Studieren ist gut fürs Gehirn
Sonderveröffentlichung

Leben und Wohnen im Alter Studieren ist gut fürs Gehirn

Bildung: Eigentlich gilt der Ruhestand als Phase des wohlverdienten Ausruhens. Doch was macht man mit all der Zeit, die man jetzt hat?

Wer in seinem Leben aktiv war, hat auch als Senior oft noch Lust, Neues anzugehen und sich in ein Studium zu stürzen. Foto: dpa/Friso Gentsch

07.05.2024

Wie wäre es, mit über 50 Jahren als Erstsemester an eine Universität zu gehen? Verrückt? Nein! Denn endlich hat man ausreichend Zeit, sich mit den Dingen zu beschäftigen, die einen schon immer interessiert haben. Wen es im Alter zum Studium zieht, hat verschiedene Möglichkeiten.

1. Was ist ein Seniorenstudium? Einerseits gibt es das normale Regelstudium, das man auch im Alter noch absolvieren kann. Hier muss man alle Prüfungen bis zum Abschluss regulär ablegen. „Wer aber bereits ein ganzes Berufsleben hinter sich gebracht hat, braucht ja keinen berufsqualifizierenden Abschluss mehr, sondern kann frei seinen Interessen folgen“, sagt Bernd Schmitt vom Akademischen Verein der Senioren in Deutschland (AVDS). Einige Hochschulen haben daher ein separates Seniorenstudium mit eigener Struktur eingeführt. Wesentlich häufiger sei jedoch die Teilnahme als Gasthörer. Man besucht Vorlesungen und kann sich sein Programm im Rahmen des Angebots frei nach Interesse zusammenstellen.

2. Wo finde ich Informationen? Die Hochschulen entscheiden in der Regel selbst, welche Form des Studiums für Ältere sie anbieten. Einen Überblick bietet etwa der AVDS auf seiner Website und in seinem Studienführer. Auch die Hochschulen selbst haben meist eigene Koordinatoren für das Senioren- und Gasthörerstudium, die zu Form und Ablauf beraten.

3. Gibt es Voraussetzungen für ein Studium im Alter? Ein Gasthörerstudium steht jedem offen auch ohne Abitur. Allerdings ist auch ein Gasthörerstudium ein Studium, also sollte man schon grundsätzlich der Typ dafür sein“, meint Jaroslaw Wasik, der die Akademie für Weiterbildung und das Seniorenstudium an der Uni Bremen leitet. So ergibt sich meist eine heterogene Gruppe der studierenden Senioren - wobei Akademiker in deutlicher Mehrheit sind.„Für sie ist es wichtig, zu verstehen, dass sich manche Lehrinhalte und Perspektiven seit der Zeit ihres eigenen Studiums verändert haben und dann auch offen dafür zu sein“, sagt Doris Lechner, Koordinatorin des Gasthörer- und Seniorenstudiums der Universität Mannheim.

4. Was spricht dafür, im Alter noch ein Studium zu wagen? “Wir sehen oft eine hohe Motivation bei den älteren Studierenden: Sie wollen geistig möglichst fit und beweglich bleiben, Neues entdecken, sich weiterbilden und ihre Zeit sinnvoll nutzen“, sagt Doris Lechner. Außerdem würden sie sich freuen, an der Universität auf Menschen mit ähnlichen Interessen zu treffen. Die soziale Komponente ist besonders wichtig, das erlebt auch Jaroslaw Wasik. „Die Leute kommen immer wieder zu uns, manche seit mehr als 20 Jahren. Es entstehen Freundschaften und soziale Kreise, das ist einfach wunderbar.“ Für manche ist es auch die Erfüllung eines Lebenstraumes. „Gerade manchen Frauen wurde früher das Studium nicht zugestanden, diesen Wunsch erfüllen sie sich nun.“ dpa