Sonderveröffentlichung

Berufliche Schulen in der Region Vielversprechende Perspektiven

Lebensläufe: Dank der breitgefächerten Ausbildungsmöglichkeiten stehen Absolventen der Beruflichen Schulen alle Türen offen. Nicht wenige sind später im Beruf äußerst erfolgreich, Und es zeigt sich, dass für Führungspositionen nicht immer das klassische Abitur nötig ist.

Franziska Jörg ist Meisterin in einem seltenen Handwerksberuf: Sie ist Orthopädieschuhmacherin mit eigenem Betrieb. Fotos: PR

27.01.2020

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Die Entscheidung für einen Beruf oder eine Ausbildung ist eine der weitreichendsten, die man in seinem Leben trifft. Und nicht selten ist sie auch eine der schwierigsten, begleitet von vielen Fragen, die sich Jugendliche und junge Erwachsene zwangsläufig stellen: Welche Tätigkeit passt zu mir, wo liegen meine Stärken und Schwächen, welche meine Talente kann ich beruflich einsetzen, welche Arbeit würde mir Freude bereiten und mich auf lange Sicht befriedigen?

Antworten darauf zu finden und sich darüber klar zu werden, was die berufliche Zukunft bringen soll, ist gar nicht so einfach, und es kommt vor, dass man mehrere Anläufe und Versuche braucht, um den passenden Beruf, die passende Ausbildung für sich zu finden. Dabei gilt: Es muss nicht immer nur ein einziger Weg sein, der zum Ziel führt.

Absolventen von Beruflichen Schulen beweisen dies immer wieder: Erst die klassische Schulausbildung, dann eine duale Ausbildung in Kooperation mit einem Handwerks- oder Industriebetrieb, danach Fachhochschulreife und Studium oder Meisterprüfung – die Beruflichen Schulen mit ihrem breiten Ausbildungs- und Lehrangebot bieten alle Möglichkeiten, um später im Beruf erfolgreich zu sein.

Nicht wenige der Absolventen der Beruflichen Schulen in den Landkreisen Reutlingen und Tübingen haben genau dies erreicht und beeindruckende Karrieren gemacht. Welche besonderen beruflichen Wege einzelne Schüler eingeschlagen haben, zeigen die folgenden Beispiele.

Etwa Franziska Jörg, die heute als Meisterin in einem seltenen Handwerksberuf ihr eigenes Unternehmen führt: Franziska Jörg ist Orthopädieschuhmacherin, das heißt, sie fertigt Schuhe für Kunden, denen es nicht möglich ist, Schuhe „von der Stange“ zu tragen. Das Schuhmacherhandwerk begleitete Franziska Jörg im Übrigen schon von klein auf, da der Onkel Schuhmacher war. Ein Beruf, der in Zeiten von Massenfabrikation aber fast nicht mehr gefragt ist. Die Spezialisierung machte also Sinn, wobei der Weg zum Traumberuf in der Schillerschule Münsingen begann, wo Franziska Jörg den Hauptschulabschluss machte.

Danach wechselte sie zur Beruflichen Schule Münsingen, um dort den mittleren Bildungsabschluss in der zweijährigen Berufsfachschule zu erwerben. Die mittlere Reife heißt bei dieser Schulart Fachschulreife. Neben Fächern der Allgemeinbildung stehen Profilfächer auf dem Stundenplan. Und obwohl es sich dabei um eine berufliche Orientierung handelt, ist man auf den Profilbereich keineswegs festgelegt.

So war es auch bei Franziska Jörg. Sie wählte das Profil Ernährung und Hauswirtschaft, schloss dieses erfolgreich ab und absolvierte danach eine dreijährige Berufsausbildung zur Orthopädieschuhmacherin. Mit dem Gesellenbrief in der Tasche arbeitete sie drei Jahre in verschiedenen Betrieben. 2013 legre sie die Meisterprüfung ab und arbeitete anschließend auch einige Monate in einer führenden Orthopädieschuhmacherwerkstatt in Australien.

