Berufe im Check - Azubis erzählen
Sonderveröffentlichung

19. Bildungsmesse Uhingen Berufe im Check - Azubis erzählen

Herauszufinden welcher Beruf zu einem passt, das klappt zum Beispiel mit einem vorherigen Praktikum oder dem Besuch von Info-Veranstaltungen. Hier erzählen fünf Auszubildende, warum sie die richtige Wahl getroffen haben. 

Florian Hönig. Fotos: Sabine Ackermann

11.10.2024

Florian Hönig Glaser – 2. Lehrjahr

Nach Beendigung der Haldenberg-Realschule war für Florian Hönig klar, dass „im Büro zu sitzen“ nichts für ihn ist – seine Tendenz ging zum Handwerk. Für Gewissheit sorgten zwei einwöchige Praktika. Die Option Mechaniker zu werden, habe sich bei ATU Eislingen „angesichts der ihm aufgetragenen Arbeiten in der Werkstatt“ erledigt, verrät der 17-Jährige aus Holzhausen. Richtig Spaß bereitete ihm das Handwerk im familiären Traditionsbetrieb Fensterbau Höflinger, den es in Uhingen bereits seit 1601 in der nunmehr 13. Generation gibt. „Ich brauche den Kontakt zu den Leuten“, betont Florian Hönig und ergänzt: „Vom 1. Lehrjahr an war ich bei den Baustellen dabei, da durfte ich manches selbstständig machen“. Als angehender Glaser, der sich zwischen Zimmermann und Schreiner einordnet, sollte man bestimmte Anforderungen erfüllen: Man muss gesund, belastbar, kräftig und schwindelfrei sein, da die Arbeit in luftiger Höhe körperlich anstrengend werden kann. Handwerkliches Geschick, technisches Verständnis, gut im Rechnen, Sorgfältigkeit, präzises Ausmessen sowie eine ruhige Hand gehören ebenfalls dazu. Darunter ist vieles, was Florian Hönig bereits mitbringt. So war er acht Jahre lang im Zirkus Rondelli aktiv, spielte Handball und kam von der Uhinger Jugendfeuerwehr nun zu den Aktiven. Die gewerbliche Berufsschule für „Glas- und Fensterbau“ befindet sich in Stuttgart-Feuerbach, während der dreijährigen Ausbildung hat man im 1. Lehrjahr Vollzeitschule, und ist pro Woche nur einen Tag im Betrieb.

Elias Lense Verwaltungsfachangestellter (VFA) - 2. Lehrjahr

Elias Lense
Elias Lense

Als Ansprechpartner ist man eine Art Schnittstelle zwischen Bürger und Behörden. Man beantwortet Fragen, gibt Auskunft, bearbeitet Anträge, erstellt Bescheide, Genehmigungen oder Urkunden und kümmert sich um Akten. Rund 5,3 Millionen Menschen in Deutschland sind im öffentlichen Dienst beschäftigt, Elias Lense ist im Rathaus Uhingen einer davon. Der 18-jährige Bad Boller besuchte die Heinrich-Schickhardt-Gemeinschaftsschule, informierte sich mehrfach auf Berufsmessen und absolvierte ein soziales sowie behördliches Praktikum. „Mich interessierte der Beruf des Altenpflegers und des Justizfachangestellten“, verrät Elias Lense, der auch ins Finanzamt sowie ins Kurhaus Bad Boll schnupperte. Letztendlich war es das auf der Bildungsmesse mit Lisa Friedsam vom Hauptamt der Stadt Uhingen positiv geführte Gespräch, warum er sich für die dreijährige Ausbildung als VFA entschied. Einwohnermeldeamt, Standesamt, Sozialamt, Hauptamt, Ordnungsamt, Bauamt, Kämmerei – nach und nach wechseln sich Praxisphasen im Rathaus und Theorieunterricht an der Verwaltungsschule Esslingen ab. „Meine Erwartungen wurden mehr als erfüllt, hier sind alle offen und auf Augenhöhe“, betont der extrovertierte und engagierte Azubi, der neben Sozialkompetenz, Verantwortungsbewusstsein und Verschwiegenheit auch einen freundlichen Umgang zu seiner Klientel und große Lernbereitschaft mitbringt.

Ganya Phetrok Hotel- und Restaurantfachfrau - 2. Lehrjahr

Ganya Phetrok
Ganya Phetrok

„In der Grundschule habe ich nichts verstanden“, verrät die gebürtige Thailänderin, die sieben war, als ihre Mutter der Liebe wegen nach Geislingen gezogen ist. Doch Ganya Phetrok schaffte es auf das Helfenstein-Gymnasium, dort blieb sie bis zur 10. Klasse. Auf Eigeninitiative absolvierte sie in den Pfingstferien 2023 im Hotel-Restaurant Löwen in Süßen ein Praktikum, worauf ihr Inhaber Ulli Kellenbenz gleich eine Ausbildung vorschlug. „Mir gefällt die Arbeit im Service und im Housekeeping, da mache ich was Nützliches“, bekräftigt Ganya Phetrok und schiebt nach: „Meine türkische Freundin Mihriban lernt dort Köchin.“ Die 19-Jährige arbeitet in zwei Schichten, von 11 bis 14 Uhr und von 17 bis 22 Uhr, kümmert sich sowohl im Hotel als auch im Restaurant um die Gäste. Dazu gehören die Beratung und Beantwortung von Nachfragen bei der Auswahl von Speisen und Getränken genauso wie die Entgegennahme der Bestellung, die Weitergabe an die Küche, das Abkassieren sowie das korrekte Eindecken. Auch im Hotel steht das Wohlergehen der Gäste an erster Stelle, so werden die Zimmer sauber hergerichtet und kontrolliert. Weiße Bluse, rote Krawatte, schwarze Hose – Ganya Phetroks Dienstkleidung ist wie Freundlichkeit ein Muss.

