Die Geschäfte einer solch renommierten Organisation sollten natürlich von einer vertrauenswürdigen und engagierten Persönlichkeit geführt werden. 41 Jahre lang hat Lothar Mühlenstedt diese Position höchst erfolgreich ausgefüllt. Nicht umsonst wussten die Mitglieder immer, dass sie „beim Mühlenstedt anrufen“ können, wenn sie etwas auf dem Herzen hatten – und das rund um die Uhr. Zum Jahresende scheidet Mühlenstedt nun als Vorsitzender aus, doch er ist sich sicher, mit Jens Winterhalder den passenden Nachfolger gefunden zu haben.
Guter Draht zu Mitgliedern
Denn Winterhalder hat nicht nur eine landwirtschaftliche Ausbildung abgeschlossen, er war auch bereits ein Jahr in der Betriebshilfe des Maschinenrings tätig, bevor er sich in Triesdorf noch zum Techniker mit der Fachrichtung Landbau weitergebildet hat. Nach dreieinhalb Jahren in der Ferkel- und Schlachtschweinevermarktung bei der UEG Hohenlohe-Franken kam Winterhalder im Januar dieses Jahres endgültig zum Maschinenring und ließ sich von Mühlenstedt intensiv in seine künftigen Aufgaben einarbeiten. Und nebenbei betreibt Winterhalder noch zusammen mit seinen Eltern und Geschwistern einen landwirtschaftlichen Betrieb in Blaufelden mit Mastschweinen und Ackerbau.
„Er kennt den Maschinenring schon und hat einen guten Draht zu den Mitgliedern“, sagt Mühlenstedt über seinen designierten Nachfolger. Damit sei Winterhalder für den Job prädestiniert, denn ,Maschinenring’ heiße immer auch ,Menschenring’: „Wir genießen ein gewisses Vertrauen in der Bevölkerung und in der Landwirtschaft. Sie rufen uns an bei Problemen.“
Und die Probleme werden auf absehbare Zeit nicht kleiner: „Die Landwirtschaft steht politisch am Pranger“, beklagt Winterhalder. Hinzu komme noch die Niedrigpreisphase vor allem in der Schweinehaltung, die dazu führe, dass sich die Landwirte heute oft eher mit Existenzsorgen als mit Investitionsvorhaben auseinandersetzen müssen. Winterhalder berichtet: „Viele Landwirte machen ihren Job gerne und können sich nichts anderes vorstellen. Aber man muss davon auch eine Familie ernähren können.“ Mühlenstedt fügt hinzu: „Wir haben einen top-ausgebildeten und top-motivierten Nachwuchs.“ Diesem seien aber oft durch die ständig zunehmenden bürokratischen Auflagen die Hände gebunden. Wenn die jungen Landwirte einmal ihrem Beruf den Rücken kehren, seien sie angesichts des Fachkräftemangels in vielen Branchen für die Landwirtschaft verloren: „Wenn sie aufhören, saugt sie der Arbeitsmarkt sofort auf“, sagt Mühlenstedt und ergänzt: „Es gibt heute keine Planungssicherheit mehr für die Landwirte.“ Dies führe zu Frustration bei Jung und Alt.
Der Maschinenring tut sein Bestes, um die Landwirte in dieser schwierigen Situation zu unterstützen. So wurde mit Anja Kohr eine Berichterstatterin eingestellt, die aktuelle Themen aus der Landwirtschaft aufgreift und versucht, diese der Öffentlichkeit zu vermitteln. Außerdem wurde ein Jungbauernstammtisch eingerichtet, bei dem sich die jungen Landwirte regelmäßig in ungezwungener Atmosphäre treffen und austauschen können. Ansonsten ist der Maschinenring vor allem in der Beratung zu Anträgen, neuer Technik und zu vielen anderen Themen sehr aktiv. „Und wir probieren über Veranstaltungen neue Standbeine für die Landwirte aufzubauen“, sagt Winterhalder. So hat der Maschinenring früher bereits die Fotovoltaik stark vorangetrieben, die inzwischen zu einem lukrativen Standbein für viele Betriebe geworden ist.
