Oh Tannenbaum, wie halten deine Nadeln? Frische Nordmanntannen beim Crailsheimer Christbaumverkauf 2022
Sonderveröffentlichung

Weihnachtszauber Oh Tannenbaum, wie halten deine Nadeln? Frische Nordmanntannen beim Crailsheimer Christbaumverkauf 2022

Christbaum: Zwei Verkäufer aus Crailsheim wissen, was unabdingbar ist: dass die Bäume aus der Region stammen, frisch geschlagen werden und Wasser bekommen.

Nordmanntannen (Bild), ,,Kaktusfichten" (wie Siegfried Bögelein die stacheligeren Blautannen nennt), Rotfichten und Kiefern gibt es bei ihm auf dem Hof, Lohr 1 in Crailsheim. Appenzellerhündin Emma kündigt jeden Kunden an. Die Bäume stammen aus der eigenen Aufzucht. Foto: privat

15.12.2022

In den 70ern war das Aufstellen und Schmücken des Tannenbaums erst am Heiligen Abend der Normalfall. Ganz so wie es Vater Hoppenstedt in Loriots Kultfolge vorgibt: „Jetzt wird erst der Baum fertig geschmückt, dann sagt Dicki ein Gedicht auf, dann holen wir die Geschenke rein, dann sehen wir uns die Weihnachtssendung im Ersten Programm an, dann wird ausgepackt, und dann machen wir's uns gemütlich ..."

Aber Tradition hin oder her - einiges ändert sich dann doch im Laufe der Zeit. Heute wird der Weihnachtsbaum viel früher aufgestellt als anno dazumal. In den vergangenen zehn Jahren habe sich der Trend beschleunigt, sich den Weihnachtsbaum beizeiten zu holen - und ihn auch recht pünktlich wieder zu entsorgen. Eine aktuelle Umfrage des Portals „Statista" ergab, dass nur noch zwölf Prozent der Weihnachtsbaumkäufer bis zum 24. Dezember warten, um den Baum aufzustellen. Mehr als die Hälfte stellt den Baum schon Anfang bis Mitte Dezember auf. 33 Prozent der Befragten platzieren und schmücken den Tannenbaum ,,wenige Tage vor Heiligabend". Deutschland passt sich auch hier den internationalen Bräuchen an. In den USA zum Beispiel stellen viele den Weihnachtsbaum schon kurz nach Thanksgiving auf (Ende November). Aber das gute Stück fliegt heute auch eher wieder aus den Stuben raus. Oft werde er schon zwischen den Jahren oder kurz nach Silvester entsorgt.

Regionale Bäume sind frischer

Ob der Baum länger stehen bleibt, ist wohl auch eine Frage der Frische. Friedemann Schwarz, der mit seinem Baumverkauf wieder auf dem Crailsheimer Volksfestplatz zu finden ist, hat da seine eigene Theorie: Bei ihm müssen die Bäume in der Woche vor Vollmond geschlagen werden, damit sie Weihnachten in saftigen Grün stehen. Schwarz bestätigt den Trend, dass vor allem die Nordmanntanne weiterhin hoch in der Käufergunst steht. Sie ist vor allen Dingen wegen ihres geraden Wachstums, der satten grünen Farbe und der weichen Nadeln beliebt. Auf den weiteren Plätzen folgen die Blaufichten und - weit abgeschlagen die Rotfichten und Kiefern.

Diese Erfahrungen teilt auch Siegfried Bögelein aus Crailsheim, der auf knappen 3,5 Hektar seine eigenen Weihnachtsbäume anpflanzt. Bei ihm ist es Tradition, dass viele Familien sich ihren Baum schon im Oktober oder im November aussuchen und ihn mit einem Adressschild reservieren, bevor sie ihn kurz vor Weihnachten entweder selbst schlagen, oder das von den Profis erledigen lassen.

