Die Saison 2022 hat für die Schwäbisch Hall Unicorns bereits mit dem Viertelfinale in der Central European Football League (CEFL) begonnen. An diesem Samstag nun beginnt für die Unicorns die Saison in der German Football League (GFL). Und natürlich sind die Haller wieder einer der ganz heißen Kandidaten nicht nur für den deutschen Titel, sondern auch für die internationale Krone. Die Ansprüche sind hoch. Manchmal hat man gar den Eindruck, dass sich einige Fans schon an den Dauerzustand gewöhnt haben, Anfang Oktober zum German Bowl zu fahren. Denn nur einmal (2013) verpassten die Unicorns im vergangenen Jahrzehnt das Finale, ein anderes Mal (2020) gab es keinen sportlichen Gegner, mit der Corona-Pandemie aber einen unüberwindlichen Kontrahenten, dem die komplette Saison zum Opfer fiel.
Wenn Headcoach Jordan Neuman die vergangene Saison Revue passieren lässt, dann spricht er von einer "insgesamt betrachtet guten Spielzeit. Wir haben eine gute GFL-Saison gespielt und zum ersten Mal einen europäischen Titel geholt. Dabei haben wir die Swarco Raiders in deren eigenem Stadion geschlagen, wo sie zuvor 36 Mal in Folge gewonnen hatten. Es war sicher eine gute Saison. Wir waren kurz davor, beide Titel zu holen." Im German Bowl erwiesen sich die von dem Haller Ulrich "Ulz" Däuber trainierten Dresden Monarchs als stärker. Zwar führten die Haller, doch dann brach sich Quarterback Alexander Haupert, ohnehin noch angeschlagen, das Schlüsselbein. Da in den Playoffs sich auch Runningback John Santiago schwer verletzte (Kreuzbandriss) und die Unicorns noch weitere Verletzte hatten, war das gegen ein starkes Dresdner Team nicht mehr kompensierbar.
Kelne Schwächen
Nun beginnt ein neuer Anlauf auf Titel Nummer fünf. Jordan Neuman geht mit einer großen Portion Optimismus in die GFL-Spielzeit. Wir haben wirklich ein großartiges Team - und zwar auf allen Ebenen." Er könne derzeit keine Schwächen nennen beziehungsweise keine Dinge ausmachen, die es noch zu verbessern gelte.
Vor der Off-Season hatte er zunächst gehörigen Respekt, da durch die European League of Football (ELF) noch weitere Teams um die Spieler buhlen. „Aber es lief tatsächlich besser als ich es erwartet habe", freut sich der 38-jährige US-Amerikaner, der 2005 zunächst als Spieler zu den Unicorns kam, dann Coach wurde. Zwischen 2011 und 2013 war er Offense Coordinator bei den Vienna Vikings, kehrte dann nach Hall zurück und ist seit Oktober 2016 Headcoach.
Die Spieler, die neu zu den Unicorns gekommen sind, "sind welche, die uns wirklich helfen werden", ist er überzeugt. Auffällig ist, dass die Unicorns auf der Runningback-Position allein schon zahlenmäßig zugelegt haben. Mikey Alfieri, jüngerer Bruder von Nick Alfieri, der schon seit fünf Jahren für die Unicorns spielt, wird beispielsweise auf dieser Position spielen. Er könnte auch als Receiver eingesetzt werden, vermutlich wird es aber öfter die Runningback-Position sein. "Es ist nun mal so, dass Runningbacks sehr viele harte Kontakte haben", erklärt Jordan Neuman. In der vergangenen Saison fiel Maurice Schüle verletzt aus, im German Bowl war lediglich Jannis Fiedler komplett fit. Das soll den Unicorns nicht noch einmal passieren. Und wie schnell die vermeintlich hohe Zahl Runningbacks verringert wird, zeigte das CEFL-Viertelfinale gegen Örebro, in dem sich Christian Dietrich schwer am Knie verletzte.
Veränderungen gibt es bei den Positionscoaches, auch wenn für die Anhänger die Neuen gar keine Neuen sind. Simon Brenner hat als Coach für die Outside-Linebacker aufgehört. Seinen Job übernimmt Primo Lursini, der bislang für die Safetys verantwortlich war.
Jäger ist nun Coach
Diese Position übernimmt nun einer, der bei den Schwäbisch Hall Unicorns Publikumsliebling war und nun mit 31 Jahren vom Spielfeld an die Seitenlinie wechselt: Gerhard Jäger. Seit den Flaggies ist er bei den Unicorns, und bleibt ihnen also auch nach Abschluss seiner aktiven Karriere erhalten, in der er vier deutsche Titel, den CEFL-Titel und die Europameisterschaft mit dem deutschen Team holte.
Der Offense Assistant Coach ist ebenfalls ein guter Bekannter: Patrick Staudacher. Er war lange Jahre Stammkraft der Offense Line der Unicorns. Erneut rekrutieren die Unicorns also Coaches aus ihren eigenen Reihen. Bei aller Professionalisierung, die in den vergangenen Jahren stattgefunden hat und die sich im Spieler-Roster auch bemerkbar macht, ist dieses Element immer noch ein tragendes.
So gehen die Unicorns also mit einem guten Gefühl in die neue Runde. An deren Ende sollen möglichst zwei Titel stehen, der nationale und der internationale. Dann wäre der Empfang am beziehungsweise im Haller Rathaus auch wieder stimmungsvoller als zuletzt. Hartmut Ruffer