Sonderveröffentlichung

Weihnachts- und Neujahrsglückwünsche Die Ulmer Polizei ist auch an Weihnachten im Einsatz

Roland Moll hatte schon viele Weihnachtsschichten. Auch in diesem Jahr wird er an den Feiertagen in Ulm unterwegs sein. Genau wie Tatjana Striebel und Thomas Braun.

Roland Moll geht an Heiligabend auf Streife. Fotos: Kerstin Auernhammer

03.01.2020

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Wenn sich an Heiligabend gegen 16 Uhr die Familien auf den Weg in die Kirche machen, festliche Stimmung herrscht und die Kinder den Besuch des Christkindes kaum noch erwarten können, dann muss Roland Moll noch etwa vier Stunden arbeiten. Der Polizeihauptkommissar hat Dienst von 10 bis 20 Uhr. Er ist der dienstälteste Streifenpolizist im Neuen Bau. An Heiligabend zu arbeiten, macht ihm aber nichts aus. „Das ist halt so im Schichtdienst. Wir schauen, dass Kollegen mit kleinen Kindern nicht unbedingt arbeiten müssen und Zeit für ihre Familien haben, aber das ist bei mir nicht mehr aktuell“, erklärt Moll. Seine Familie sei es gewohnt, dass er im Schichtdienst arbeite. „Bei uns geht es halt dann später los.“

Feiertagsdienste sind ganz normales Alltagsgeschäft

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Tatjana Striebel und Thomas Braun vom Kriminaldauerdienst sind am 1. und 2. Weihnachtsfeiertag im Einsatz.

Auch Tatjana Striebel und Thomas Braun müssen an Weihnachten arbeiten – sie sind Teil des 30-köpfigen Kriminaldauerdienstes (KDD) am Polizeipräsidium Ulm. Allerdings beginnt für die Kriminalhauptkommissarin und den Kriminaloberkommissar der Dienst erst am ersten Weihnachtsfeiertag um 13 Uhr. Das heißt für die beiden: Sie können wie gewohnt mit der Familie und mit Freunden feiern.

Die Einsätze an den Feiertagen seien für die Polizisten auf Streife „das ganz normale Alltagsgeschäft“, sagt Roland Moll. „Wenn die Leute längere Zeit aufeinandersitzen, dann gibt es halt mal Streitigkeiten. Es kam vor, da stand in einer Familie der Braten gerade auf dem Tisch, da gab es Streit und wir wurden gerufen.“ Warum, weiß er gar nicht mehr – meist sind eh Nichtigkeiten der Auslöser. Ansonsten sind die Streifen unterwegs, es werden Befragungen und Ermittlungen durchgeführt, alles wie immer. „Wobei man schon merkt, die Leute haben jetzt mehr Zeit. Manche, die sich schon länger mit etwas herumtragen, kommen jetzt und erstatten Anzeige – weil sie eben gerade freihaben.“ Ein Einsatz ist Roland Moll im Gedächtnis geblieben: „Das war Ende der 80er-Jahre, da hatten wir zwei Tage vor Heiligabend einen Mann, der im Bus zusammengebrochen ist. Herzinfarkt.“ Die Benachrichtigung der Angehörigen, die Trauer so kurz vor den Feiertagen, das lässt auch die erfahrenen Polizisten nicht kalt.

56 Prozent der Menschen wollen an Weihnachten Gutscheine oder Geld verschenken. Damit sind Bargeld und Gutscheine die beliebtesten Geschenke. Bücher, Süßigkeiten und Spielzeug sind ebenfalls hoch im Kurs.

