Daniela Wilke, Berufsberaterin bei der Bundesagentur für Arbeit in der Region Berlin-Brandenburg, sagt, es sehe „sehr gut aus, dass Ausbildungen wieder in Betrieb und Schule stattfinden können.“ Man wisse aber nicht, wie sich die Bedingungen verändern.
E-Didaktik noch am Anfang
Was Distanzunterricht und digitale Lehrformate angeht, seien die Voraussetzungen teilweise noch sehr unterschiedlich. „Hinsichtlich der technischen Ausstattung haben die berufsbildenden Schulen durch Corona auf jeden Fall einen Schub bekommen“, so Maiß. Bei Schülerinnen und Schülern zu Hause gebe es aber zum Teil massive Probleme, etwa, was stabile Internetverbindungen oder die Ausstattung mit Endgeräten angeht. „Es ist außerdem noch viel zu tun, um alle Lehrkräfte fit zu machen beim Thema E-Didaktik. Da stehen wir und auch die Wissenschaft noch ganz am Anfang“, sagt Maiß.
Wer sich Sorgen macht, ein „Corona-Abschluss“ während der Pandemie könnte jetzt ein Makel sein, den kann Maiß beruhigen. „Wir rechnen gar nicht damit, dass es fachlich so große Probleme gibt. Und da, wo Lernlücken entstanden sind, können diese im Berufsschulalltag schnell aufgeholt werden. Einen Crashkurs in den Sommerferien finde ich nicht angebracht.“ Es wäre unfair, die „Schüler das ausbaden zu lassen, was der Staat über viele Jahre versäumt hat.“
Maiß, der selbst Schulleiter in Hannover ist, sieht größeren Nachholbedarf bei den sozialen Kompetenzen. Ein Beispiel: „Sie wollen eigentlich Verkäuferin werden, hatten aber in den vergangenen Monaten keinerlei Möglichkeit, sich in sozialer Interaktion zu erproben. Kommunikation lernt man aber nur live“, betont er.
Sollten Azubis bemerken, dass sie große Probleme haben, fachlich hinterherzukommen, können sie sich Unterstützung holen. Die Berufsberatung der Agentur für Arbeit oder das Jobcenter könne ebenso wie die Berufsschule zum Beispiel zu den „ausbildungsbegleitenden Hilfen“ (abH) beraten, erklärt Daniela Wilke. „Im Grunde ist das Förderunterricht.“ Schüler bekommen etwa Nachhilfe in Fachtheorie oder Unterstützung bei der Vorbereitung auf Prüfungen. „Es gibt nach Absprache mit dem Betrieb auch die Möglichkeit, die Ausbildung etwa um ein halbes Jahr zu verlängern“, so Wilke.
Und wer nach den ersten Wochen merkt, dass der Beruf doch nicht das Richtige ist? Azubis sollten Daniela Wilke zufolge nicht sofort wieder kündigen. „Das ist immer ungünstig, wenn man gar nichts hat.“ Stattdessen empfiehlt sie, sich beraten zu lassen, und zu überprüfen, welche Alternativen man hat und wie die Chancen im Wunschberuf aussehen. „Die Medienberufe sind zum Beispiel sehr beliebt, es gibt aber einfach auch weniger Ausbildungsplätze.“ Amelie Breitenhuber, dpa
"Wir rechnen gar nicht damit, dass es fachlich große Probleme gibt."
Joachim Maiß Bundesverband der Lehrkräfte für Berufsbildung