Fünf Tipps für künftige Azubis
Sonderveröffentlichung

Nacht der Ausbildung Fünf Tipps für künftige Azubis

Vorstellungsgespräche können an den Nerven zehren - vor allem, wenn man sie zum allerersten Mal erlebt. So können sich Bewerberinnen und Bewerber gut darauf vorbereiten.

Wenn das erste Job-Interview ansteht, bereitet man sich am besten auf klassische Fragen vor. Foto: Archiv

11.10.2023

Berufserfahrene haben zumeist schon mehrere hinter sich, doch für angehende Azubis und Berufseinsteiger sind sie oft mehr oder weniger Neuland: Vorstellungsgespräche. Klar, dass man da nervös werden kann. Aber keine Sorge: „Dass Azubis natürlich keine große Übung bei Vorstellungsgesprächen haben, ist den Interviewenden auf der anderen Seite bekannt“, sagt die Münchner Diplom-Psychologin und Karriereberaterin Madeleine Leitner. Personalverantwortliche machen bei deren Performance deshalb auch gewisse Abstriche.

Dennoch ist es natürlich sinnvoll, sich vorab gut vorzubereiten und zu wissen, worauf man schon vor den ersten Gesprächen achten kann. Diese Tipps können künftigen Azubis helfen - auch bei Nervosität:

Erfahrungsberichte sammeln

Das erste Vorstellungsgespräch steht an und Unsicherheit macht sich breit, was einen überhaupt erwartet. Dann kann es sinnvoll sein, im Umfeld Erfahrungsberichte einzuholen. Es können etwa Freunde gefragt werden, wie diese mit der Situation umgehen und welche Erfahrungen sie in Vorstellungsgesprächen gemacht haben. Auch Eltern oder Lehrer können hierzu oft einiges beitragen. „Azubis stellen damit also fest: So schlimm, wie man es sich im Kopfkino ausmalt, ist ein Vorstellungsgespräch in aller Regel nicht“, so Jürgen Hesse, Bewerbungs- und Karrierecoach in Berlin. Er rät, sich klarzumachen, dass es in erster Linie um ein gegenseitiges Kennenlernen geht, nicht um eine Wissensprüfung. Und auch wer nicht die allerbesten Noten mitbringt, muss nicht unbedingt zittern. Aus Sicht von Firmen gehe es Leitner zufolge heutzutage darum, aus den Bewerberinnen und Bewerbern diejenigen zu identifizieren, die überhaupt das ausreichende Potenzial haben für eine Ausbildung. „Da zählt die Persönlichkeit - Anstrengungsbereitschaft, Motivation, Auffassungsgabe, Zuverlässigkeit sicher mehr als die Noten.“

Antworten vorab vorbereiten

„Von Vorteil ist, sich vorab mit ein paar klassischen Fragen aus Vorstellungsgesprächen zu beschäftigen“, sagt Leitner. Eine davon ist etwa: Was können Sie uns über sich erzählen? Darauf können die Bewerber eine kurze Zusammenfassung ihres bisherigen Werdegangs liefern - Schulabschlüsse, Praktika, ehrenamtliches Engagement zum Beispiel - und von ihren Interessen berichten. Auch eine nicht selten gestellte Frage: Warum wollen Sie ausgerechnet bei uns arbeiten? Hier lohnt es sich, sich vorab Gedanken zu machen. Denn bei der Frage geht es vor allem um eines: Die Motivation, und wie glaubwürdig sie vermittelt wird.

Zeitig losfahren

Findet das Vorstellungsgespräch vor Ort statt, sollte für die Anreise großzügig Zeit eingeplant werden. Und das selbst dann, wenn der Weg eigentlich nicht wahnsinnig weit ist: Ein baustellen- oder unfallbedingter Stau oder ein Zugausfall kann den Zeitplan gehörig durcheinanderwirbeln. „Lieber eine Stunde vorher da sein und vor dem Gespräch noch ein bisschen spazieren gehen“, rät Jürgen Hesse. Ein Zuspätkommen lässt sich in aller Regel nur schwer entschuldigen und wenn man im Zug bangt, ob man es noch rechtzeitig schafft und womöglich dann den Weg zum Unternehmen nicht gleich findet, steigt die Nervosität. Bei Videointerviews sollte man sich übrigens vorab mit der Technik vertraut machen, heißt es auf dem Portal „Abi.de“ der Bundesagentur für Arbeit. Also: Welche Software wird verwendet? Muss vorher etwas installiert werden? Und: Hat man Kamera und Mikrofon? Außerdem sollte man einen neutralen Raum oder einen aufgeräumten, ordentlichen Hintergrund für das Gespräch wählen.

Nervosität ansprechen

Wer wahnsinnig aufgeregt ist, sollte sich nicht scheuen, die starke Nervosität zur Sprache zu bringen. „Das wird dazu führen, dass das Gegenüber noch freundlicher und aufmerksamer ist als zumeist ohnehin schon“, erklärt Hesse. Und generell: In Bewerbungsgesprächen nervös zu sein, ist überhaupt nicht schlimm, so Leitner: „Immerhin ist Aufregung ja eine positive Motivation, die für Sie spricht.“ Zudem sollten sich Bewerber klarmachen, dass sie den Job nicht unbedingt bekommen müssen, sondern dass auch sie sich ein Bild von dem Arbeitgeber machen können. „Sie wählen den Arbeitgeber ja auch aus und gehen nicht wie das Lamm zur Schlachtbank“, so Leitner. Arbeitgeber und Arbeitnehmer sind im Prinzip Partner, wie bei einer Beziehung. „Das muss für beide funktionieren.“

Auf die Körperhaltung achten

Arme verschränkt, Beine übereinandergeschlagen - wer sich so in einem Vorstellungsgespräch präsentiert, signalisiert eine gewisse Verschlossenheit. „Hinzu kommt, dass womöglich die Sauerstoffzufuhr für den Körper eingeschränkt ist“, erklärt Hesse. Das kann Unwohlsein befördern. Besser ist es, sich aufrecht hinzusetzen, beide Beine gerade nebeneinander zu positionieren und die Hände auf den Tisch oder auf den Schoß zu legen.

Außerdem von Vorteil: Einen guten Einstieg parat haben, wenn man auf sein Gegenüber trifft. Am besten wird der vorher geübt - zum Beispiel „Guten Tag“ - mit oder ohne Händeschütteln. Und: „Vielen Dank für die Einladung“. „Wichtig ist dabei, dem Gegenüber direkt in die Augen zu blicken“, sagt Madeleine Leitner. Das Üben gebe Sicherheit. Und zu guter Letzt: Lampenfieber in Form von Nervosität ist zutiefst menschlich. Dabei kommt es auf die Dosis an. „Ein kleiner Schuss Lampenfieber ist gut, weil wir dadurch viel präsenter, aufmerksamer, letztlich also besser sind als in einer entspannten Feierabendstimmung“, sagt Hesse. In der richtigen Dosis wirkt Lampenfieber wie ein „Doping“ und macht hellwach, konzentriert und präsent. Sabine Meuter, dpa