Wenn Eltern, der Partner oder das Kind pflegedürftig werden, versuchen in den meisten Fällen erstmal die Angehörigen für ihre Liebsten dazu sein. Dieses „Wir schaffen das zusammen“ ist ein Ausdruck tiefster Verbundenheit, kann wunderbare Momente der Nähe erzeugen, spart möglichweise Kosten, führt aber auch schnell an die Belastungsgrenzen. Manchmal rutscht man als Angehöriger ganz allmählich in die Rolle des Pflegenden hinein und stellt schließlich fest, dass man einfach nicht mehr kann.
Gut auf sich selbst achten, Hilfe frühzeitig suchen
„Es ist ein Paradox. Je mehr man zu tun hat, desto wichtiger, aber auch desto schwieriger ist es, Pausen zu schaffen“, so die Psychologin und Professorin für Persönlichkeitspsychologie Eva Asselmann. Sie rät dazu, gut auf sich selbst zu achten, gegenüber Bezugspersonen offen zu sein und sich frühzeitig Hilfe zu suchen. Auch abseits der Pflege kann man Aufgaben auslagern. Etwa, indem man eine Reinigungskraft für den Haushalt organisiert oder den Partner mehr einbinden.
Kommt man zu dem Schluss, die Pflege nicht allein leisten zu können, kann man sich als erste Anlaufstelle an Pflegestützpunkte wenden, die kostenlos beraten. Freiräume lassen sich möglicherweise durch Tages- oder Kurzzeitbetreuung schaffen. Eine andere Möglichkeit sind Betreuungskräfte zu Hause. Sie helfen im Haushalt, leisten Gesellschaft und unterstützen etwa beim Waschen.
Hier gilt: Betreuung und professionelle Pflege sind nicht gleichzusetzen. Dennoch kann eine Betreuungskraft Angehörigen viel Last abnehmen. Ambulante Pflegedienste kommen ebenfalls nach Hause. Je nach Höhe des Pflegegrads stehen Pflegebedürftigen Sachleistungen für ambulante Pflege und Betreuung in unterschiedlicher Höhe zu. Bei Pflegegrad 2 bis 5 können sie auch Pflegegeld beantragen und dieses dann etwa an die pflegenden Angehörigen weitergeben.
80 Prozent der rund 4,1 Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland werden daheim versorgt. Quelle: Statistisches Bundesamt
Beratungsstellen: Auf der Internetseite des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) können Betroffene nach Beratungsstellen in der Nähe suchen: www.zqp.de/beratung-pflege . Die Beratung ist kostenlos. Claudia Wohlhüter