Feuerwache Metzingen: Nach 70 Jahren an einem neuen Standort
Sonderveröffentlichung

Neubau von Feuerwehr und Bauhof Feuerwache Metzingen: Nach 70 Jahren an einem neuen Standort

Metzingen: Die Feuerwache Metzingen bezieht gemeinsam mit dem Bauhof das neue Domizil im Gewerbegebiet Braike-Wangen. Mit rund 26,5 Millionen Euro ist es der teuerste Neubau in der Stadtgeschichte. Von Bernd Ruof

Imposant vom Boden und aus der Vogelperspektive: die neue Feuerwehrwache und der Baubetriebshof der Stadt Metzingen. Fotos: Thomas Kiehl

18.09.2023

Es ist ein historischer Schritt, der in dieser Woche vollzogen wird und am Wochenende mit der offiziellen Einweihung ihren Abschluss findet: Die Metzinger Feuerwehr zieht aus der alten Wache mitten im Stadtzentrum direkt neben der Martinskirche aus und quartiert sich im neuen Domizil im Gewerbegebiet Braike-Wangen - zwischen Metzingen und Neuhausen gelegen - ein. Ebenfalls die Umzugskartons gepackt hat der städtische Bauhof, der in den hinteren Teil des Gebäudes einzieht.

Die Verhältnisse, in denen die Feuerwehr Metzingen in den letzten Jahren in der Gustav-Werner-Straße ihren Aufgaben nachgehen musste, waren mehr als schwierig: Es fehlte an Räumlichkeiten, der Start zum Einsatzort gestaltete sich oft schwierig, mussten die Rettungsfahrzeuge doch teilweise mühsam flankiert von parkenden Autos ihren Weg über Kopfsteinpflaster raus aus dem Stadtkern finden.

Dies gehört nun der Vergangenheit an. Imposant erstreckt sich der Gebäudekomplex für Baubetriebshof und Feuerwehr an der Erms entlang im Gewerbegebiet. Die riesigen 4,5 Meter hohen Falttore glänzen in der Sonne.

Die Diskussion über ein neues Feuerwehrgebäude gehen schon 20 Jahre zurück, erinnert sich Metzingens Erster Bürgermeister Patrick Hubertz. Zukunftsfähig sollte das neue Gebäude sein, die Einsatzfunktionalität der Wehr sichern: „Es herrschen moderne Arbeitsbedingungen“, sagt Hubertz. Um das Projekt auf die Schiene zu bringen, wurde durch die Stadt ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben. Ihn gewann das renommierte Stuttgarter Büro „dasch zürn + partner“ im Jahr 2017. Dahinter stehen die beiden Architekten Joachim Zürn und Helmut Dasch, die sich bei Behnisch & Partner kennenlernten und 1986 das „dasch zürn architekten“ Architektenbüro in der Landeshauptstadt gründeten. 

Die Voraussetzungen, die an das neue Gebäude am neuen Ort gestellt wurden, waren klar definiert: Eine bessere Anbindung an die Verkehrswege, keine beengte, innerstädtische Enge, eine zeitgemäße technische Ausstattung und eine Dimensionierung entsprechend der Feuerwehrbedarfsplanung.

Mit dem Gelände in Gewerbegebiet Braike-Wangen wurde der ideale Platz gefunden. Ausschlaggebend waren laut Bauamtsleiter Konrad Berger die verfügbare Fläche, die günstige Lage im Straßennetz und die Lage im Schwerpunkt der Siedlungsflächen sprich kurze Einsatzstrecken innerhalb des Einsatzgebiets.

Schon zu Beginn der Bauarbeiten zeichneten sich Schwierigkeiten ab: „Bedingt durch die Corona-Pandemie kam es zu Verschiebungen in der Planungsphase des Projektes“, so Berger. Weiterhin waren Lieferschwierigkeiten durch den Ukraine-Krieg ausschlaggebend für Verzögerungen während der Bauphase. So musste der Betriebsstart für das Mammutprojekt mehrmals nach hinten gesetzt werden. Erfreulich ist, dass es während der Bauphase keine Unfälle oder Schäden gab: „Wir haben trotz Corona-Pandemie und trotz Ukraine-Krieg weitergearbeitet“, sagt Berger.

