Alles easy! „Eine Stelle finden? Kein Problem!“ - das dachte die frischgebackene Betriebswirtin Celina Link vor einem Jahr. „Zwar sind die Noten meines Masterabschlusses im Bereich Marketing nicht absolut top, doch dafür spreche ich Englisch gut und Französisch fast perfekt -unter anderem, weil ich ein Jahr in Paris studierte.“ Zudem liest und hört man überall: Gute Fach- und Führungskräfte sind rar. Entsprechend zuversichtlich war die damals 24-Jährige anfangs, als sie sich bewarb. Doch ihre Zuversicht schrumpfte. Denn in den Folgemonaten erhielt sie auf ihre zahlreichen Online-Bewerbungen bei Großunternehmen entweder außer der automatischen Empfangsbestätigung gar keine Antwort oder eine zwar nett formulierte, doch eindeutige Absage. „Meine fast 40 Bewerbungen im ersten Halbjahr waren alle ein Flop“, konstatiert Celina Link rückblickend. „Nicht einmal zu einem Vorstellungsgespräch wurde ich eingeladen.“
Erfahrungen, die viele machen
Ähnlich erging es Lukas May. Auch er dachte nach seinem Grafik- und Design-Studium: „Eine Stelle finden? Kein Problem!“ Doch auch er erhielt nur Absagen. Das überraschte ihn. Zwar waren auch seine Noten nicht die allerbesten. Und die Regelstudienzeit hatte er deutlich überschritten - weil er sein Studium weitgehend selbst finanzierte. Doch dafür hatte er schon Job-Erfahrung. Doch das interessierte die angeschriebenen Unternehmen offensichtlich nicht. Zumindest hatte er ein halbes Jahr nach Studienende immer noch keine feste Stelle.
Absagen sind oft vorhersehbar
Ähnliche Erfahrungen sammeln viele Hochschulabgänger, obwohl alle Welt von einem Mangel an Fach- und Führungskräften spricht. Wenn sie keine 1A-Abschlüsse von renommierten Hochschulen haben, bekommen sie auf ihren ersten Schwung Bewerbungen oft nur Absagen - selbst wenn sie Auslands- und Praxiserfahrung haben. Der Fehler liegt in der recht wahllosen Streubewerbung an alle großen und namhaften Unternehmen. Dabei kommt es viel mehr darauf an, wo man wirklich reinpasst. Das heißt, zunächst analysieren: Wo habe ich aufgrund meines Abschlusses, meiner Noten sowie meiner Jobs und Praktika eine realistische Chance?
Auch bei Lukas May dauerte es fast ein halbes Jahr, bis ihm klar war: Ich muss meine Bewerbungsstrategie ändern. Also analysierte er mit einem Kumpel, einem berufserfahrenen Designer: Welche größeren Unternehmen in der Region könnten eventuell einen Mitarbeiter mit meinem Profil brauchen? Hieraus kam unter anderem ein mittelständischer Anbieter von Carports - „ein Unternehmen, das ich zuvor als potenzieller Arbeitgeber nicht auf dem Monitor hatte.“ May bewarb sich, und wenige Wochen später hatte er eine feste Stelle. pm