Quelle: Statista 2019

Die schweren Fälle

Auf dem Weg zum Dienst kommt fast jeder Ulmer Polizist am benachbarten Weihnachtsmarkt vorbei. Im Aufenthaltsraum des KDD im Neuen Bau steht in der Vorweihnachtszeit ein Adventskranz. Er wirkt fast etwas verloren in der nüchternen Atmosphäre, zwischen Getränkekisten und Küchenzeile. Besonders festlich mache man es sich an den Feiertagen nicht, meint Tatjana Striebel. Auch der Dienst sei „eigentlich wie an jedem Tag. Unsere Einsätze richten sich nicht nach Feiertagen.“ Sie und Thomas Braun bearbeiten die „schweren“ Fälle, ermitteln beispielsweise in ungeklärten Todesfällen oder bei Raubdelikten. Thomas Braun erinnert sich an einen Fall vor drei Jahren: „Da waren wir in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember im Raum Biberach bei einem Tötungsdelikt im Einsatz.“ Ein Familienstreit sei eskaliert, allerdings habe das nichts mit Weihnachten zu tun gehabt. „In der Familie gab es schon vorher Spannungen.“ ka

Besuch von Nikolaus und Christkind

Der Mundartautor Bernd Merkle erinnert sich daran, wie er als kleiner Junge am Heiligen Abend hohen Besuch bekam.

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Der Autor Bernd Merkle.  Foto: Giacinto Carlucci

„Ich sehe mich noch vor dem ausgeräumten Esszimmer sitzen und dem Spiel mit der von einem Nachbarn und meinem Vater aufgebauten elektrischen Spielzeugeisenbahn zuhören. Just in diesem Augenblick klopfte es energisch an der Tür. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und drückte die Türklinke herunter. Im Türrahmen stand ein Trumm von Nikolaus. Der hatte mindestens die Ausmaße des Metzgermeisters der Metzgerei Frühlingsau von nebenan, dem Max. Dann sagte er mit seiner tiefen Bassstimme: „Guck mich an, wenn ich mit dir schbrich.“ Anscheinend war der Nikolaus auch ein Schwabe. „Warschd du auch immer brav?“ Ich hatte einen Kloß im Hals und nickte bloß. „Dann wollen wir einmal sehen, ob das auch schdimmd.“

Der Nikolaus riecht nach Metzelsuppe

Dann holte er ein dickes Buch hervor, dessen Einband genau so aussah, wie der von der Speisekarte der Frühlingsau. Dann las er Dinge daraus hervor, die eigentlich nur Insider wissen konnten. Da war bei mir der Glaube, dass es den Nikolaus tatsächlich gab, wieder gefestigt, obwohl sich in der kleinen und engen Küche allmählich ein leichter Duft nach Metzelsuppe breit machte, „Jetzt will ich aber das Chrischdkind fragen, ob ich auch nichts vergessen habe.“ Der Nikolaus kam nun vollends in die Küche, um den Türrahmen freizugeben. Ich senkte meinen Blick, weil ich ja eben dieses kleine, zarte Christkindlein hinter der Tür hervorhuschen sehen wollte. Stattdessen erschien etwas Weißes, Wallendes, nicht enden Wollendes, an dessen oberen Ende sich ein breites, freundlich lächelndes und furchtbar dick geschminktes Gesicht befand. Der Kopf wurde von einem schief sitzenden goldenen Pappreif geziert. Ich stand mit offenem Mund da und konnte es nicht fassen. Meine Blicke glitten noch einmal am Christkind hinunter. Dieses lange, bis an den Fußboden reichende Nachthemd, hatte das Ausmaß eines Zweimannzeltes. Unter dem dünnen Nachthemd glaubte ich eine blau-weiß-karierte Küchenschürze hervorschimmern zu sehen. Ich kannte nur eine Frau, die annähernd an die Ausmaße des Christkinds herankam und das war die Fine, die Frau des Metzgermeisters. Das muss man sich einmal vorstellen: Die Küche gefüllt mit einem riesigen Nikolaus, ich, winzig klein, das allmächtige Christkind, ebenso ausladend wie der Nikolaus. Doch das Christkind, das allmächtige, hob mit hoher Fistelstimme an, gutes über mich zu berichten. Nur eines machte mich doch noch stutzig. Als ich, nachdem sich beide verabschiedet hatten, zum Fenster hinausschaute, sah ich, dass sich das Christkind beim Nikolaus untergehakt hatte und beide der Frühlingsau zustrebten. ic