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Tübingen: Den Friedhof feiern
Sonderveröffentlichung

75 Jahre Tübinger Bergfriedhof Tübingen: Den Friedhof feiern

Verschiedene Veranstaltungen zum 75-jährigen Jubiläum des Bergfriedhofs mit dem Bergfriedhof-Imker Albert Reimus, Ausstellungseröffnung Ikonenmalerei, Sonderführung über den Bergfriedhof und vieles mehr.

Hier nahm der Bergriedhof seinen Anfang: Die Steinkreuze erinnern an die in den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs gefallenen Soldaten (li.). Die liebevoll restaurierte Waldkapelle ist dank der Renovierung wieder nutzbar (Mitte). Auch totgeborene Kinder haben auf dem Bergfriedhof einen freundlichen Ort der Erinnerung (re.). Fotos: Friedhofsverwaltung Tübingen

09.05.2025

Der Tübinger Bergfriedhof bietet den Gedanken alle nur erdenklichen Möglichkeiten, zu fliegen, sich zu sammeln, der Trauer nachzuspüren und dem Leben. Seit 75 Jahren wird hier bestattet, unter alten Bäumen, in gepflegt-wilder Natur und mit zwischenzeitlich ganz unterschiedlichen Formen der Bestattung.

Ein guter Ort

Einen Friedhof feiern? Aber natürlich! Hier finden Menschen Trost, können Tiere beobachten und zugleich an liebe Verstorbene denken. Ein guter Ort. Stadtnah und doch weit weg von allem Alltag. Dass er 2014 als drittschönster Friedhof in ganz Deutschland ausgezeichnet worden ist, wundert niemanden, der ihn kennt.

Gefeiert werden auch all die vielen Möglichkeiten, die Stadt und Friedhofsamt in den vergangenen Jahrzehnten geschaffen haben. Erdbestattungen gibt es, natürlich auch Urnenbeisetzungen. Letzteres, wenn gewünscht, anonym oder, häufig eine große Erleichterung für Angehörige, in einer der zwölf liebevoll gepflegten Gemeinschaftsgrabanlagen: Hier darf man, ohne Arbeit und Zeit in das Grab zu investieren, trauern. Auch eine solche Anlage für Erdbestattungen gibt es – und alle Möglichkeiten werden gerne angenommen. Besonders nachgefragt sind Baumgräber in dem herrlichen, alten Wald.

Aus der Not geboren

Die heutige Waldkapelle mit rund 40 Sitzplätzen war das erste Bauwerk auf dem Bergfriedhof, 1949 wurde sie liebevoll aus dem gebaut, was auf dem Bergfriedhof reichlich vorhanden ist: Holz. Schon ein Jahr später, der Stadtfriedhof war belegt, wurde der Bergfriedhof zum Hauptfriedhof der Stadt Tübingen geweiht. Alle Tübinger Kirchenglocken läuteten zu diesem feierlichen Ereignis. Bereits einige Zeit zuvor, in den letzten Kriegstagen, wurde der Galgenberg als Friedhof genutzt – insgesamt 410 gefallene Soldaten und 14 zivile Kriegsopfer fanden hier ihre letzte Ruhe.

Künstlerisch gestaltet

Die vielen aktiven Tübinger Vereine und der Zusammenhalt der Menschen machten bald eine größere Aussegnungshalle nötig: 1969 konnte sie eingeweiht werden. Sie bietet neben den 200 Sitzplätzen auch sieben Aufbahrungsräume und wurde von zahlreichen Künstlerinnen und Künstlern ausgestaltet. Auch eine Orgel findet sich hier.

2005 ist die Friedhofsverwaltung an den Hauptort ihrer Zuständigkeit gezogen: Im Gebäude gegenüber des Eingangsbereiches sind die Mitarbeitenden nun zu finden. Wer Fragen hat, ist hier richtig.

Der Bergfriedhof ist ein Ort, der der Seele gut tut, auch und gerade dann, wenn niemand zu betrauern ist.

Mitfeiern und entdecken

Herzlich eingeladen sind, nicht nur während oder wegen der aktuellen Feierlichkeiten, alle Menschen, die die Natur lieben und die sehen wollen, wie liebevoll die Grabanlagen gestaltet sind. Der alte Baumbestand und die Gemeinschaftsgrabanlagen sind das eine, die von Friedhofsgärtnern und Hinterbliebenen jahreszeitlich geschmückten Gräber das Zweite und die individuell kunstfertig gestalteten Grabsteine ein weiterer Baustein, der den Besuch lohnenswert macht.

Während der Feierlichkeiten zum 75. Geburtstag des Bergfriedhofs gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich dem Friedhof unvoreingenommen, angstfrei und neugierig zu nähern (siehe nebenstehenden Artikel). Ghita Kramer-Höfer

Veranstaltungen zum Bergfriedhof-Jubiläum

Sonntag, 18. Mai, 14 Uhr
Bergfriedhof-Imker Albert Reimus zeigt allen Interessierten seine Bienen und beantwortet Fragen. Zudem gibt er Einblick in den Umgang mit den Tieren.

Donnerstag, 29. Mai, 13 Uhr
Ausstellingseröffnung Ikonenmalerei, Waldkapelle. Christine Zeeb aus Gomaringen informiert über die Geschichte der Ikonenmalerei und zeigt eigene Werke.

Samstag, 14. Juni, 18 Uhr
Bestsellerautor Peter Prange liest in der großen Halle aus seinem Buch „Ein Autor angesichts des Tods. Die schönsten Beerdigungsszenen aus Peter Pranges Romanen“.

Mittwoch, 2. Juli, 15 Uhr
Sonderführung über den 15,4 Hektar großen Bergfriedhof mit Bernd Walter, Bereichsleiter des Tübinger Friedhofswesens.

Sonntag, 13. Juli, 15 Uhr
Gospelchor „Friends“ aus Ofterdingen singt in der großen Halle. Die Freiwillige Feuerwehr Derendingen übernimmt die Bewirtung.

Sonntag, 21. September, 17 Uhr
Die Klezmer-Gruppe „Jontef“ gibt ein Gastspiel in der großen Halle unter dem Titel „In majn harzn brent a fejer“.

Mittwoch, 22. Oktober, 15 Uhr
Prof. Dr. Karl-Josef Kuschel spricht bei einer Führung über große Persönlichkeiten, die auf dem Bergfriedhof begraben liegen. Er führt zu Gräbern von Ernst und Karola Bloch, Theodor Eschenburg, Wolfgang Schadewald, Lew Druskin und Emma Brunner-Traut.

Alle Veranstaltungen sind kostenlos. Spenden für die Kindergemeinschaftsgrabstätte „Schmetterling“ sind willkommen. Bei starkem Regen fallen die Veranstaltungen im Freien aus.