Die Befürchtungen aus jüngsten Umfragen, wonach die Deutschen an Weihnachten sparen und sich keinen Baum mehr leisten wollen, kann Bögelein nicht bestätigen: ,,Wir hatten uns auf fünf bis zehn Prozent weniger Umsatz eingerichtet, aber das ist - zumindest bisher - nicht der Fall gewesen. Im Gegenteil: Bisher war die Nachfrage besser als erwartet." Bögelein hofft allerdings, dass sich das Geschäft nicht nur zeitlich nach vorn verlagert hat, weil der Trend weg von den Last-Minute-Käufen geht. Zwar werde er noch bis zum Nachmittag des Heiligen Abends Bäume verkaufen, auf Schnäppchen bräuchten die Spätentschlossenen aber nicht zu hoffen. „Wir verkaufen von Anfang bis zum Schluss die Bäume zu den gleichen Preisen", so der Chef, der das Geschäft bereits in zweiter Generation betreibt. Seine Preise seien fair und immer noch günstig: Etwa fünf bis acht Prozent sind seine Bäume teurer als im Vorjahr, sagt er. Aber die Bäume würden, wenn man ihnen immer etwas Wasser spendet, auch sehr lange halten.

Alternativen gibt es auch

Immer mehr Anbieter verkaufen Weihnachtsbäume im Kübel - diese können nach dem Fest im Garten eingepflanzt werden. Denkbar ist auch ein Miet-Baum, der nach der Weihnachtszeit zurück in die Baumschule gebracht wird und dort weiter wachsen kann. Hier sollte allerdings darauf geachtet werden, dass der Baum im Kübel großgezogen wurde, denn Bäumen, die auf Christbaumplantagen aus dem Boden geholt wurden, fehlen wichtige Wurzeln. Sie überleben die Umstellung häufig nicht. Vor dem Fest sollte der Baum in einem ungeheizten Raum oder in einem Wintergarten akklimatisiert werden. In der Nacht und tagsüber, wenn niemand den Baum bewundert, sollte die Temperatur im Zimmer während der Weihnachtstage außerdem nach Möglichkeit abgesenkt werden. Zusätzlich muss darauf geachtet werden, den Baum ab dem Umzug ins Haus gut zu gießen.

Länger als vier bis fünf Tage sollte er nicht in der Wohnung oder im Haus stehen und anschließend wieder in einem ungeheizten Raum an die kalte Außentemperatur gewöhnt werden. Bei Temperaturen unter minus fünf Grad darf der Weihnachtsbaum vorerst nicht nach draußen. Ausgepflanzt werden kann er dann im Frühjahr. kere/pm

Ursprung: Früher war mehr Lametta

Die Geschichte des Christbaums ist Auch der Schmuck wechspannend. selte über die Jahrhunderte.

Im Ursprung geht der Weihnachtsbaum zurück auf das Paradiesspiel, das im Mittelalter vor dem weihnachtlichen Krippenspiel aufgeführt wurde. Als Paradiesbaum nahm man einen Tannenbaum, weil er im Winter noch grün war. An die Zweige hängte man rote Äpfel, aus ihnen entwickelten sich die Christbaumkugeln. Die mittelalterlichen Zünfte übernahmen den Paradiesbaum und funktionierten ihn zu einem mit Süßigkeiten behangenen Gabenbaum um. Nach dem Fest wurde dieser Zuckerbaum" von den Kindern "abgeblümelt". Der evangelische Adel besetzte den bis dahin unbeleuchteten Baum im 17. Jahrhundert mit Kerzen. Die Gaben wurden nun unter den Baum gelegt.

Mit der Zeit wurde der Lichterbaum auch vom protestantischen Bürgertum übernommen und bis nach Amerika exportiert. In England sorgte der deutsche Gemahl Queen Victorias, Albert von Sachsen-Coburg und Gotha (1819-1861), für die Verbreitung des Baumes.

Die Katholiken standen dem Brauch lange skeptisch gegenüber, noch 1896 verspottete ein katholischer Pfarrer den Protestantismus als „Tannenbaum-Religion". Erst nach 1900 war der Baum in allen Schichten und Konfessionen voll akzeptiert und wurde nun Christbaum genannt. pm