Diesen Beruf gab es wirklich?
Sonderveröffentlichung

17. JOB-BÖRSE DER VR BANK HEILBRONN SCHWÄBISCH HALL EG Diesen Beruf gab es wirklich?

Wissen: Welche Jobs besonders gerne erlernt werden, ändert sich laufend. Manche sterben aber auch einfach aus. Eine Auswahl.

Dich kribbelt es schon beim Anblick von einer Ameise? Dann frag mal den „Ameisler“! Der zog lange Strümpfe an, um die juckenden Bisse der Insekten zu vermeiden. Foto: Archiv/dpa/Karl-Josef Hildenbrand

11.05.2022

Von K wie Kaufmann im Einzelhandel bis Z wie Zerspanungsmechanikerin – so weit reicht die Range der 20 beliebtesten Ausbildungsberufe in Baden-Württemberg 2020 laut einer Veröffentlichung des Statistischen Bundesamtes.

Dabei wurden die neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im ganzen Bundesland für 2020 berücksichtigt. Das waren immerhin 66 683 über alle Bereiche hinweg. Zwischen der Einzelhandelskauffrau (Platz 1 mit 3374 Neuabschlüssen) und dem Zerspanungsmechaniker (Platz 20, 950 Neuabschlüsse) sind allerhand „Klassiker“ zu finden: Platz 2 belegt der Kaufmann für Büromanagement. Platz 3 geht an die Kraftfahrzeugmechatroniker.

Aber auch Friseure, Zimmerer und Tischler tauchen in der Liste auf. Das ist dir schon alles bekannt? Kein Problem. Hier ein paar kuriose Jobs, die es heute nicht mehr gibt, früher aber fast nicht wegzudenken waren.

Ausgestorbene Berufe

Im „Verzeichnis der anerkannten Ausbildungsberufe“, welches das Bundesinstitut für berufliche Bildung (Bibb) in Bonn jährlich heraus gibt, sind alle Berufe aufgelistet, deren Ausbildung staatlich geregelt ist. Immer wieder kommt es dann auch vor, dass ein Beruf gestrichen wird, weil er zum Beispiel durch Digitalisierung oder fehlende Nachfrage nicht mehr benötigt wird. Aber auch viele Jobs, die nicht „anerkannt“ waren, werden zur heutigen Zeit nicht mehr ausgeübt. Eine Auswahl:

Der Sandmann

Seine Aufgabe war es Sand in Wäldern abzubauen, fein zu mahlen und anschließend an Privathaushalte zu verkaufen. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts stand in nahezu jeder Küche neben Seife und Soda auch etwas Sand zur Verfügung, der zur Reinigung von Böden und Co. genutzt wurde – ein altmodisches Scheuermittel also. Die „Sandmänner, -frauen und -kinder“ gab es von etwa 1740 bis 1920. Verschwunden sind sie mit der Entwicklung von stärkeren Putzmitteln.

Der Ameisler

Bereits seit der Renaissance war es Mode, sich Lerchen, Nachtigallen oder Kanarienvögel zu Hause in Käfigen zu halten. Die mussten natürlich auch gefüttert werden. Die Besitzer der Piepmätze suchten dafür den Vogelfutterhändler auf, der ihnen getrocknete Ameisenlarven anbot. Die wurden vom „Ameisler“ gesammelt und an den Händler verkauft. Der Ertrag entsprach dabei eher einem Nebenverdienst. Ebenfalls war der Job nur als Saisonarbeit möglich und vom 15. bis zum 20. Jahrhundert üblich. Dann wurde das Vorgehen von Forstbehörden verboten, um das ökologische Gleichgewicht nicht zu belasten.

Der Bremser

„Den gibt’s heute noch in allen Bereichen“, magst du dir vielleicht jetzt denken. Aber mit „Bremser“ wurden früher diejenigen bezeichnet, die Eisenbahnzüge bremsten. Sie waren dafür zuständig die einzelnen Waggons des immer länger werdenden Zuges zu entschleunigen, damit sie sich nicht auf die Lok schoben. Dafür gab es am Ende jedes Waggons ein Bremshäuschen, in dem ein Mann saß, der die Handkurbel festzog. Damit alle gleichzeitig die Bremse anzogen, kam das Signal über die Pfiffe der Lok. Als die meisten Züge in den 1920er-Jahren durchgehenden mit Druckluftbremsen ausgestattet wurden, verschwanden auch die Bremser aus den Waggons.

Der Abtrittsanbieter

Öffentliche Toiletten, „Dixie-Klos“ und Toiletten-Wägen gab es natürlich nicht schon immer. Doch bereits ab dem 18. Jahrhundert durfte man vielerorts nicht mehr öffentlich sein Geschäft verrichten. Der Grund: In Europa war es bis dahin üblich, sich an Ort und Stelle zu erleichtern. Hinterhöfe, Treppen, Mauern – überall verursachten die Fäkalien Gestank und Dreck. Die Abtrittsanbieter sorgten für Abhilfe: Mit einem großen Mantel und einem Eimer ausgestattet, boten sie ihre Dienste auf Festen, Märkten oder offener Straße an. Bis letztlich im 19. Jahrhundert immer mehr Bedürfnisanstalten öffneten. gra Quellen: Statistisches Bundesamt, Süddeutsche Zeitung