Sonderveröffentlichung

19. JOB-BÖRSE DER VR BANK HEILBRONN SCHWÄBISCH HALL EG Mit sozialen Kompetenzen überzeugen

Eigenschaften Bei einer Bewerbung spielen nicht nur die fachlichen Qualifikationen eine Rolle - auch die sogenannten "Soft Skills" sind wichtig. Vier Personalverantwortliche verraten, mit welchen Fähigkeiten Bewerber punkten können. 

Soft Skills wie Teamfähigkeit, gute Kommunikationskompetenzen und Zuverlässigkeit werden oftmals von den Ausbildern und Personalverantwortlichen gefordert. Diese Qualifikationen sind wichtig für den beruflichen Alltag und die Aufgaben und Herausforderungen, die es dabei zu bewältigen gilt. Foto: Christin Klose/dpa-mag

03.05.2024

Abschlusszeugnisse, Praktika-Nachweise, Fremdsprachenkenntnisse - das sind klassische „Hard Skills“. Diese fachlichen Kompetenzen und Fähigkeiten sind messbar, erlernbar und typischerweise leicht nachweisbar. Doch damit allein kann man künftige Arbeitgeber wohl nicht überzeugen, denn im beruflichen Alltag sind auch „Soft Skills“ gefragt: soziale Kompetenzen, Charaktereigenschaften und Werte. Welche Fähigkeiten besonders gut ankommen und ob man manche Kompetenzen auch während der Ausbildung erlernen kann, verraten vier Personalverantwortliche.

Sabine Lindner, Human Resources/Talentakquise, Würth Elektronik:

Welche Soft Skills halten Sie für am wichtigsten und weshalb?

Uns ist besonders wichtig, dass die jungen Talente Teamfähigkeit und Kommunikationsfähigkeit mitbringen. Wir bei Würth Elektronik verstehen uns als großes Team, das gemeinsam Themen voranbringt und Ziele erreicht. Erfolge werden gemeinsam gefeiert. Unsere Young Talents dürfen sehr früh Verantwortung übernehmen, das erfordert in Teilen Mut, aber auch ein hohes Maß an Selbstständigkeit.

In welchem Verhältnis stehen Soft Skills zu den fachlichen Qualifikationen eines Bewerbers?

Gewisse fachliche Qualifikationen sind für Ausbildung und Studium sicher unabdingbar. Uns sind die Soft Skills aber mindestens ebenso wichtig. Wir schauen sehr genau darauf, dass sie sich bei uns im Verlaufe ihrer Ausbildung sowohl fachlich als auch sozial und persönlich gleichermaßen weiterentwickeln.

Kann man Ihrer Meinung nach manche Soft Skills auch während der Ausbildung erlernen?

Absolut. Wir erwarten bei unseren Young Talents beim Ausbildungsstart kein perfektes„Skill-Set“. Wir sehen unsere Aufgabe eher darin, Potenziale schon im Vorstellungsgespräch zu erkennen und dann gemeinsam daran zu arbeiten, diese „weichen Fähigkeiten“ zu entwickeln. Was war die bisher außergewöhnlichste Fähigkeit, die ein Bewerber mitgebracht hat? Ich kann mich ehrlich gesagt nicht an die eine außergewöhnliche Fähigkeit erinnern. Manchmal simulieren wir mit Bewerbern ein Verkaufsgespräch - ein Kandidat ist bei der Gelegenheit zur Höchstform aufgelaufen. Uns war direkt klar: Hier sitzt ein geborener Vertriebler.

Timo Pfitzer, Regionalleitung Baden-Württemberg bei Diakoneo:

Welche Soft Skills halten Sie für am wichtigsten und weshalb?

1. Begeisterungsfreude - damit, egal welche Aufgabe kommt, man den neuen und manchmal auch herausfordernden Aufgaben etwas Positives abgewinnen kann.

2. Selbstreflexion - grundsätzlich für alles wichtig, um sich„seiner Person“ sicher zu sein: Wer bin ich, was will ich, was kann ich, und was kann ich auch nicht. Das ist auch Voraussetzung, um sich vor einem Burnout und ähnlichem zu schützen.

3. Empathie - um zwischenmenschlich den Kollegen und „gegenüber allen Hierarchien“ auf Augenhöhe begegnen und soziale Interaktion begleiten zu können. Und 4. sind für uns auch Kommunikationsfähigkeiten von Bedeutung.

In welchem Verhältnis stehen Soft Skills zu den fachlichen Qualifikationen eines Bewerbers?

Für mich sind die Soft Skills elementarer, da die „Hard Skills“ eher durch Schulungen und Weiterbildungen, Anleitung und Begleitung erlernt beziehungsweise weitergegeben werden können. Wenn ich es verteilen müsste, würde ich 75 Prozent auf Soft Skills geben, 25 Prozent auf Hard Skills. Für mich zählt: „Denn die, die wollen, müssen können dürfen“ - frei nach Johannes Conrad. Das “Wollen“ als Soft Skill ist für mich wichtiger als das „Können“ im Sinne eines Hard Skills. Das Können kann man lernen, beim Wollen ist das nicht ganz so einfach.

Kann man Ihrer Meinung nach manche Soft Skills auch während der Ausbildung erlernen? Welche?

