Ein Titel wird 75 Jahre
Sonderveröffentlichung

75 Jahre Hohenloher Tagblatt Ein Titel wird 75 Jahre

Die Wurzeln des Hohenloher Tagblatts liegen im „Fränkischen Grenzboten“ in Crailsheim und im „Vaterlandsfreund“ in Gerabronn.

Vom Verlagshaus und der Druckerei des „Fränkischen Grenzboten“ in der Langen Straße in Crailsheim blieben im April 1945 nur die Fassaden stehen.

19.07.2024

Die Geschichte des Hohenloher Tagblatts reicht weit über die Geburtsstunde am 1. Juli 1949, als die erste Ausgabe erschien, hinaus – bis ins 19. Jahrhundert hinein. Genaugenommen feiern wir heuer nicht den 75. Geburtstag der Zeitung, sondern den des Zeitungstitels. 

1827
Kanzlei-Buchdrucker J. E. Schönbrod gibt das erste „Königlich Württembergische Amts- und Intelligenzblatt für die Ober-Ämter Gerabronn und Crailsheim“ heraus. Nach nur einem Jahr wird es eingestellt.

1838
Friedrich Stüber gibt am 2. Januar 1838 erstmals das „Amts- und Intelligenzblatt für das Oberamt Crailsheim und seine Umgebung“ heraus und begründet damit eine kontinuierliche Zeitungsarbeit im heutigen Altkreis Crailsheim. 

1846
Acht Jahre später, am 1. Juli 1846, erscheint die erste Ausgabe des „Vaterlandsfreunds“ in Gerabronn, herausgegeben vom Haller Buchdrucker Wilhelm Nitzschke.

1872
Das „Amts- und Intelligenzblatt für das Oberamt Crailsheim und seine Umgebung“ wird umbenannt in „Fränkischer Grenzbote“. 

Der Crailsheimer Verleger Alfons Richter. Fotos: Archiv
Der Crailsheimer Verleger Alfons Richter. Fotos: Archiv

1883
Der Kaufmann und Buchdrucker August Richter, der aus der Stimpfacher Mühle stammte, wird Verleger des Fränkischen Grenzboten. Er wandelt das bislang dreimal wöchentlich erscheinende Amtsblatt in eine Tageszeitung in größerem Format mit eigenem Sport- und Wirtschaftsteil. In Gerabronn übernehmen dies Marius Rückert und als dessen Geschäftsführer und Redakteur Albert Wankmüller.

1899
Nach langen Jahren der Zusammenarbeit erwirbt Albert Wankmüller Teile des Verlags und der Zeitung. Im Jahr 1904 wird er alleiniger Verlagsinhaber.

1921
Es ist ein Jahr des Umbruchs für beide Heimatblätter. In Crailsheim übernimmt Alfons Richter den Verlag von seinem Vater, der ein Jahr später stirbt. In Gerabronn tritt zunächst Adolf Wankmüller und wenige Jahre später sein Bruder Albert die Nachfolge des unerwartet verstorbenen Vaters an. Die junge Generation führt die Unternehmen durch die Inflation. Die Druckereien werden modernisiert und erweitert. 

1933
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten erfolgt die Gleichschaltung der Presse. Die beiden Zeitungen verlieren ihre Unabhängigkeit: Sie werden zwangsweise mit der NS-Presse-Gesellschaft in Stuttgart fusioniert. Der „Vaterlandsfreund“ wird in „Der Franke“ umbenannt, der „Fränkische Grenzbote“ heißt ab 1940 „Hohenloher Zeitung“.

1945
Der Crailsheimer Verleger Alfons Richter bekommt trotz des Verbots zur Veröffentlichung einer Zeitung im Juni 1945 von der Militär-Regierung eine Genehmigung zur Herausgabe eines Amtsblatts für den Kreis Crailsheim. Gedruckt wird dieses Medium in der M. Rückert‘schen Buchdruckerei in Gerabronn. Beim Angriff auf die Stadt Crailsheim am 20. April 1945 brennt das Verlagsgebäude in der Langen Straße in Crailsheim vollkommen nieder. Auch die Druckerei wird beschädigt, Teile des Daches werden herausgerissen. Die technische Einrichtung der Druckerei bleibt intakt. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs verbieten die Besatzungsmächte alle Zeitungen, die während der Nazi-Diktatur publiziert hatten. Für vier Jahre übernimmt die Lizenz-Zeitung „Zeit-Echo“, deren Verleger in Schwäbisch Hall und Stuttgart saßen, die lokale Berichterstattung. Auch diese Zeitung wird in Gerabronn produziert.

1949
Die Verabschiedung des Grundgesetzes und die darin verankerte Pressefreiheit und die Generallizenz Nummer 3 der amerikanischen Militärregierung machen den Weg frei für ein freies Zeitungswesen in Deutschland. Alfons Richter und die Brüder Adolf und Albert Wankmüller entschließen sich zur Kooperation und geben am 1. Juli 1949 das Hohenloher Tagblatt heraus. Christine Hofmann


Glückwunsch

Dr. Christoph Grimmer, Oberbürgermeister Crailsheim
Dr. Christoph Grimmer, Oberbürgermeister Crailsheim

Die freie Presse ist ein elementarer Bestandteil einer funktionierenden und starken Demokratie. In den vergangenen 75 Jahren hat sich die Medienlandschaft stark gewandelt. Etablierte Erzeugnisse müssen sich genauso auf neue technische Entwicklungen einstellen wie auf eine sich verändernde Diskussionskultur. Wir können uns glücklich schätzen, dass in Crailsheim nach wie vor eine Tageszeitung erscheint, die täglich über die neusten Ereignisse informiert, Hintergründe recherchiert und das gesellschaftliche wie auch kommunalpolitische Geschehen begleitet.



SO GEZÄHLT

186 Jahre gibt es jetzt eine Zeitung aus Crailsheim. Der HT-Vorfahr „Amts- und Intelligenzblatt für das Oberamt Crailsheim und Umgebung“ erschien am 2. Januar 1838, gedruckt in Crailsheim.