Das Herz eines jeden Hauses
Sonderveröffentlichung

Bauen & Wohnen Das Herz eines jeden Hauses

Wohnen: Großzügige Küchen, die Platz für viele Personen bieten, liegen im Trend. Absolutes Highlight ist eine Kücheninsel, um die herum sich das Leben abspielt.

Kochinseln sind nicht nur zum Vorbereiten und Kochen gut, mit Sitzplätzen versehen bieten sie Raum für Geselligkeit. Foto: AMK/dpa-tmn

05.11.2021

Eine große offene Küche mit einer Insel zum Kochen und Schnibbeln in der Mitte – davon träumen viele. „Wohnküchen liegen absolut im Trend“, sagt die Hamburger Innenarchitektin Ines Wrusch. Und weiter: „Die Kücheninsel darin ist gewissermaßen das Symbol für die Feuerstelle, um die herum sich die ganze Familie und Freunde versammeln, gemeinsam kochen, essen, reden.“ Sie sei so ein Ort der Kommunikation. In modernen Häusern etwa kommt man oft vom Flur aus direkt in die offene Küche. Und auch Gäste werden dort empfangen. „Das ist ein ganz anderes Lebensgefühl als früher in engen abgeschlossenen Räumen“, so die Innenarchitektin.


Wer so eine Küche haben möchte, sollte vorher gut planen. „In einem Neubau ist natürlich vieles möglich“, sagt Volker Irle, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche (AMK) in Mannheim. Heutzutage ist die Küche nämlich anders als lange Zeit kein kleiner Raum mehr, in dem einfach nur das Essen zubereitet wird. Sie ist das Herzstück des Hauses.

Zugespitzt könne man sagen: Nicht die Küche wird in das Gebäude eingebaut, sondern das Haus wird um die Küche drum herum gebaut, sagt Irle. „Schön ist es, wenn die Küche in ein ebenfalls offenes Wohnzimmer übergeht und wenn es einen Durchgang zur Terrasse gibt.“

In einem Bestandsgebäude wird es schon schwieriger. Oft würden sich dort die kleinen Arbeitsküchen finden. Bei Modernisierungen und Renovierungen müssten dann die Verbindungswände zum Wohnzimmer herausgerissen werden, um eine offene Atmosphäre und mehr Platz zu schaffen. „Aber eine Wohnküche mit Insel lässt sich dort selten unterbringen“, sagt Volker Irle.

An Anschlüsse denken

Denn so eine offene Küche braucht Platz: 15 Quadratmeter sollten es mindestens sein, eher mehr. Je großzügiger das Platzangebot, desto geselliger kann es werden. Ist genügend Raum vorhanden, sollte man sich überlegen, wie die Insel genutzt werden soll. Denn: „Kücheninsel oder Kochinsel – das macht bei der Planung einen Riesenunterschied“, so Irle. Laut einer AMK-Trendumfrage werden am häufigsten Kochinseln geplant und verkauft, Vorbereitungs- oder Spülinseln dagegen kaum.

Wer auf der Kücheninsel ein Kochfeld unterbringen möchte, sollte rechtzeitig daran denken, dass die notwendigen Elektro- oder Gasleitungen dorthin verlegt werden müssen. Soll ein Spülbecken eingebaut werden, müssen Wasserleitungen gelegt werden. Auch das Abwasser darf nicht vergessen werden. In einem Neubau ist das bei rechtzeitiger Planung kein großes Problem. Bei einem Umbau hingegen kann das aufwendiger werden.

Eine Kücheninsel, die nicht mit einer Kochstelle ausgerüstet ist, ist wesentlich unkomplizierter zu planen. Hier können alle vorbereitenden Arbeiten stattfinden. Auch Sitzplätze drum herum sind möglich. Es ist ratsam, Steckdosen einzuplanen, weil gerade bei der Vorbereitung der Mahlzeiten Strom für einen Mixer, Pürierstab oder andere elektrische Geräte gebraucht wird.

Gekocht und gebraten wird dann jedoch auf dem Herd in der Küchenzeile. Das könne zwar auch gemütlich sein. Eine Kochinsel käme der Feuerstelle aus der Steinzeit aber näher, so Ines Wrusch. „Wer die Möglichkeit hat, eine Kochinsel einzurichten, sollte sie nutzen“, rät Ines Wrusch. Es braucht dafür nur ein Kochfeld, andere Geräte wie Backofen oder Dampfgarer können gut gegenüber in den Küchenzeilen untergebracht werden. Möglichst ergonomisch hoch eingebaut, damit man sich nicht ständig bücken muss, um hineinzusehen.

Genügend Platz einplanen

Wer sich nicht entscheiden will, ob er gesellig schnibbeln oder kochen will, kann die Kücheninsel auch für beides nutzen. „Wichtig ist, dass rechts und links vom Herd genügend Platz zum Arbeiten und zum Abstellen der vorbereiteten Lebensmittel ist“, rät Ines Wrusch. Wenn das Kochfeld eine Breite von 80 bis 90 Zentimetern einnimmt, sollten an jeder Seite noch einmal 60 Zentimeter Arbeitsfläche eingeplant werden. „Mindestens 30 Zentimeter Abstellfläche sollte man außerdem schon aus Sicherheitsgründen einplanen, um einen Topf bei Gefahr schnell vom Feuer ziehen zu können“, sagt Wrusch. „So kommt man leicht auf zwei Meter Breite für die Insel – und dafür braucht man einen großen Raum.“

Wichtig ist zudem, dass man sich gut zwischen Küchenzeile und Insel bewegen kann. „Ein Durchgang sollte mindestens 85 Zentimeter betragen, sonst wird es zu eng“, sagt Wrusch. Zu groß sollte der Abstand aber auch nicht sein.

Effektive Systeme

Wenn die Küche in den Wohnbereich übergeht, sollte besonders darauf geachtet werden, dass Küchendunst und Feuchtigkeit nach dem Essen nicht stundenlang durch die Wohnung wabern. Es gebe effiziente Systeme sowohl bei Dunstabzugshauben wie auch bei Muldenlüftern, die Dunst und Feuchtigkeit nach unten saugen. „Beide sind für Kochinseln gleichermaßen gut geeignet“, sagt Volker Irle. Aber auch herkömmliche Dunstabzugshauben seien besser geworden und leisten gute Dienste, indem sie Geruch und Feuchtigkeit aus dem Raum ziehen.

Praktisch ist es, mit der Insel auch zusätzlichen Stauraum zu schaffen. Dafür kann man auf beiden Seiten Unterschränke einbauen lassen. Dort werden dann etwa Töpfe, Pfannen und anderes Kochzubehör griffbereit untergebracht. „Ordnung ist ohnehin ein sehr wichtiger Faktor in offenen Wohnküchen“, sagt Irle.

Denn: Während des Kochens müssen sie hochfunktional sein, alles muss an seinem Platz stehen. Danach allerdings soll die Küche aufgeräumt sein, damit das Design gut zur Wirkung kommt. Dafür gebe es aber eine Lösung: Pocket System Doors, auch Einschubtüren genannt. „Das sind große Türen, die in einem schmalen Korpus im Schrank verschwinden, wenn er geöffnet wird. Ist der Schrank geschlossen, bilden sie eine hochwertige Oberfläche, die den Blick ins Innere versperrt,“ so Irle. Katja Fischer, dpa