 650 000 Euro. 30 Prozent kamen vom Oberkirchenrat, weitere acht Prozent vom Kirchenbezirk, 10 000 Euro von der Kirchenstiftung KiBa. Den Rest musste die Kirchengemeinde selbst aufbringen und setzte dabei auch auf Eigenleistung. Gemeinsam entfernte und reinigte man die 2500 Dachschindeln, baute den Dachstuhl ab und brach die maroden Gefache aus, so Kirchengemeinderätin Elfriede Hagmeyer. Viele halfen mit finanziellen Spenden.

Viel Originelles ließ sich die Kirchengemeinde für die Finanzierung einfallen. Sie rief die Aktion „Rares für Bares“ in Anlehnung an eine TV-Sendereihe ins Leben: Dinge, die nicht mehr benötigt wurden, versteigerte man zugunsten der Kirche. Orgelpfeifen und Klappstühle, Gemälde und Spielzeug wechselten die Besitzer. Bis ins Fernsehen schaffte es die Aktion „The Dörf“, die Zainingen überregional bekannt machte. Daniel Blochinger und Christian Egeler verkauften T-Shirts, Hoodies, Tassen und Taschen mit dem „The Dörf“-Logo. Auch ortsansässige Betriebe nahmen an dieser Aktion teil. Für die tollen Ideen gab es den ersten Preis für Fundraising der evangelischen württembergischen Landeskirche.

Anfang Dezember 2023 konnten die Kirchenglocken zum Abschluss der Renovierungsarbeiten dann wieder feierlich läuten. „Wie Weihnachten!“, sagt Elfriede Hagmeyer, die betont, dass die Kirchengemeinde mit den Handwerkern sowie Stefanie Mayer vom Architekturbüro Ott sehr zufrieden war. „Sie waren kompetent und mit Fachwissen engagiert bei der Arbeit. Es war eine angenehme Arbeitsatmosphäre. Herzlichen Dank an alle Beteiligten für das gute Miteinander!“

Von Gabriele Böhm