Geht es um ihre berufliche Zukunft, haben junge Menschen oft vor allem eines: die Qual der Wahl. Abi, oder nicht? Ausbildung oder Studium? Eine Sorge, die manche dann umtreiben dürfte: Dass der berufliche Weg nach der Schule ein für alle Mal festgelegt wird. Das Zentrum für Hochschulentwicklung (CHE) und die Bertelsmann Stiftung gehen zumindest davon aus, dass dies eine gängige Annahme ist und haben sich in einem gemeinsamen Faktencheck zur nachschulischen Bildung unter anderem mit diesem sogenannten Mythos beschäftigt. Ihre Antwort: "Stimmt nicht.“ Wer sich nach der Schule für eine berufliche Ausbildung entscheide, lege sich damit ebenso wenig für alle Zeiten fest wie Menschen, die nach dem Abitur ein Studium wählen. "Es ist immer möglich, den eingeschlagenen Bildungsweg später an veränderte Zielvorstellungen anzupassen“, heißt es in der Studie.
Studium nach der Ausbildung
Schließlich muss man nicht unbedingt Abi machen, um später studieren zu können. Auch der Abschluss einer beruflichen Aufstiegsfortbildung wie etwa zum Meister, Fachwirt oder Techniker verleihe beispielsweise eine allgemeine Hochschulzugangsberechtigung, die ohne Einschränkung bei der Studienfachwahl für das Studium berechtigt. Und mit abgeschlossener Berufsausbildung und einschlägiger Berufserfahrung erwerbe man eine fachgebundene Hochschulzugangsberechtigung - auch wenn, abhängig vom Bundesland, zusätzlich etwa eine Eignungsprüfung oder ein Beratungsgespräch erforderlich sein können.
Abgebrochenes Studium: Leistung anerkennen lassen
Stellt sich die Entscheidung im Verlauf der Ausbildung als falsch heraus, geben die Studienautoren ebenfalls Entwarnung. Realisiere jemand zum Beispiel im Lauf des Studiums, dass er oder sie in einer beruflichen Ausbildung besser aufgehoben sei, könne eine Umorientierung durchaus sinnvoll sein. Mittlerweile gibt es den Studienautoren zufolge auch spezielle Beratungsangebote für solche "Gleiswechsel“. Und in vielen Fällen sei es möglich, sich passende Vorleistungen etwa aus einem abgebrochenen Studium in anderen Bildungsgängen anerkennen zu lassen. Für ehemalige Studierende mit Abitur bestehe sogar die Möglichkeit einer verkürzten Berufsausbildung. Das erleichtere den Umstieg.
Ob ein Ausbildungsabbruch problematisch werde, hänge der Studie zufolge davon ab, was im Anschluss passiert: Und das sei in den meisten Fällen eine neue Ausbildung in einem anderen Betrieb oder in einem anderen Beruf oder auch der Wechsel in ein Studium. Nur fünf Prozent der Ausbildungsabbrecher würden sich demnach dauerhaft von der Berufsausbildung abwenden.
Studium und Ausbildung verbinden
Und auch mit einer weiteren Annahme, die den Autoren zufolge verbreitet ist, räumen sie auf: "Entweder Studium oder Ausbildung - man muss sich entscheiden.“ Das sei nicht der Fall. Schließlich gebe es längst Mischformen, heißt es in der Studie. Das duale Studium etwa, das berufliche und akademische Bildung kombiniert. dpa