Zeitungmachen ist heute eine fast ganz digitale Angelegenheit. Eine einzige Redakteurin, ein einziger Redakteur ist nötig, um eine Nachricht zu publizieren – wenn nötig innerhalb von wenigen Minuten. Der Crailsheimer Gemeinderat entscheidet nicht über Fortsetzung oder Abbruch des Verkehrsversuchs und die Sondersitzung endet ergebnislos? Ein Foto im Ratssaal, mit dem Smartphone aufgenommen, einige Sätze von den Wortmeldungen der Stadträte notiert, und schnell zurück in die Redaktion. Eine Stunde Zeit bleibt bis zum Andruck der Zeitung. Das reicht noch – für die Online-Veröffentlichung, die rund um die Uhr möglich ist, sowieso und sogar für die gedruckte Zeitungsausgabe.
Zuerst wird die Nachricht im neuen Online-Content-Management-System (kurz CMS – eine Software, mit der Inhalte digital bearbeitet und ausgespielt werden) getippt, ein Foto wird eingefügt und auf bereits veröffentlichte Artikel verlinkt, die Auskunft geben über die Vorgeschichte des Verkehrsversuchs, der für so viel Wirbel sorgt in der Stadt. Ein letzter Check: Stimmen die Fakten, sind keine Schreibfehler im Text? Und schon wird der Beitrag mit einem Klick veröffentlicht – als Plus-Artikel auf swp.de/crailsheim. Online first.
Und nun: Print later. Der Artikel wird in das Redaktionssystem exportiert, in dem die Tageszeitung erstellt wird. Auch das geschieht mit einem Klick. Zwei weitere Klicks – und schon steht der Text auf der ersten Lokalseite auf dem Premiumplatz für die Top-Meldung des Tages. Überschrift und Vorspann werden angepasst, nochmals gegengelesen. Und da die übrigen Artikel und Meldungen auf der Seite bereits fertiggestellt worden sind, erfolgt, mit einem letzten Klick, die Übergabe an die Produktion. Am nächsten Tag gibt es Zeit, die Vorgänge im Ratssaal genauer zu beleuchten, die Stadtverwaltung zum weiteren Vorgehen zu befragen, Statements der Fraktionen einzuholen. Und auch, um die Vorgänge zu kommentieren.
Die redaktionelle Arbeit hat sich innerhalb weniger Jahre grundlegend verändert. Es ist noch gar nicht lange her, da war das Zeitungsmachen ein analoges Geschäft. Da wurden Artikel auf der Schreibmaschine geschrieben. Da wurden Schwarzweißfilme in Kameras eingespannt und die Bilder von Hand in der Dunkelkammer entwickelt. Auch ich habe als junge Journalistin in den 1990er-Jahren so angefangen.
Ein Stück der alten Zeitungswelt haben wir heute noch: Auf vielen Frühstückstischen in der Region liegt das Hohenloher Tagblatt morgens in gedruckter Form. Als E-Paper können Abonnentinnen und Abonnenten die Zeitung nun schon am Vorabend in digitaler Form lesen – auf dem PC, Tablet oder Smartphone. Die SWP-App zeigt die Inhalte nutzerfreundlich an – und liest auf Wunsch sogar den kompletten Artikel vor. Zusätzlich gibt es SWP-Plus-Artikel, die mehrmals täglich über aktuelle Ereignisse informieren. Dass die Sondersitzung geplatzt ist, erfährt man hier sofort.