Auf dem Küchentisch dampft der Kaffee. Daneben liegen frische Brötchen, Marmelade und Butter. Was fehlt noch zu einem kompletten Frühstück? Das aktuelle Hohenloher Tagblatt. Schnell zum Briefkasten, die druckfrische Zeitung geholt und schon kann es losgehen.
Für viele Leserinnen und Leser gehört die Tageszeitung zu einem guten Start in den Tag. Doch wie kommt die Zeitung nach Hause? Dazu bedarf es einer ausgeklügelten Logistik. Nachdem die Redakteurinnen und Redakteure am Abend den Inhalt der Zeitung fertiggestellt haben, werden die Daten über eine schnelle Leitung in die Druckerei nach Ulm geschickt.
Dort werden die einzelnen Exemplare gedruckt. Über ein Schienensystem gelangen die Zeitungen in die Versandanlage. Dort werden Beilagen eingelegt und die Zeitungen zu handlichen Bündeln geschnürt. Für jeden Zustellbezirk gibt es sogenannte Spitzenpakete, die Informationen über Änderungen in der Zustellung enthalten, und die dazugehörigen Vollpakete mit den restlichen Exemplaren. Je nach Umfang der Zeitung können dies mehr oder weniger Pakete sein.
Im letzten Schritt werden die Pakete in Folie verpackt und in die Auslieferungshalle transportiert. Dort stehen die Spediteure bereit, die die Pakete zusammen mit der Post zu den einzelnen Zustellern bringen. Vom Druck des einzelnen Zeitungsexemplars bis zum Verladen in den Transporter vergehen gerade einmal sieben Minuten.
Von Ulm aus fährt der Spediteur die einzelnen Abladestationen in einer vorgegebenen Reihenfolge an. Auf der Tour liegen die 70 Entladestellen, an denen die Zeitungspakete für die Zusteller zurechtgelegt werden. Die letzte Anlieferung sollte bis vier Uhr morgens abgeschlossen sein, damit die Zustellerinnen und Zusteller genügend Zeit haben, die Zeitungen in die Briefkästen der Leserinnen und Leser zu werfen.
Zita Schwab ist seit 2015 Zustellerin beim Hohenloher Tagblatt. „Ich bin Frühaufsteherin, komme gut aus dem Bett“, sagt sie. „Ich mag es, früh aktiv zu sein und mein Geld an der frischen Luft zu verdienen“, erzählt die 71-Jährige. „Zustellerin zu sein, ist genau das Richtige für mich.“ Angefangen hat Schwab im Stadtteil Sauerbrunnen, wo sie auch wohnt. Später ließ sie sich als Springerin einteilen. Jetzt hilft sie überall dort aus, wo Hilfe gebraucht wird. Mittlerweile hat sie 34 Einsatzgebiete durchlaufen und kennt die Straßen und Häuser der Stadt Crailsheim in- und auswendig. Ohne Warnweste geht sie nicht aus dem Haus und auch die restliche Kleidung muss dem Wetter angepasst sein, schließlich soll die Zeitung jeden Morgen sicher bei den Lesern ankommen.
Auf dem Weg von Haus zu Haus legt sie die Zeitung bereit: Entweder gerollt (für den Zeitungskasten) oder gefaltet (für den Briefkasten) – als langjährige Zustellerin weiß sie, was sie erwartet. Neben der Bewegung an der frischen Luft schätzt Zita Schwab an ihrer morgendlichen Tour vor allem die Ruhe. „Es kommt selten vor, dass ich um diese Zeit einem Menschen begegne“, berichtet sie. Tiere trifft sie dagegen häufiger. Nach ein bis zwei Stunden liegt die letzte Zeitung im Briefkasten.
Während die Crailsheimerin die Zeitungen zu Fuß austrägt, ist Zusteller Benjamin Hochstein mit einem Elektroroller unterwegs: So schont er sein Knie, das er seit einer Verletzung nicht mehr so stark belasten kann. „Mit dem E-Scooter spare ich gut 50 Prozent meiner Arbeitszeit“, hat er ausgerechnet. „So kann ich einen weiteren Bezirk übernehmen und verdiene in der gleichen Zeit deutlich mehr Geld.“ Die Geräte sind sehr leistungsstark und haben mit ihren Vollgummireifen auch auf unebenen oder verschneiten Wegen eine gute Straßenlage.
Im Verbreitungsgebiet des Hohenloher Tagblatts sind jede Nacht 175 Zustellerinnen und Zusteller unterwegs. Darunter sind zehn Springerinnen und Springer, die bei kurzfristigen Ausfällen oder Krankheit ihrer Kolleginnen und Kollegen aushelfen. Zwei Inspektoren sorgen dafür, dass Zusteller so eingeplant werden, dass die druckfrischen Nachrichten aus der Region zuverlässig in den Briefkästen und Zeitungsboxen der Leserinnen und Leser landen. Dann steht der ausgiebigen Zeitungslektüre am Frühstückstisch nichts mehr im Wege. Thorsten Hiller