Auch die Dienstleistungsbereiche außerhalb der Landwirtschaft – wie die Grün-und Landschaftspflege bei Kommunen und in Privathaushalten – werden stetig an Bedeutung gewinnen. So hat der Maschinenring etwa dieses Jahr beim Impfzentrum in Rot am See Gehölz und Parkplatz gepflegt, Bäume zurückgeschnitten oder gefällt – kurz: alle Arbeiten verrichtet, die in Grünanlagen anfallen plus die anschließenden Mäharbeiten. „Wir haben das kurzfristig organisiert und flexibel reagiert, sind von 0 auf 100 hochgefahren“, berichtet Mühlenstedt.
Trotz aller Herausforderungen – und trotz Corona: Die Jubiläumsveranstaltungen in diesem Jahr waren ein großer Erfolg. Die 50. Mitgliederversammlung am 3. September konnte in Präsenz bei der Firma Glenk in Schrozberg-Standorf stattfinden. Fast 500 Mitglieder nahmen teil. „Die Bedingungen waren optimal: tolles Wetter, viele Leute, und das Corona-Fenster war gerade offen“, schwärmt Mühlenstedt. „Das war eine Feier, wie eine Jubläumsfeier sein sollte“, ergänzt Winterhalder. Das zweite Highlight fand schon früher statt: Es war der Feldtag mit großer Maschinenausstellung, der am 11. Juli an der Abzweigung Emmertsbühl zwischen Blaufelden und Rot am See stattfand. Eigentlich war der 9. Juli als Termin angesetzt gewesen, wegen Starkregens wurde die Veranstaltung dann kurzerhand um zwei Tage verschoben. Die Verschiebung sollte sich lohnen: „Wir haben mit dem Wetter wirklich Glück gehabt. Die Veranstaltung war sehr gut besucht“, sagt Winterhalder. Auf 1500 Personen war die Besucherzahl wegen der Corona-Auflagen begrenzt gewesen – diese Teilnehmerzahl konnte voll ausgereizt werden.
„Es gab eine hohe Nachfrage von Seiten der Landtechnik-Hersteller, und wir sind mit vielen Landwirten ins Gespräch gekommen. Durch den Sonntag haben wir auch viele nicht-landwirtschaftliche Familien erreicht. Es war eine gelungene Veranstaltung und gut für die Öffentlichkeitsarbeit“, fasst Winterhalder zusammen.
Unterstützen und helfen
Und so blicken Winterhalder und Mühlenstedt optimistisch in die Zukunft. „Ich wünsche mir, dass wir eine Perspektive kriegen, um die Junglandwirte in der Branche zu halten, die Höfe zu erhalten und die Familien davon zu ernähren“, sagt Winterhalder. „Und ich wünsche mir, dass es uns gelingt, weiter ein vertrauensvoller Ansprechpartner für die Branche zu sein. Dass die Leute gerne und ohne Hemmungen zu uns kommen und dass wir unterstützen und helfen.“
Mühlenstedt fügt noch hinzu: „Ich wünsche mir auch, dass es uns gelingt, Leute für den Betriebshilfsdienst zu gewinnen. Die Landwirtschaft wird sich weiter verändern und die Betriebe sich weiter spezialisieren, doch der Maschinenring muss weiter ein Partner für die Betriebe bleiben.“ Und nicht nur für sie: „Der Maschinenring ist auch sehr viel für Privathaushalte da, zum Beispiel bei Schwangerschaft und Kinderbetreuung“, sagt Winterhalder. „Und er bietet den Mitgliedern Einkaufsvorteile – das lohnt sich nicht nur für die Landwirtschaft.“ Frank Lutz