Was erwartet die künftigen Azubis?
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Berufsinfotag Waldenburg Was erwartet die künftigen Azubis?

Das neue Ausbildungsjahr rückt näher. Zumindest herrscht Zuversicht für einen Start unter Normalbedingungen.

Tests, Maske und Abstand: Mit angemessenen Hygienebestimmungen sollen angehende Auszubildende im neuen Schuljahr im Präsenzunterricht lernen können. Foto: Sven Hoppe/dpa/dpa-tmn

07.07.2021

Im August und im September starten wieder viele junge Menschen in ihre Berufsausbildung. Sie haben anstrengende Monate hinter sich: Das Leben, die Schule, die Prüfungen – alles spielte sich unter Pandemie-Bedingungen ab. Derzeit hat sich die Lage in Deutschland deutlich entspannt. Aber was erwartet angehende Azubis im Ausbildungsjahr 2021?„Das ist der Blick in die Glaskugel“, sagt Joachim Maiß vom Bundesverband der Lehrkräfte für Berufsbildung (BvLB). Er gehe aber davon aus, dass das neue Schuljahr im Normalbetrieb beginnen wird. „2020 hatten wir fast nur Distanzunterricht, jetzt wird wieder umgestellt.“ Voraussichtlich würden weiter Hygiene- und Abstandsregeln gelten, ebenso wie Maskenpflicht, da, wo es nötig ist.

Daniela Wilke, Berufsberaterin bei der Bundesagentur für Arbeit in der Region Berlin-Brandenburg, sagt, es sehe „sehr gut aus, dass Ausbildungen wieder in Betrieb und Schule stattfinden können.“ Man wisse aber nicht, wie sich die Bedingungen verändern.

E-Didaktik noch am Anfang

Was Distanzunterricht und digitale Lehrformate angeht, seien die Voraussetzungen teilweise noch sehr unterschiedlich. „Hinsichtlich der technischen Ausstattung haben die berufsbildenden Schulen durch Corona auf jeden Fall einen Schub bekommen“, so Maiß. Bei Schülerinnen und Schülern zu Hause gebe es aber zum Teil massive Probleme, etwa, was stabile Internetverbindungen oder die Ausstattung mit Endgeräten angeht. „Es ist außerdem noch viel zu tun, um alle Lehrkräfte fit zu machen beim Thema E-Didaktik. Da stehen wir und auch die Wissenschaft noch ganz am Anfang“, sagt Maiß.

Wer sich Sorgen macht, ein „Corona-Abschluss“ während der Pandemie könnte jetzt ein Makel sein, den kann Maiß beruhigen. „Wir rechnen gar nicht damit, dass es fachlich so große Probleme gibt. Und da, wo Lernlücken entstanden sind, können diese im Berufsschulalltag schnell aufgeholt werden. Einen Crashkurs in den Sommerferien finde ich nicht angebracht.“ Es wäre unfair, die „Schüler das ausbaden zu lassen, was der Staat über viele Jahre versäumt hat.“

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Die Maske wird für Azubis mit Kundenkontakt wohl noch eine Weile Pflicht sein. KIRSTEN NEUMANN/DPA-TMN

Maiß, der selbst Schulleiter in Hannover ist, sieht größeren Nachholbedarf bei den sozialen Kompetenzen. Ein Beispiel: „Sie wollen eigentlich Verkäuferin werden, hatten aber in den vergangenen Monaten keinerlei Möglichkeit, sich in sozialer Interaktion zu erproben. Kommunikation lernt man aber nur live“, betont er.

Sollten Azubis bemerken, dass sie große Probleme haben, fachlich hinterherzukommen, können sie sich Unterstützung holen. Die Berufsberatung der Agentur für Arbeit oder das Jobcenter könne ebenso wie die Berufsschule zum Beispiel zu den „ausbildungsbegleitenden Hilfen“ (abH) beraten, erklärt Daniela Wilke. „Im Grunde ist das Förderunterricht.“ Schüler bekommen etwa Nachhilfe in Fachtheorie oder Unterstützung bei der Vorbereitung auf Prüfungen. „Es gibt nach Absprache mit dem Betrieb auch die Möglichkeit, die Ausbildung etwa um ein halbes Jahr zu verlängern“, so Wilke.

Und wer nach den ersten Wochen merkt, dass der Beruf doch nicht das Richtige ist? Azubis sollten Daniela Wilke zufolge nicht sofort wieder kündigen. „Das ist immer ungünstig, wenn man gar nichts hat.“ Stattdessen empfiehlt sie, sich beraten zu lassen, und zu überprüfen, welche Alternativen man hat und wie die Chancen im Wunschberuf aussehen. „Die Medienberufe sind zum Beispiel sehr beliebt, es gibt aber einfach auch weniger Ausbildungsplätze.“ Amelie Breitenhuber, dpa

"Wir rechnen gar nicht damit, dass es fachlich große Probleme gibt."

Joachim Maiß Bundesverband der Lehrkräfte für Berufsbildung