Stimmt der pH-Wert? Ist der Fettgehalt korrekt? Oder sind Stoffe in der Milch, die nicht drin sein dürfen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich Sara Nothacker in ihrer Ausbildung. Seit September 2022 lässt sie sich bei der Hohenloher Molkerei in Schwäbisch Hall-Hessental zur Milchwirtschaftlichen Laborantin ausbilden.
Von Kopf bis Fuẞ in weiße Arbeitskleidung gehüllt, ist Sara nun seit gut eineinhalb Jahren schon im Labor der Molkerei zugange. „Wir Auszubildenden bekommen am Anfang alles genau gezeigt und erklärt. Nach und nach dürfen wir dann die Aufgaben selbst übernehmen“, erklärt die 18-Jährige. Doch welche Aufgaben hat ein Milchwirtschaftlicher Laborant eigentlich? „Kurz gesagt: Wir stellen die Qualität der produzierten Milchprodukte wie H-Milch, Kefir oder Butter sicher und tragen Sorge für den Verbraucherschutz.“
Proben ansetzen
Dafür nimmt Sara mit ihren Kollegen ständig Milchproben von Lkw-Lieferungen oder aus den Tanks und setzt diese in Petrischalen oder Reagenzgläsern an. Je nach Zugabe von Zusatzstoffen wird auf etwas anderes getestet, wie die Auszubildende erklärt: „Die Proben aus den Milch-Tanks kontrollieren wir etwa auf ihren Fettgehalt - wenn später 3,5 Prozent Fett auf der Milchverpackung steht, sollte das natürlich auch drin sein.“ Aber auch jeder Tanklaster, der mehrere tausend Liter Milch direkt vom Landwirt an die Hohenloher Molkerei liefert, wird geprüft: „Da schauen wir zum Beispiel nach Hemmstoffen wie Antibiotika. Ist das in der Milch nachweisbar, wird sie natürlich nicht verarbeitet.“ Das ist ein wichtiger Schritt, bevor die Milch in den Tanks landet, wie Sara deutlich macht: „Sonst müsste der gesamte Tankinhalt aufgrund der Verunreinigung entsorgt werden das soll natürlich nicht passieren.“
Mit Reagenzgläsern und Petrischalen zu hantieren sowie biologische und chemische Prozesse zu verstehen, hat Sara bereits in der Schulzeit Spaß gemacht. „Deshalb wollte ich auch eine Ausbildung machen, die sich mit naturwissenschaftlichen Inhalten beschäftigt.“ Mit Milch zu arbeiten, lag ihr außerdem nicht fern: Auf dem elterlichen Hof in Untermünkheim-Kupfer hat sie schon seit ihrer Kindheit bei der Versorgung der 70 Milchkühe geholfen. „Ich weiß also genau, wo so ein Liter Milch herkommt und wie der Transport zur Molkerei vonstattengeht“, sagt Sara. Das sei aber nicht Grundvoraussetzung. „In der Berufsschule habe ich viele Klassenkameraden, die vor ihrer Ausbildung noch nie einen Kuhstall betreten haben. Das ist aber nicht schlimm und wird während der Ausbildung auch gemacht.“ Zudem fahren die Azubis der Hohenloher Molkerei auch mindestens einmal einen Tag im „Sammelwagen“ mit, holen also die Milch bei den Landwirten ab und sehen so alle Verarbeitungsschritte.