Ab 2014 wagte sie den Schritt in die Selbstständigkeit, zunächst als Kleinunternehmerin neben einer Teilanstellung in einem Betrieb. In Münsingen richtete sie eine eigene Werkstatt ein. Die Aufträge lasteten sie mehr und mehr aus, so dass Franziska Jörg seit 2018 als Unternehmerin ihren eigenen Betrieb führt.

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Sven Döbler startete selbst als Azubi im Groß- und Außenhandel bei der RSU GmbH und ist heute Vertriebsleiter und zuständiger kaufmännischer Ausbilder.

Die berufliche Entwicklung auch bei Sven Döbler beweist: Nichts ist unmöglich! Der Groß- und Außenhandelskaufmann aus Bad Urach arbeitet heute erfolgreich als Vertriebsleiter, und sein Werdegang zeigt, dass für eine Führungsposition kein klassisches Abitur nötig ist.

2003 schloss Sven Döbler die Hauptschule ab und begann im Anschluss eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann bei Profi Winkler in Bad Urach, nach der dreijährigen Ausbildung und der anschließenden zweijährigen Beschäftigung im gleichen Betrieb war ihm klar: Der kaufmännische Bereich ist für ihn das absolut Richtige.

Also entschloss er sich, eine Stufe weiter zu gehen. Durch das so genannte 9+3-Modell, einem entsprechenden Notendurchschnitt und die erfolgreich abgeschlossene Ausbildung erreichte er einen dem Realschulabschluss gleichwertigen Bildungsstand. Und startete 2008 eine zweite Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann bei der RSU GmbH in Würtingen, einem der größten Online-Großhändler für Reifen, Felgen und Zubehör.

Bei beiden Ausbildungen war übrigens die Georg-Goldstein-Schule in Bad Urach eine große Unterstützung. Durch ein gutes Konzept der Schule und die enge Zusammenarbeit zwischen Schule und Betrieb wurde er optimal auf die Prüfungen vorbereitet. 2010 beendete Sven Döbler erfolgreich seine Ausbildung, wobei die Ausbildungszeit sogar verkürzt wurde. Mit dem Abschluss als Groß- und Außenhandelskaufmann in der Tasche wurde er von RSU als Kundenberater übernommen.

Bereits ein Jahr später traf Sven Döbler die Entscheidung, sich berufsbegleitend zum geprüften Wirtschaftsfachwirt bei der IHK Reutlingen weiterzubilden. Die zweijährige Fachwirtausbildung vermittelte ihm umfangreiche betriebs- und volkswirtschaftliche, rechtliche, steuerliche und führungsrelevante Kompetenzen. Und: Die Fortbildung war ein weiterer wichtiger Schritt für seine heutigen Positionen als Vertriebsleiter und kaufmännischer Ausbilder.

Seit 2018 ist Sven Döbler auch unterstützend als Prüfer bei der IHK tätig, sichert so das Fachwissen der Prüflinge im Bereich Groß- und Außenhandel und fördert den Austausch zwischen IHK, Arbeitgeber und den Auszubildenden.

Sein Weg macht offenbar, dass auch ohne klassisches Abitur sehr viele Möglichkeiten offen stehen und sich Türen öffnen zu einer leitenden Position – dank des Engagements der Betriebe, dank der Vielzahl der Bildungsangebote und Unterstützung der Beruflichen Schulen und der allgemeinen Möglichkeit, sich über den zweiten Bildungsweg entsprechendes Fachwissen und Know-how anzueignen.

Dass eigene Initiative dabei ebenfalls entscheidend ist, davon ist Sven Döbler überzeugt: „Wichtig ist, sich Ziele nicht nur zu stecken, sondern diese auch konsequent und mit vollem Einsatz zu verfolgen.“