Der Kostenrahmen wird seinen Worten zufolge weitestgehend eingehalten. „Materialpreissteigerungen in Folge des Ukraine-Krieges kommen allerdings dazu. Entsprechende Verhandlungen hierzu laufen noch“, erklärt der Bauamtsleiter.

Mit 26,5 Millionen Euro ist der Gebäudekomplex veranschlagt, wobei laut Berger rund 65 Prozent der Kosten auf die Feuerwehr und 35 Prozent auf den Baubetriebshof entfallen: „So viel hat bisher noch kein städtisches Gebäude gekostet“, betont Patrick Hubertz. Seiner Meinung nach ist es eine Punktlandung geworden, was auch den Zeitrahmen für den Bau des Doppelgebäudes anbelangt. Rund zweieinhalb Jahre dauerte der Bau: „Es war eine Herkulesaufgabe, eine der wesentlichsten Einrichtungen der vergangenen zwei, drei Jahrzehnte“, gewichtet Hubertz die Baumaßnahme.

Wer sich der neuen Heimat von Feuerwehr und Bauhof nähert, stellt fest, dass Form und Funktion eine klare Sprache bilden. Die beiden Teile Feuerwehr und Bauhof sind harmonisch miteinander verbunden. „Es werden Synergien in Form der Kfz-Werkstätten, von Waschplätzen und Hallen sowie Schulungsräumen genutzt“, sagt Berger.

In den beiden Gebäuden, in denen dann die Wehr der Kernstadt und der fusionierten Neuhäuser Wehr untergebracht sind, ist Platz für elf hauptamtliche Feuerwehrbeamte, etwa 90 freiwillige Feuerwehrleute und den Bauhof mit seinen zirka 35 Mitarbeitern.

Mit am meisten freuen wird sich über den Umzug Feuerwehrkommandant Hartmut Holder, der seit 30 Jahren der Feuerwehr angehört und für den der lang ersehnte Neubau ein „Quantensprung“ ist.

Technische Daten zum Neubau

Auf dem rund 15 000 Quadratmeter großen Baugrundstück arbeiteten im Höchststand mehr als 60 Bauarbeiter mit fünf Baukränen und verarbeiteten so insgesamt rund 970 Tonnen Stahl, 1000 Kubikmeter Normalbeton so-wie 1800 Kubikmeter Leichtbeton. Dabei sind zirka 14 000 Quadratmeter Schalungselemente verwendet worden. Nachdem der Rohbau im Sommer 2022 fertiggestellt worden ist, rückten unmittelbar im Anschluss die Innenausbauer an. Unter anderem sind insgesamt annähernd 66 Kilometer Kabel verlegt, rund 140 Türen eingebaut und eine Fläche von 550 Quadratmetern Fenster verbaut worden. Hinzu kommt noch die imposante Fläche von 860 Quadratmeter Tore.

Die Feuerwehr in Metzingen

Im Jahr 1858 wurde in Metzingen eine freiwillige Feuerwehr gegründet. Heute sorgen drei aktive Abteilungen mit insgesamt 119 Feuerwehrangehörigen für Sicherheit in der Stadt Metzingen. Mit durchschnittlich mehr als 700 Einsätzen pro Jahr ist das Einsatzaufkommen recht hoch. Ihren ersten Sitz hatte die Feuerwehr in der Hindenburgstraße, im Gebäude der ehemaligen Zehntscheuer (heute hat dort eine sportorthopädische Praxis ihren Sitz). Danach folgte der Umzug in die Gustav-Werner-Straße neben die Martinskirche, wo die Feuerwache bis zuletzt rund 70 Jahre ihren Standort hatte.