Jana Usenbenz in ihrem FSJ bei der LebensWerkstatt: Menschen helfen, sich weiterzuentwickeln
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Pflege: Jana Usenbenz kümmert sich in ihrem Freiwilligen Sozialen Jahr bei der LebensWerkstatt um Menschen mit mehrfacher Behinderung. Anschließend will sie eine Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin machen.

Jana Usenbenz unterstützt eine Klientin bei deren Aktivität am Computer. Foto: privat

11.05.2022

Ihre Oma und ihre Tante haben bereits für die Diakonie gearbeitet, und auch Jana Usenbenz wollte nach dem Abitur im sozialen Bereich tätig werden. Im Internet las die heute 18-Jährige aus Möckmühl, dass die Diakonie Bewerber für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) suchte. „Warum nicht? Man kann’s ja mal probieren“, dachte sich Jana und bewarb sich erfolgreich.

Knapp ein Jahr später ist längst klar: Es war die richtige Entscheidung für sie. „Mir gefällt der enge Umgang mit den Klienten. Ich mag es, jeden Tag mit ihnen zusammen zu sein und ihnen zu helfen, sich weiterzuentwickeln“, sagt Jana, die seit September letzten Jahres ein FSJ bei der „LebensWerkstatt für Menschen mit Behinderung“, einem diakonischen Sozialunternehmen, absolviert. Genauer gesagt ist sie im Förder- und Betreuungsbereich (FUB) in Heilbronn tätig, kümmert sich also um Menschen mit mehrfacher Behinderung, die auf Grund ihrer umfänglichen Beeinträchtigungen nicht in einer Werkstatt tätig sein können. Ein FSJ oder eine Ausbildung sind natürlich auch an den anderen Standorten der LebensWerkstatt, etwa in Schwäbisch Hall, Crailsheim und Ingelfingen, möglich.


"Es gefällt mir hier wirklich sehr gut. Ich kann mir vorstellen, das für mein ganzes Leben zu machen."


Geregelter Tagesablauf

Janas Aufgabe ist es, die Fachkräfte bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Meistens betreut sie eine der vier Gruppen mit jeweils sieben bis acht Klienten gemeinsam mit einer Fachkraft, wobei Jana oft als Springerin zwischen den Gruppen unterwegs sind. Ihre offizielle Dienstzeit geht montags bis freitags von 7.30 bis 15.30 Uhr, doch ist Jana immer schon um 7.10 Uhr da, um Tee zu kochen und den Frühstückstisch für die Klienten zu decken. Wenn diese dann um 8 Uhr ankommen, bringt Jana sie zu ihrer jeweiligen Gruppe, zieht ihnen die Jacken aus und hilft ihnen, sich auf ihre Plätze zu setzen. Nach dem Frühstück folgt die Morgenrunde, in der Jana die Klienten beispielsweise fragt, wer aus der Gruppe alles da ist, wer fehlt und welcher Tag und welches Datum gerade ist.

Und dann beginnt die Angebotszeit, in der sich die Klienten mit Tisch- oder Projektarbeiten beschäftigen. Die einen fahren mit dem Motomed, einer Art festinstalliertem Fahrrad, um ihre Motorik zu trainieren. Andere basteln zum Beispiel Geburtstagskarten oder Ketten, die sie anschließend selbst tragen. Manchmal macht auch die ganze Gruppe zusammen einen Spaziergang oder einen Ausflug. Einmal zum Beispiel sind sie ins „Blühende Barock“ nach Ludwigsburg gefahren. „Die Klienten wählen die Aktivitäten selbst aus, aber wir schauen auch, dass es ihnen etwas bringt“, erklärt Jana.

So bekommt ein Klient, der im Rollstuhl sitzt und nur eine Hand bewegen kann, oft Steckspiele und ähnliche spielerische Möglichkeiten angeboten, damit die Fähigkeiten seiner Hand erhalten bleiben. Klienten mit kognitiven Schwierigkeiten beschäftigen sich mit Rechen- und Schreibaufgaben oder einem Quiz, autistische Klienten üben zum Beispiel, Symbole und Wörter einander richtig zuzuordnen. Anschließend gibt es Mittagessen.

Danach ist erstmal Mittagsruhe für die Klienten angesagt, bevor sich alle noch einmal zu einem Abschlusskreis versammeln. Dann trinken sie zusammen Tee, unterhalten sich, und manchmal lesen Jana oder ihre Kolleginnen ihnen noch eine Geschichte vor. Um 15 Uhr werden die Klienten dann abgeholt: Wer in einem der umliegenden Wohnhäuser der LebensWerkstatt wohnt, wird dorthin begleitet. Alle anderen werden in einem Bus nach Hause gefahren.

Mehr Infos zum Beruf gibt es hier

Immer wieder sammelt Jana bei ihrer Arbeit schöne Erfahrungen. Besonders gerne bastelt sie mit den Klienten: „Sie können dann ein Erfolgserlebnis in den Händen halten“, freut sie sich. Auch scheinbar kleine Erlebnisse weiß Jana zu schätzen: etwa wenn die Klienten sich freuen, sie zusehen. Oder wenn sie sich an ihren Namen erinnern, nach ihr rufen, wenn sie Hilfe brauchen und ihr dadurch zeigen, dass sie ihr vertrauen. Geduld sei in ihrem Beruf eine sehr wichtige Eigenschaft, sagt Jana. „Man darf nicht unruhig werden, auch wenn die Klienten mal bockig werden.“Und man müsse offen sein, um sich auf die individuellen Persönlichkeiten und spezifischen Bedürfnisse einzulassen.

Klare Zukunftspläne

Wie es für sie nach dem FSJ weitergehen wird, ist für Jana schon klar: Sie möchte eine Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin machen. „Es gefällt mir hier wirklich sehr gut. Ich kann mir vorstellen, das für mein ganzes Leben zu machen.“. Ihr FSJ sei eine gute Vorbereitung auf die Ausbildung:„Ich gewinne dadurch neue Perspektiven, lerne andere Leutekennen und sehe, wie Leute mit Behinderung im Alltag zurechtkommen.“ Und nach der Ausbildung würden ihr weitere Türenoffenstehen: Sie könnte sich gutvorstellen, danach zu studieren, zum Beispiel Soziale Arbeit. Frank Lutz