Comeback der Raffinesse
Sonderveröffentlichung

Mode im Herbst Comeback der Raffinesse

Mode Dieser Herbst sieht die Rückkehr gleich mehrerer Trends der vergangenen Jahre - von Grautönen, Beige und Rot bis hin zu Bootcut und Jeanskombis.

Weiterhin viel zu sehen: die Powerfarbe Pink. Jetzt aber häufig in Kombination mit ruhigeren Tönen, wie in diesem Beispiel von Esprit. Foto: dpa/Esprit

15.10.2023

Kuschelige Materialien, die einen wie ein Kokon einhüllen, auf der einen Seite. Fröhliche Farben, bunt gemixt, auf der anderen: Diese Stile bestimmten die Mode der vergangenen Jahre. Jahre, die geprägt von der Corona-Pandemie waren - und in denen Mode einerseits als „Beruhigungsmittel“ dienen sollte, wie Carl Tillessen vom Deutschen Mode-Institut sagt. Andererseits als „Antidepressiva, um nicht zu verzweifeln“.

Klassische Grautöne

Doch diese Zeit ist vorbei. „Und insofern ist es jetzt eine sehr interessante Saison, weil Mode wieder von dieser Funktion befreit wird, die Stimmung ausbalancieren zu müssen und sich wieder ihren eigentlichen Funktionen zuwenden kann“, so Tillessen. Sie kann, so der Trendexperte, wieder andere Botschaften“ transportieren.

Eine der Botschaften, die Tillessen für den Herbst und Winter ausmacht, ist dann auch diese: Wertschätzung des Alltäglichen, des Vertrauten und Bewährten. „Das ist ein sehr starker Trend, der sich farblich darin äußert,dass es im Winter eine Rückkehr von klassischen Grautönen gibt.“ Das Besondere daran: Die Farbe prägt das gesamte Outfit - und das unabhängig vom Anlass. „Also wirklich von der Sportswear bis zu den eleganten Looks zieht sich dieses Grau durch“, sagt Tillessen. Doch das Grau ist nicht der einzige farbliche Aufsteiger. Auch Rot ist der Farb- und Typberaterin Jasmin Link zufolge in diesem Herbst und Winter „wieder omnipräsent“.

Und wie kombiniert man das nun? Soll es edel wirken,etwa mit Schwarz oder Anthrazitgrau. Oder in der sogenannten „Pommes Schranke-Kombination“, also mit hellem Beige oder mit Cremeweiß, so Link. „Das wirkt harmonisch und cool sowie zeitlos.“

Raffinierte Farbharmonien

Überhaupt: Harmonie spielt diesen Herbst und Winter eine wichtige Rolle in der Mode. Trendexperte Tillessen zufolge geht es nicht länger um Extreme, sondern „um raffiniertere Farbharmonien und Zwischentöne“. Kräftige Farben wie Pink, Orange, Rot knallen nicht mehr aufeinander, sondern werden mit ruhigen Tönen abgepuffert. „Quiet meets Loud“, nennt Tillessen diesen Trend.

Neben Grau hier oft dabei: die Farbe Beige. Modeberater Andreas Rose vergleicht sie mit einer unbemalten Leinwand, offen für was auch immer da kommen möge. „Eben aus diesem Grund ist Beige auch hervorragend kombinierbar mit anderen Farbtönen, die dann umso mehr wirken“, so Rose.

Radikal kurze Schnitte bei den Oberteilen

Und noch etwas wird uns diesen Herbst und Winter begleiten: Y2K, das - nicht ganz neue, aber immer noch aktuelle - modische der Nullerjahre. Comeback Das heißt: Bootcut- und Low-Waist-Schnitte bei den Hosen, radikal kurze Schnitte bei den Oberteilen. Jacken gibt es in Bolero-Länge. „Sweatshirts werden zu Crop Tops, die den Blick auf den Bauchnabel freigeben“, so Andreas Rose.

Klingt ganz schön kühl für Herbst und Winter, lässt sich aber mithilfe von Layering, also dem berühmten Zwiebellook, auch an weniger warmen Tagen tragen. Etwa indem man über das kurze Top einen hüftlangen Cardigan wirft. „Dadurch wirkt es ja auch sexy“, sagt Personal Stylistin Maria Hans. „Weil es ja nur ein kleiner Blitzer ist in dem Moment.“

Ebenfalls schon bekannt, in diesem Herbst und Winter, aber nach wie vor präsent: Double-Denim-Kombinationen. Also Jeansjacken oder Jeanshemden zu Jeanshosen und Jeansröcken. Überhaupt: „Jeans sind das ultimative Statement der Saison“, erklärt Andreas Rose.

Und wie schon in den Nullerjahren sind sie nicht selten in auffälligen Waschungen zu sehen. „Moon Wash und Marble Wash und Bleach-Effekte, die aus dieser Zeit kommen, haben jetzt ein extremes Comeback“, sagt Carl Tillessen.

Außerdem zurück: Fransen und Nieten, Leder und Kunstleder. „Wenn man über Musikinspiration spricht, dann kann man sagen, dass wir jetzt zehn Jahre hinter uns haben, die sehr stark von einer Hip-Hop-Attitüde geprägt waren“, sagt Tillessen. Jetzt geht's hingegen zurück zur „Rock ,n' Roll-Attitüde“. Jessica Kliem, dpa