Zeugnis in der Hand und dann? Nicht alle Schulabsolventinnen und -absolventen wissen direkt, was sie lernen oder studieren möchten, wie das künftige Berufsleben aussehen soll. Manche wollen vielleicht erstmal die Welt erkunden, andere Zeit für Freunde und Hobbys haben oder jobben. Wer sich gar nicht zu Bewerbungen motivieren kann, fällt womöglich sogar in ein Loch. Doch wenn aus Monaten Jahre werden, stellt sich irgendwann die Frage: Wie geht man eigentlich mit dieser Phase des beruflichen Leerlaufs um, wenn es schließlich doch um Bewerbungen geht, etwa für einen Ausbildungsplatz? Zunächst einmal: am besten ohne Furcht. Die Lage ist für junge Menschen, die sich für eine Ausbildung interessieren derzeit sehr gut. Und: Nahtlose Lebensläufe seien bei Arbeitgebern längst nicht mehr so gefragt wie früher. Dennoch: Ganz ohne Erklärung geht es in der Regel nicht. Wichtig sei, potenziellen Ausbildungsbetrieben oder Arbeitgebern etwas über diese Zeit berichten zu können. Wichtig ist hierbei vor allem zu Ehrlichkeit. Man darf ruhig angeben, dass man ein Jahr, oder vielleicht sogar zwei, etwas anderes gemacht hat, und ehrlich darüber schreiben.
Wer viel gereist ist oder eine Weile im Ausland gelebt hat, dem dürfte das verhältnismäßig leicht fallen. Hier kann man das Erlernen einer Sprache, die kulturellen Erfahrungen, vielleicht auch den Nebenjob, mit dem man sich den Aufenthalt finanziert hat, anführen. Wichtig ist, die positiven Ergebnisse dieser Erfahrung angemessen darzustellen, schriftlich wie auch im Gespräch. Und auch mehrere Nebenjobs hierzulande lassen sich gut anbringen. Warum war's dieser Nebenjob? Worin lag der Reiz? Was hat man daraus gelernt? Wenn der Nebenjob aufgezeigt hat, welchen Beruf zu einem passt, dann ist das nichts anderes als etwas sehr Positives. Unterbringen sollte man solche Erfahrungen im Lebenslauf dann am besten recht weit oben direkt unter dem Namen, der Anschrift und dem Schulabschluss. Oder alternativ ganz unten unter den Interessen, vor der Unterschrift.
Orientierungsphase statt Leerlauf
Doch was, wenn man weder im Ausland unterwegs war, noch diverse Nebenjobs ausprobiert hat, die sich gut angeben lassen? Dann muss man das Beste aus dem Material machen, das einem zur Verfügung steht. Wie das letztendlich aussehen kann, dafür gibt es keine allgemeingültige Antwort. Fragen kann man sich aber: Was hat man denn tatsächlich gemacht in dieser Zeit? Wer sich einer Leidenschaft intensiv gewidmet hat, etwa dem Sport oder der Musik, kann das durchaus aufgreifen.
Aber auch wer sich um pflegebedürftige Familienmitglieder oder Freunden in Notsituationen geholfen hat, kann das in der Bewerbung anbringen und positiv darlegen. Das geht gar nicht: Sich einfach Auslandsaufenthalte, Nebenjobs oder andere Dinge auszudenken, nur um die Zeit, die man womöglich gar nicht mit besonderen Aktivitäten gefüllt hat, besser erklären zu können.
Die Phase zwischen Schulabschluss und Bewerbung im Lebenslauf kann besser mit dem Oberbegriff „Orientierungsphase“ bezeichnet werden - und im Anschreiben anzubieten, dass man das dann im persönlichen Gespräch gerne genauer erklären wird. Das habe den Effekt, dass man Firmen, für die eine Zeit ohne Job, ohne Ausbildung, ohne Auslandserfahrung und Co ein unüberbrückbares Problem wäre, schon einmal aussortiert. Unternehmen, die einen dennoch einladen, seien hingegen eher offen dafür, dass in den zwei Jahren vielleicht gar nicht das Tollste der Welt passiert ist. Und dann kann ich da auch offener darüber reden.
Antworten vorab üben
Wer etwa nach dem Schulabschluss erstmal in ein Loch gefallen ist, müsse im Gespräch nicht über die angeblich wertvolle Zeit reden, in der man neue Hobbys entwickelt habe. Sondern dann kann man notfalls auch darüber reden, dass man erstmal gar nicht wusste, was man machen will und man diese Zeit jetzt gebraucht hat, um sich zu orientieren. Ob man die Zeit nun mit zahlreichen Aushilfsjobs, Auslandsreisen oder mal mit diesem, mal mit jenem gefüllt hat: vor einem Bewerbungsgespräch ist es wichtig zu üben, was man sagen will. Liegt eine recht lange Zeitspanne zwischen Schulabschluss und Bewerbung, ist die Frage danach schließlich nahezu gesetzt. Zuerst am besten Stichpunkte notieren: Was will ich erzählen? Wer die Zeit zwischen Schulabschluss und Bewerbung weniger aktiv gestaltet hat, braucht nicht den Kopf in den Sand zu stecken. Jeder Lebensweg hat irgendwo früher oder später so seine Knicke. Bei manchen Menschen ist das eben eher früher der Fall. Aber das ist kein Grund, sich zu schämen oder sich schlecht zu fühlen.
dpa