„Ganz wichtig sind gute Schuhe, wir laufen oft bis zu 20.000 Schritte“, verrät die Auszubildende, die im Wechsel zwei Monate arbeitet und dann vier Wochen Blockunterricht in der Paul-Kerschensteiner-Schule, Landesberufsschule für das Hotel-und Gaststättengewerbe Bad Überkingen, hat.

Ida Esenwein Ziseleurin - 2. Lehrjahr

Ida Esenwein
Ida Esenwein

Wird die 17-Jährige nach ihrem Ausbildungsberuf gefragt, hört sie fast immer ein: „Was macht man da so?“ Ein Ziseleur arbeitet die in metallene Werkstücke gegossenen oder gepressten Verzierungen (Ornamente, Figuren) durch Hämmern, Schaben, Schleifen und Polieren schärfer heraus. Ida Esenwein arbeitet bei Strassacker aus Süßen, eine durch das „Bambi“ und größte Pferdeskulptur aus Bronze (Miami, Florida) weltweit bekannte Kunstgießerei. Bereits nach der Realschule war ihr klar, dass sie etwas mit den Händen machen möchte. Ist ihre Tätigkeit durchs Schleifen, Flexen, Schmieden sowie die Bearbeitung mit Säuren oder Laugen bisweilen ein „dreckiger Job“, wie Ida sagt, sind es doch vielmehr die jeweils spannenden Momente. Unter anderem die Umsetzung des charakteristischen Merkmals von Treibarbeiten sowie die Verwendung von bestimmten Punzen für die Gravur, deren Zeichnung oder Vorlage sich einer der zahlreichen Künstler ausgedacht hat. „Ich sehe was ich mache als Endergebnis“, sagt die Hattenhöferin und betont: „Das ist und bleibt mein Traumjob“. Da nimmt sie auch ihre Arbeitszeiten (6-14 Uhr) in Kauf. Von Hattenhofen nach Süßen mit den Öffentlichen – das ist kein Zuckerschlecken. Diese sehr alte Form der Metallverarbeitung verlangt gute Gesundheit, geschickte Hände, zeichnerische Begabung, künstlerisches Formengefühl, all das bringt Ida Esenwein mit. Zur Goldschmiede-Uhrmacher-Schule geht sie zweimal im Jahr für 12 Wochen zum Blockunterricht nach Pforzheim.

Louis Koch Koch - 3. Lehriahr

Louis Koch
Louis Koch

Sein Name ist Programm. Er ist bei Küchenchef und Sternekoch Daniele Corona im Restaurant Schloss Filseck Uhingen in Ausbildung, seine Leidenschaft fürs Kochen war schon immer offensichtlich. Schwäbische Hausmannskost und am liebsten Braten, als Kind habe er immer bei seinem Opa, der gerne kochte, lecker gegessen und eine gute Küche zu schätzen gelernt. „Mit 12, 13 Jahren habe ich mir vieles angeeignet“, verrät Louis Koch, der anfangs auf ein Studium orientiert war. Doch in der 10. Klasse kam Corona, im Schorndorfer Max-Planck-Gymnasium hat er noch sein Abi gemacht. Mit 17 meldete sich wieder das Kochen, das er stets im Hinterkopf hatte. „Auf der Michelin-Webseite habe ich mir Restaurants im Umkreis rausgesucht“, verrät der 20-Jährige aus Urbach und bewarb sich beim „Bachofer in Waiblingen, Zauberlehrling in Stuttgart sowie auf Schloss Filseck“. Von einem der Restaurants kam die Rückmeldung viel zu spät, im anderen musste er beim Probearbeiten Kistenweise Paprikas schälen. „Trotzdem war das für mich eine coole Erfahrung, der erste Eindruck: Dampf, Hitze und die Ansage Gäste, Service, los. Dann noch die Hektik und der raue Ton, wenn man im Weg steht.“ Entschieden hat sich Louis Koch für Daniele Corona, und er nennt auch seinen Grund: „Der Ton war hier ruhiger, die Atmosphäre lockerer und auch das Probearbeiten war bedeutend angenehmer und wertiger“. Ein Kochlehrling, der voll im Glück ist und sich mit seinen sieben Kollegen wohl fühlt, auch deshalb, weil er jeden Tag Neues dazulernt. Sein Traum: ein eigenes Restaurant. Zur Berufsschule fährt er nach Bad Überkingen.

Sabine Ackermann