Für Sara war es wiederum komplett neu, eine Produktionshalle von innen zu sehen. Bei der Hohenloher Molkerei gibt es gleich mehrere Abteilungen, die die Azubis allesamt für einige Tage durchlaufen. Dazu gehören unter anderem die Butter-, Kefir- oder Joghurt-Abteilung. „Das war super spannend und mir wurde überall gezeigt, wie die Milch verarbeitet wird und was zum Beispiel wichtig ist, damit daraus ein Kefir wird.“
Sorgfältig und flexibel
Das gesamte theoretische bis Wissen bekommt Sara an der Berufsschule in Wangen im Allgäu beigebracht. Pro Lehrjahr ist sie zweimal für fünf sieben Wochen zum Blockunterricht dort untergebracht. Dazu kommen in jedem Lehrjahr noch drei Wochen Lehrwerkstätte obendrauf. „Unsere Fächer sind unter anderem Mikrobiologie, Biologie, Chemie, Physik, Mathe, Technologie und Wirtschaftskunde“, zählt die angehende Laborantin auf. „Wer sich für die Ausbildung interessiert, sollte also auf jeden Fall Lust auf Naturwissenschaften haben!“
Als weitere Eigenschaften zählt Sara Zuverlässigkeit und Flexibilität auf: Ersteres, weil die Arbeit mit Lebensmitteln keine Fehler zulässt. „Wenn bei den Endprodukten etwas nicht stimmt, wird der Verbraucher gefährdet. Es liegt an uns, das zu vermeiden, indem wir alles genau prüfen und sehr sorgfältig arbeiten.“
Flexibilität hingegen wird von Milchwirtschaftlichen Laboranten vor allem dann gefordert, wenn die Ausbildung abgeschlossen ist, und sie im normalen Betrieb eingesetzt werden. „Während meiner Ausbildung bin ich nur in zwei Schichten - entweder von 6 bis 13.30 Uhr oder von 9 bis 17 Uhr - eingesetzt. Und das auch nur unter der Woche“, erklärt Sara. Aber die Kühe geben ja auch am Wochenende und an Feiertagen Milch, die abgeholt und weiterverarbeitet werden muss, damit sie nicht schlecht wird. Deshalb werden die ausgelernten Laboranten auch an diesen Tagen im Betrieb benötigt. „Das kommt auf mich dann auch in Zukunft zu.“
Sara rät zum Praktikum
Wer nun sichergehen möchte, ob der Beruf und die Arbeit auch so sind, wie man es sich vorstellt, dem rät Sara jederzeit zu einem Praktikum. „Ich habe das damals auch für eine Woche in meinem jetzigen Ausbildungsbetrieb gemacht und dabei ganz viele Einblicke erhalten. Das hat mich bestätigt, dass ich diese Ausbildung machen möchte.“ Und die Zukunft? „Die lasse ich auf mich zukommen. Nach meiner Ausbildung möchte ich gerne erstmal etwas Berufserfahrung sammeln und danach gibt es ja in meinem Beruf ganz viele Optionen, um weiter Karriere zu machen - vom Meister bis hin zum Studium.“
Tipp: Wer noch mehr Fragen zur Ausbildung zum Milchwirtschaftlichen Laboranten hat, hat die Chance, Sara auf der VR Bank Job-Börse am Stand der Hohenloher Molkerei zu treffen. Alisa Grün
Lernen im Homeoffice
Regelung: Von zu Hause arbeiten - das gilt bei der dualen Ausbildung.
Mobil arbeiten: Wie sieht es damit eigentlich während einer dualen Berufsausbildung aus? Zunächst einmal vorweg: Eine Verpflichtung für Betriebe, eine mobile Ausbildung anzubieten, gibt es nicht. Darauf weist das Portal „abi.de“ hin. Prinzipiell möglich sind Zeiten im Homeoffice während der dualen Ausbildung aber schon - wenn der Ausbildungsbetrieb das ermöglicht.
Einer vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) verabschiedeten Empfehlung zufolge, soll die duale Berufsausbildung zwar grundsätzlich in Präsenz stattfinden. Mobiles Arbeiten könne aber als Ergänzung in der Berufsausbildung im Sinne der „doppelten Freiwilligkeit“ genutzt werden: Der Betrieb kann es also allen Auszubildenden anbieten und Azubis können das Angebot annehmen. Im Umkehrschluss heißt das auch: Azubis müssen nicht von Zuhause aus arbeiten und lernen, wenn sie das nicht wollen.
Erreichbarkeit klären
Für Zeiten der mobilen Ausbildung in jedem Fall wichtig: klare Absprachen zur Erreichbarkeit zwischen dem Ausbildungspersonal und den Auszubildenden. Vorab sollten Betriebe außerdem klären, wie die Kommunikation beim mobilen Lernen und Arbeiten stattfindet, also zum Beispiel übers Telefon, über Chats, E-Mails oder Videokonferenzen. Die Hard- und Software, die fürs mobile Arbeiten und Lernen notwendig ist, muss der Ausbildungsbetrieb zur Verfügung stellen, wenn er dieses anbietet. Und die Probe- und Einarbeitungszeit sollte nach Möglichkeit nicht mobil beginnen, so die Empfehlung des BIBB. dpa