Ja! Zum einen Respekt und Wertschätzung, kollegiale Interaktion, Wertebewusstsein sowie Empathie im beruflichen Kontext. Und auch Werte wie Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit können durch einen gewissen äußeren „Druck“ im Kontext der bezahlten Arbeit neu gelernt werden, genauso wie „Arbeitsbereitschaft“. Was war die bisher außergewöhnlichste Fähigkeit, die ein Bewerber mitgebracht hat? Es gab eine Person, die 20 Minuten zu spät zum Bewerbungsgespräch kam und es dann geschafft hat, diesen Umstand über kommunikative Skills noch positiv zu verkaufen. Es war witzig und erfrischend ehrlich, was die ganze Situation bereichert hat. Der Bewerber hat sich sprichwörtlich herausgeredet und den Job letztendlich bekommen.

Tobias Schörg, Technischer Ausbilder, HBC-radiomatic:

Welche Soft Skills halten Sie für am wichtigsten und weshalb?

Teamfähigkeit, Interesse für Technik, Motivation, Neugierde, Eigeninitiative, Zuverlässigkeit, Respekt und freundliches Auftreten sind nur ein paar Soft Skills, die wir in einem Arbeitsleben als wichtig betrachten. Mit diesen genannten Soft Skills können wir Auszubildende in sehr unterschiedlichen Bereichen ausbilden, Lerninhalte methodisch und didaktisch gut vermitteln und sie persönlich und individuell fördern. Wenn diese Soft Skills vorhanden sind, macht es uns Ausbildern auch mehr Freude, Lehrinhalte zu vermitteln und sie erfolgreich ins Berufsleben einzugliedern.

In welchem Verhältnis stehen Soft Skills zu den fachlichen Qualifikationen eines Bewerbers?

Um fachliche Qualifikationen zu fördern beziehungsweise zu erlangen, sind Soft Skills enorm wichtig. Wir würden sie daher zu 60:40 bewerten.

Kann man Ihrer Meinung nach manche Soft Skills auch während der Ausbildung bzw. im Berufsleben erlernen? Welche?

Wir versuchen, Soft Skills innerhalb der Ausbildung gezielt zu fördern, indem wir Projektarbeiten anbieten und unseren Azubis und Studenten eine Vielzahl an HBC-Einblicken innerhalb ihres Abteilungsdurchlaufs geben. Unsere Auszubildende arbeiten bei HBC im Echtbetrieb mit. Wir fordern sie, von Anfang an Verantwortung für eigenes Tun zu übernehmen.

Was war die bisher außergewöhnlichste Fähigkeit, die ein Bewerber mitgebracht hat?

Wir hatten einen Bewerber für eine technische Ausbildung, welcher in seiner Freizeit bereits in Eigenregie einen kompletten Hühnerstall automatisiert hatte.

Liese Leinweber, Referat Personal-Ausbildung, Staatliches Hochbauaumt Hall: Schwäbisch

Welche Soft Skills halten Sie für am wichtigsten und weshalb?

Soziale Kompetenzen wie Kommunikationsfähigkeit und Empathie sind bedeutend für die Zusammenarbeit und das Klima im Team. Mit Zuverlässigkeit, Verantwortungsbewusstsein und Selbstvertrauen kann man berufliche Herausforderungen meistern.

In welchem Verhältnis stehen Soft Skills zu den fachlichen Qualifikationen eines Bewerbers?

Nur wer passende fachliche Qualifikationen mitbringt, kommt überhaupt für eine Einstellung infrage. Über soziale, persönliche und methodische Kompetenzen sowie die Motivation entscheidet sich, ob und welcher dieser Bewerber von der Art und Arbeitsweise ins Team passt.

Kann man Ihrer Meinung nach manche Soft Skills auch während der Ausbildung erlernen? Welche?

Mit der Zeit und Erfahrung kann man sich Verhaltens- und Arbeitsweisen aneignen, die in der Berufswelt zu Erfolg führen. Dazu ist jedoch Selbstreflexion und der Wille notwendig, die eigene Komfortzone hin und wieder zu verlassen.

Was war die bisher außergewöhnlichste Fähigkeit, die ein Bewerber mitgebracht hat?

Ein konkreter Skill eines Bewerbers fällt mir nicht ein. Es gilt aber immer: Außergewöhnlich und überzeugend ist eine authentische und gesunde Mischung von Kommunikationsfähigkeit, Überzeugungskraft und Selbstbewusstsein. Eileen Schirle

Soft Skills anzugeben fällt vielen schwer

Kreativität, Zuverlässigkeit, Lernbereitschaft: Soft Skills sind in den meisten Jobs gefragt. Doch nur rund jeder Dritte (36 Prozent) fühlt sich sicher darin, sie in der Bewerbung glaubhaft anzugeben. Das zeigt eine Umfrage von YouGov Deutschland im Auftrag der Jobplattform Monster, die im Jahr 2023 durchgeführt wurde.

Jeder Fünfte (21 Prozent) der insgesamt 2162 Befragten gab an, unsicher zu sein, wie die eigenen Soft Skills in einer Bewerbung am besten aufbereitet und belegt werden können. Mehr als jeder Zehnte (11 Prozent) gibt Soft Skills in Bewerbungen gar nicht an oder bringt sie erst im Bewerbungsgespräch unter. 13 Prozent halten sich in ihrer Bewerbung einfach an die gefragten Soft Skills aus der Stellenanzeige.

Vor allem Studierende und Auszubildende wissen häufig nicht, wie sie ihre persönlichen Fähigkeiten und Kompetenzen in einer Bewerbung richtig platzieren können. Jeweils knapp die Hälfte (46 Prozent) von ihnen gab an, unsicher zu sein, wie diese aufbereitet und belegt werden können.

Zum Vergleich: Bei Befragten, die bereits eine Ausbildung oder ein Studium absolviert haben, sind es nur 18 beziehungsweise 21 Prozent, bei Menschen ohne Abschluss 19 Prozent. dpa