An der Arbeitswelt orientiert
Sonderveröffentlichung

Neubau der Bruderhaus Diakonie An der Arbeitswelt orientiert

Soziales Für bis zu 18 Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen: Die BruderhausDiakonie eröffnete neben ihren Werkstätten in Dettingen einen Neubau für Fördergruppen. Von Jürgen Herdin

Mit großer Fensterfront, Blick ins Grüne und direkt an der Terrasse gelegen: einer der Aufenthaltsräume im Neubau. Fotos: Jürgen Herdin

19.11.2023

Zu ihrem 25-jährigen Bestehen konnte die Bruderhaus Diakonie gleich neben ihren Werkstätten in Dettingen nun den Neubau für ihre Fördergruppen eröffnen. Dort arbeiten tagsüber bis zu 18 Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung. Sie haben einen sehr unterschiedlichen Betreuungsbedarf.

Den Tag strukturieren lernen: Es geht um das sinnerfüllte Tun für erwachsene Menschen, die einen sehr unterschiedlichen Unterstützungsbedarf haben. Verschiedene Fördergruppen an neun Orten im Landkreis Reutlingen hat die BruderhausDiakonie.

Selbstvertrauen aufbauen: Die Fähigkeiten der Menschen mit hohem Assistenzbedarf werden arbeitsweltorientiert gefördert. Sie sind laut Definition nicht in der Lage oder noch nicht in der Lage, in den dortigen Werkstätten zu arbeiten, können sich aber dennoch an unterschiedlichen Arbeitsprozessen beteiligen. Sie helfen bei alltäglichen Tätigkeiten mit - sei es hauswirtschaftliche Arbeit, die Pflege des Gartens, oder sie machen Botengänge.

Sie erfahren dabei eine individuelle Betreuung und haben vielfältige Betätigungsmöglichkeiten in kleinen Gruppen. Auch das gemeinsame Kochen gehört dazu -"ganz ihren individuellen Fähigkeiten gemäß“, so Andrea Achmann. Sie leitet die Fördergruppen in Reutlingen und im Ermstal.

Das Gebäude schließt direkt an die Werkstätten an, ist aber gleichwohl sehr gut gegen Lärm geschützt, betont Andrea Achmann. „Durch den niederschwelligen Zugang zu den Werkstattgruppen haben wir ein Scharnier zwischen Arbeitswelt und Fördergruppen“, was wichtig ist für die Inklusion.

Dieses durchaus sperrige Thema war von Beginn an ihre Sache. Die Menschen in den Fördergruppen in Dettingen nehmen teil am Leben. Denn selbstverständlich ergebe sich immer wieder die Möglichkeit, dass einige von ihnen in den Werkstätten der Bruderhaus-Diakonie mitarbeiten können. Und diese Personen haben nun nach dem Umzug von Neuhausen in die Maybachstraße 2 in Dettingen eine Menge Entwicklungsperspektiven - und vor allem auch den entsprechenden Raum dafür.

Der Baubeginn für den Neubau Fördergruppen Erms war im Mai 2022, die Fertigstellung erfolgte vor wenigen Wochen im Oktober. Zwei Millionen Euro hat die Bruderhaus-Diakonie investiert. Auf 450 Quadratmetern finden sich mehrere Gruppen- und Multifunktionsräume sowie farblich schön und angenehm gestaltete Rückzugsräume für Personen, die mehr Ruhe brauchen. Im Neubau finden sich zudem speziell gestaltete Entspannungsräume für den Fall, dass eine Situation überfordert.

Hinzu kommen eine Verteilerküche zwischen den beiden Gruppen, ein geräumiges Pflegebad, Sanitärräume und ein Büro. Das ebenerdige Gebäude ist überall barrierefrei zugänglich. Auf dem Dach des nahe der Erms gelegenen, neuen Gebäudetrakts befindet sich eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 258 Kilowatt-Peak; nicht zu vergessen die Terrasse samt Garten.

Zusammenarbeit mit Firmen

Auf der großen Terrasse nahe der Erms ist Platz, um sich an warmen und sonnigen Tagen draußen aufzuhalten.
Auf der großen Terrasse nahe der Erms ist Platz, um sich an warmen und sonnigen Tagen draußen aufzuhalten.

Die Räume der Fördergruppen und die Werkstätten befinden sich in unmittelbarer Nähe der Unternehmen Elring Klinger und Munksjö. Beide Firmen arbeiten mit der Bruderhaus-Diakonie eng zusammen, Elring Klinger schon seit 1998. Damals wurde mit dem Projekt Verpacken von Zylinderkopfschrauben begonnen - mit zunächst 400 Schraubensätzen pro Monat. Im vergangenen Jahr waren es bereits rund eine Million verpackte Schraubensätze pro Jahr. Tendenz steigend.

Und damit wagt die Bruderhaus-Diakonie einen ambitionierten Ausblick. Die behinderten Menschen in den Dettinger Fördergruppen sollen daran mehr und mehr beteiligt werden. Auch die Kooperation mit den zwei Nachbarfirmen zum Thema Soziales Lernen soll verstärkt werden. Gemeinsame Projektwochen sollen das breit gefächerte Thema Inklusion mit dem Naturschutz verbinden. Dazu werden jedes Jahr die Auszubildenden gemeinsam mit der Werkstatt und den Fördergruppen zum Beispiel Insektenhotels bauen, den Garten wieder naturnah gestalten und sich durch die gemeinsamen Aktionen auch besser kennenlernen. Es gab auch schon Einladungen zu Gegenbesuchen, die begeistert angenommen wurden. „All das sind kleine und wichtige Schritte in Richtung Inklusion“, so Andrea Achmann.