Was ist die ELF?
ELF ist die Abkürzung für European League of Football. Der ehemalige Headcoach der Kiel Baltic Hurricanes Patrick Esume, bekannt als „Coach Esume“ aus ranNFL, hat diese Liga ins Leben gerufen. Es soll eine europaweite Spielklasse sein, in einigen Jahren sollen 24 Mannschaften dort spielen. Starten wird sie zunächst mit acht Teams. Der große Unterschied zur GFL: In der ELF spielen keine Vereine, sondern Unternehmen (Franchises). Damit lehnt man sich an die Strukturen aus dem professionellen US-Sport an. Patrick Esume spricht von der ELF als eine „professionalisierte“ Liga. Zu Beginn bedeutet das zunächst nicht, dass alle Spieler als Profis angestellt sind, doch die Organisation soll professionalisiert sein. Die Teamnamen wie Frankfurt Galaxy oder Barcelona Dragons sollen eine Nähe zur 2007 eingestellten NFL Europe herstellen.
Was hat die GFL damit zu tun?
Auf dem Papier: nichts. Doch im Endeffekt eine ganze Menge. Denn Football-Deutschland ist im Vergleich zu Football-USA klein, geradezu winzig. Es gibt längst nicht so viele Spieler, die auf höherem Niveau agieren können. Als die ELF vorgestellt wurde, hieß es, dass man niemandem etwas wegnehmen wolle.
Letztlich aber können die deutschen ELF-Standorte Hamburg, Stuttgart, Frankfurt, Berlin und Leipzig gar nicht anders, als Spieler von GFL-Teams abzuwerben. Niemand werde gezwungen, zur ELF zu kommen, verteidigte sich Patrick Esume. In Frankfurt wechselte nahezu das gesamte GFL-Team samt Coaching-Crew zur ELF, in Stuttgart sah es ähnlich aus. Hildesheim meldete sein Team aus dem deutschen Ligasystem komplett ab, Elmshorn verzichtete auf den Aufstieg in die GFL, weil Spieler zum ELF-Team nach Hamburg gingen. Ingolstadt wollte seine Dukes in die Regionalliga schicken und als Praetorians ELF spielen. An den geplanten Standorten Hildesheim und Ingolstadt zerschlugen sich die ELF-Pläne, es kam zu keiner Einigung. In Berlin sollte Roman Motzkus, Esumes Partner bei ranNFL, Klubchef werden. Daraus aber wurde nichts. „Von 16 Punkten, die wir mit der Liga vereinbart hatten, sind zehn nicht eingehalten worden“, ließ Motzkus enttäuscht gegenüber der FAZ verlautbaren. Mittlerweile gibt es in Berlin eine neue Klubführung um den ehemaligen Fußballprofi Marko Rehmer.
Was ist nun das Problem?
Den ELF-Machern wird vorgeworfen, viel Lärm um eine noch unausgegorene Sache zu machen. Denn lange Zeit wusste man nicht, wer wo und mit welchen Spielern spielen sollte. Das Team der Leipzig Kings wurde schnell aus dem Boden gestampft. Dort gab es etwas mehr als vier Wochen vor dem ersten Saisonspiel erst das Tryout. Eine normale Vorbereitung ist so unmöglich.
Die GFL ist mehr als angesäuert, da Spieler abgeworben werden und die Franchises auf bereits bestehende Strukturen der Vereine zugreifen wollen. „Einen Scherbenhaufen“ habe die ELF angerichtet, meinte Axel Streich gegenüber der FAZ. Bei den Teams, die nun nicht in der ELF antreten werden, seien „die Spieler die Gelackmeierten“, so der Ligasprecher, hier besser bekannt als Presse- und Stadionsprecher der Unicorns.
Sportlich betrachtet hat die GFL Schaden genommen, da drei Teams, die in der höchsten deutschen Spielklasse teilnahmeberechtigt wären, nicht mehr dabei sind. Da der Spieler- und Trainermarkt klein ist, führt dies unweigerlich dazu, dass es zu Wechseln kommt. Kritiker sprechen von einer „Kannibalisierung“.
Warum passiert das alles?
Fakt ist, dass der American Football durch die erfolgreichen NFL-Übertragungen im Fernsehen in Deutschland mehr Anhänger gewonnen hat. Allerdings profitiert davon die GFL bislang kaum. Soweit sind sich nahezu alle einig. Nun ist es so, dass Patrick Esume auf der einen und Robert Huber, Präsident des American Football Verbandes Deutschland (AFVD), nicht gerade beste Freunde sind. Die ELF-Initiatoren hatten beim AFVD vor einigen Jahren angefragt, ob dieser sich an einer europaweiten Liga beteiligen wolle. Einig wurde man sich nicht. Jetzt ging Esume mit seinen Mitstreitern alleine den Weg.
Problematisch erscheint mitunter auch die Kommunikation. Alexander Korosek war bei Frankfurt Universe, wechselte nun als Geschäftsführer zu Frankfurt Galaxy. Bei einer Präsentation vor dem Wirtschaftsclub Frankfurt berichtete er, dass die ELF vor allem auf große Standorte wie Frankfurt, Berlin, London oder auch Istanbul setze. In diesem Zusammenhang kam er auch auf Schwäbisch Hall zu sprechen. Sportlich seien die Unicorns zwar erfolgreich, aber „vermutlich leben in Schwäbisch Hall mehr Kühe als Menschen“.
Was hat Restart21 damit zu tun?
Auch hier lautet die erste Antwort: nichts. Doch in der Gemengelage eine ganze Menge. Denn egal, wen man fragt, alle wollen nur das Beste für den Football. Und doch steht man sich bisweilen diametral gegenüber. Restart21 ist eine Initiative, die das AFVD-Präsidium ablösen will. Hintergrund ist, dass AFVD-Präsident Robert Huber nicht unumstritten ist. Ihm wird zur Last gelegt, eher eigenen Vorteilen nachzugehen und den Football nicht so zu fördern, wie es möglich sei.
Dass es Veränderungen braucht, zeigt sich daran, dass es nun einen Ligaverbund gibt, in dem die Interessen der GFL und der GFL2 gebündelt werden. Das hat nichts mit Restart21 zu tun, aber es zeigt, dass überall Bewegung ist. So gehen manche den Weg durch die Organisation, andere gehen völlig eigene Wege (Esume mit der ELF) und andere wiederum wollen ein neues Präsidium (Restart21). Hinter Restart21 steckt eine Gruppe um Alexander Sperber, Mitbegründer der Frankfurter Löwen, dem ersten deutschen American-Football-Verein.
Mitte Mai beantragten die Landesverbände aus Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Mecklenburg-Vorpommern beim zuständigen Registergericht in Frankfurt die Einsetzung eines Notvorstands im AFVD. Der Grund liegt in einer mutmaßlichen Wahlmanipulation bei der AFVD-Bundesversammlung im März 2020. Als Notvorstand sollen fünf Personen agieren, alle von Restart21. Nun muss das Registergericht entscheiden. Hartmut Ruffer