Bei der Frage: „Wie lerne ich eigentlich?“ zieht mit Sicherheit der ein oder andere Schulabgänger die Augenbraue hoch. Schließlich ist man ein alter Hase in Sachen Lernen. Da das Lernen natürlich auch während der Ausbildung weitergeht, lohnt es sich allerdings, sich mal ein paar Gedanken über die eigene Art des Lernens zu machen.
Ich höre, also lern ich
In der Ausbildung fährt man zweigleisig: Die praktische Seite des Berufes bekommt man direkt vor Ort am Arbeitsplatz vermittelt. Hier zeigen einem Ausbilder und Kollegen, worauf es ankommt und was man wissen und können muss. Die Berufsschule bildet den theoretischen Block der Ausbildung. Hier werden ähnlich wie zuvor in der Schule unterschiedliche Fächer gepaukt. Und an dieser Stelle kommt Frederic Vester ins Spiel. Er gilt als Begründer der vier Lerntypen, die da wären: der auditive Typ, der visuelle Typ, der haptische Typ und der verbal-abstrakte Typ. Nach Vesters Auffassung hat jeder Mensch eine ganz eigene Art und Weise, Informationen aufzunehmen, zu verarbeiten und sich zu merken.
1. Der auditive Lerntyp:
Ohne die Ohren läuft bei diesem Lerntyp überhaupt nichts. Wer zu dieser Gruppe gehört, nimmt Informationen am besten dadurch auf, dass er sie hört. Ihm reicht es zum Beispiel nicht aus, dass ihm eine Tabelle gezeigt wird - sie muss ihm auch erklärt werden. Auditive Lerntypen merken sich Dinge am besten, wenn sie diese einmal laut gehört haben, zum Beispiel bei einem Referat, einem Vortrag, in einem Podcast oder durch das Anschauen - vor allem aber auch Anhören einer Dokumentation. Sich selbst Dinge laut vorzulesen ist für auditive Lerntypen eine prima Möglichkeit zu lernen.
2. Der visuelle Lerntyp:
Wer sich nicht in der Gruppe der auditiven Lerntypen wiederfindet, der gehört vielleicht zu den visuellen Lerntypen. Bei diesen Menschen dreht sich alles ums Sehen. Fotos, Grafiken, Mindmaps oder auch Filme sind genau ihr Ding. Wichtig: Wer sich in dieser Gruppe zu Hause fühlt, sollte bei Vorträgen oder in der Berufsschule auf jeden Fall mitschreiben. So kann man sich die Informationen später zu Hause nochmal im wahrsten Sinne des Wortes vor Augen führen.
3. Der haptische Lerntyp:
Lass mich mal fühlen! Klingt komisch, hilft haptischen Lerntypen aber enorm, sich Dinge einzuprägen. Dieser Lerntyp möchte beim Lernprozess aktiv dabei sein und zum Beispiel Knöpfe drücken, Maschinen bedienen oder Werksstoffe selbst in die Hand nehmen. Und muss doch mal Theorie gepaukt werden, kann es für haptische Lerntypen hilfreich sein, sich zu bewegen und zum Beispiel im Zimmer auf und ab zu gehen.
4. Der verbal-abstrakte Lerntyp:
Immer was zu sagen und ständig Lust auf eine Diskussion? Wer diese Frage mit „Ja“ beantworten kann, der gehört zur Gruppe der verbal-abstrakten Lerntypen. Mitglieder dieser Gruppe können sich Informationen am besten merken, wenn sie sich mit anderen darüber austauschen. Und da man dafür immer andere Menschen braucht, fühlen sich verbal-abstrakte Lerntypen auch nicht beim einsamen Lernen in der Bibliothek oder zu Hause wohl, sondern treffen sich zum Lernen mit anderen und tauschen sich aus. Wer jetzt denkt: „Hilfe, ich finde mich in keiner Gruppe wieder!“ - dem sei gesagt: Keine Panik. In den meisten Menschen schlummert eine Kombination aus den verschiedenen Lerntypen.
Info
Wer war eigentlich Frederic Vester?
Frederic Vester (1925-2003) war ein deutscher Biochemiker, Uniprofessor und Autor. Außerdem gehörte er zu den Gründern des „Bund für Umwelt- und Naturschutz in Deutschland“ (BUND). Zu seinen Forschungsgebieten gehörte das vernetzte Denken, das sich auch in seiner Theorie zu den Lerntypen widerspiegelt.
35 Prozent der Jugendlichen sagen, dass sie das Online-Lernen als sehr gut empfunden haben. Quelle: Statista 69 Prozent der Eltern sind laut einer Umfrage der Meinung, dass Bücher wichtig für den schulischen Erfolg der Kinder sind. Quelle: Statista