Es wird immer deutlicher: Zentrale gesellschaftliche Herausforderungen wie Energiewende, Wohnungsbau und digitale Infrastruktur sind ohne ausreichend Fachkräfte aus dem Handwerk nicht zu stemmen. Die Karrierechancen für jungen Handwerkerinnen und Handwerker sind daher besser denn je.
Und doch drohen auch dieses Jahr viele Ausbildungsplätze im Handwerk unbesetzt zu bleiben. Die Handwerksbetriebe ringen engagiert um jeden Jugendlichen, den sie für eine Ausbildung begeistern können. Einblicke in verschiedene Handwerksberufe und die Vielfalt des Handwerks insgesamt bekommen junge Menschen aus Metzingen und der Region beispielsweise beim Azubi-Tag in Metzingen, der am Dienstag, 25. Oktober, zum 21. Mal stattfindet.
Handwerk ist unverzichtbar
Zahlreiche Betriebe sind in der Gewerblichen Schule vor Ort, um den Schülern Einblick in die beruflichen Möglichkeiten im Handwerk zu geben und ihnen die hervorragenden Zukunftsaussichten näherzubringen, die das Handwerk bietet.
Die Vorstellung der Ausbildungsberufe durch Auszubildende lässt die Hemmschwelle sinken, sich einmal näher mit dem Handwerk zu befassen. Die Schüler können sich von gleich zu gleich informieren und möglicherweise Berufe kennenzulernen, die sie zuvor nicht auf dem Schirm" hatten.
Handwerk ist wichtig: Die Leistungen der Handwerker und Handwerkerinnen in Deutschland werden täglich millionenfach in Anspruch genommen und selbstverständlich erwartet. Ob Bäcker oder Metzger, die einen täglich mit Lebensmitteln versorgen, Kfz- und Zweiradmechatroniker, die sich darum kümmern, dass man stets mobil bleibt, oder Gebäude- und Textilreiniger, die die Hygiene in Krankenhäusern, Altenheimen und öffentlichen Einrichtungen gewährleisten. Das Handwerk ist vielfältig und unverzichtbar.
Auch für die Zukunftsherausforderungen der Zeit wie das Erreichen der Klimaziele, die Gesundheitsversorgung einer alternden Gesellschaft oder die Modernisierung der Infrastruktur und das Schaffen von dringend benötigtem Wohnraum.
Das facettenreiche Handwerk ist trotz Krisensicherheit oft mit Vorurteilen behaftet. Beim Azubi-Tag in Metzingen kann man mit falschen Klischees und Rollenbildern aufräumen.
Und wie sieht die Situation im Handwerk aktuell in der Region aus? Zum Beginn des Ausbildungsjahres am 1. September sind leider viele Lehrstellen im regionalen Handwerk unbesetzt geblieben. Zwar verzeichnet die Handwerkskammer Reutlingen mit 1664 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen einen Zuwachs von 8,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr (2021: 1537 Neuverträge). Allerdings ist der Bedarf der Betriebe deutlich höher. Aktuell sind noch 796 Lehrstellen zu vergeben.
,,Nach zwei Jahren, in denen vor allem die Corona-Pandemie für einen starken Rückgang sorgte, ist das eine ermutigende Zwischenbilanz. Die Betriebe haben ihr Angebot in dieser schwierigen Zeit nicht etwa zurückgefahren, sondern beibehalten", sagt Karl-Heinz Goller, Leiter der Ausbildungsabteilung der Handwerkskammer Reutlingen. ,,Die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen ist unverändert hoch. Die Betriebe suchen händeringend nach Nachwuchs."
Nahezu unverändert ist die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage. Die Gründe seien vielfältig, so Goller. ,,Wir verzeichnen weniger Schulabgänger und immer mehr junge Menschen, die sich für ein Studium entscheiden. Beide Trends betreffen die duale Ausbildung im Allgemeinen. Es fehlt grundsätzlich an der gesellschaftlichen Wertschätzung beruflicher Qualifikationen." Das Handwerk mit seinen 130 Ausbildungsberufen biete spannende Jobs, sichere Arbeitsplätze und gute Karrierechancen, betont Goller, das sei gerade in den vergangenen beiden Jahren deutlich geworden.
Freie Plätze
,,CO2-Emissionen verringern, Energieeffizienz verbessern, erneuerbare Energien nutzbar machen und die E-Mobilität - wir brauchen Fachkräfte, die solche Anlagen planen, installieren und warten können, und das sind Handwerkerinnen und Handwerker."
Wer noch in diesem Jahr eine Ausbildung beginnen möchte, hat gute Aussichten. Die Internet-Lehrstellenbörse der Handwerkskammer Reutlingen verzeichnet noch 796 freie Ausbildungsplätze in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb. Das Angebot geht quer durch alle Branchen - vom Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik über Kraftfahrzeugmechatroniker und Elektroniker bis hin zu Bauberufen wie etwa Maurer und Zimmerer. pm