"Der ursprüngliche Plan war unsere Wohnung in den Kreuzäckern tatsächlich nicht", erzählt Laura Franzen (30). Sie ist vor einem knappen Jahr zusammen mit ihrem Mann Sven (35) und Tochter Pauline (1) in ihre Haller Eigentumswohnung von Röwisch Immobilien eingezogen. ,,Aber wir sind mit der Wahl unserer Wohnung super glücklich." 2018, etwa ein Jahr bevor sie geheiratet haben, hätten sie noch nicht gewusst, wo die Reise überhaupt für sie hingehen sollte.
Umzug aus der Großstadt
Sie sei gebürtig aus Schwäbisch Hall und habe die letzten zehn Jahre in Stuttgart gelebt. Ihr Mann Sven ist Stuttgarter. ,,Ich konnte mir allerdings die Zukunft mit Kind in Stuttgart nicht vorstellen", ergänzt Laura Franzen. Da sei ihr klargeworden, dass sie zurück nach Hall wolle. ,,Dann kam das ganze Thema Homeoffice auf, bei meiner Arbeit und auch bei meinem Mann. Dadurch waren wir nicht mehr gezwungen, in Stuttgart zu wohnen." Man könne nun von überall arbeiten.
,,Ich hatte schon lange Heimweh, muss ich gestehen", offenbart sie. Die Entscheidung lag also nahe, in Hall eine Bleibe zu suchen. Es sei dort vielleicht auch nicht so schwierig wie in Stuttgart. ,,Da finden wir bestimmt ein Häusle oder ein Grundstück zum Bauen“, sagt Franzen. Es sei jedoch sehr ernüchternd gewesen. Etwas Passendes zu finden, war alles andere als einfach. ,,Wir hatten uns hier ein Grundstück angeschaut“, erzählt Franzen. „Das war ideal für uns gelegen, mit der Nähe zum Bahnhof." Die beiden hätten sich für das Grundstück beworben, erhielten aber gleich eine Absage. Es wurde klar, ohne ein Kind habe man da gar keine Chance. So seien die Vergabekriterien der Stadt Hall.
Schließlich sei aber doch noch ein weiteres Grundstück frei geworden. ,,Vielleicht haben wir jetzt doch mal Glück", dachte sie sich und bewarb sich erneut. ,,Aber auch dort wurde relativ schnell gesagt, wir haben leider keine Chance. Trotz unserer Familienplanung mit Kindern." Bestandsimmobilien zu der Zeit seien auch schwierig zu finden gewesen. ,,Man hätte zudem viel renovieren müssen", meint Franzen. Beim Durchrechnen habe sich das bei den Immobilien, die sie sich angesehen hätten, nicht gelohnt.
Wohneigentum bietet Sicherheit
,,Der Neubau wird an Bedeutung gewinnen", führt Marcus Dürr aus, Geschäftsführer bei Röwisch Immobilien. „Das wird natürlich auch zu gewissen Marktverschiebungen führen. Bei uns auf dem Land gab es bisher den Anspruch, dass ich für eine Familie ein Einfamilienhaus brauche." Für seine Kunden in Stuttgart war für eine Familie auch bisher schon ein eigenes Haus fast unerschwinglich. ,,Eine Wohnung ist preislich eine attraktive Alternative", stellt Dürr fest. Zur Zeit seiner Jugend sei es durchaus normal gewesen, dass nicht jeder ein eigenes, frei stehendes Haus hatte. ,,Ich kann mich an viele Freunde in den Achtzigern erinnern, die in Wohnungen gewohnt haben. Wo teilweise Geschwister zu zweit im Zimmer waren", erinnert sich Dürr. Inzwischen habe man immer mehr Platz gewonnen. Auf einmal sei ein eigenes Haus Standard geworden. In dem jeder sein eigenes Zimmer mit eigenem Fernseher habe. ,,Das kann man als Wohlstand ausdrücken", resümiert Dürr. ,,Wir werden wahrscheinlich akzeptieren müssen, dass man den Gürtel enger schnallt." Das Einfamilienhaus mit Grundstück entspreche vermutlich nicht mehr dem Standard.
,,Der große Vorteil bei unseren Wohnungen ist, dass man beim Bauträger die Wohnung kauft", führt Dürr weiter aus. Hier bekomme man den garantierten schlüsselfertigen Preis. ,,Wenn man selbst baut, ist man den aktuellen Marktpreisen für das Baumaterial ausgeliefert", so Dürr. Dadurch sei dieser Markt sehr schwach inzwischen, wegen der fehlenden Preissicherheit. In jedem Falle sei Wohneigentum nach wie vor eine gute Geldanlage. Daran habe sich nichts geändert. Bei der hohen Inflation sei dies eben auch eine sehr gute Altersvorsorge. Man habe den Vorteil, die Wohnung weitervermieten zu können, wenn man selbst den Ort wechseln muss.
Mieter haben es schwer
„Der Wohnungsmarkt in Schwäbisch Hall ist auf jeden Fall sehr angespannt", weiß Ingrid Ziemer vom Mieterbund. „Die Gründe hierfür seitens der Vermieter sind sehr vielschichtig." Wolf Gieseke, Geschäftsführer der Haller Wohnungsbaugesellschaft "GWG" erklärt, da auch Geflüchtete Wohnraum benötigen, habe sich das Angebot verschlechtert. Über 200 geflüchtete Menschen habe die GWG 2022 bisher zusätzlich zu den sonstigen Vermietungen in reaktiviertem Wohnraum untergebracht.
Gieseke vermutet, dass eine Familie mit ein oder mehr Kindern künftig mit weniger Wohnraum auskommen müsse. ,,Ich denke, dass wir wieder dort hinkommen müssen, dass eine Dreizimmerwohnung eben von vier Leuten bewohnt wird." Man werde die Ansprüche zurückschrauben müssen. ,,Ich glaube, es bleibt uns nichts anderes übrig“, schätzt er die Lage ein. ,,Wenn man Geld einsparen muss, kann man das am einfachsten machen, indem man weniger Quadratmeter hat." Kleinere Mietwohnungen mit zwei und drei Zimmern würden momentan am meisten entstehen. Die Wohnungsgrößen würden derzeit etwas optimiert. Axel Theurer