Vom Zweig zum Baum
Der Schritt von immergrünen Zweigen im Haus zum geschmückten Tannenbaum scheint zuerst in Südwestdeutschland gegangen worden zu sein. Einer Überlieferung aus dem Jahr 1535 zufolge wurde damals in Straßburg bereits mit Bäumen gehandelt. Verkauft wurden kleine Eiben, Stechpalmen und Buchsbäume, die ohne Kerzen in den Stuben aufgehängt wurden. 1570 tauchte der Brauch auch im Norden auf: In den Zunfthäusern der Bremer Handwerker wurden mit Äpfeln, Nüssen und Datteln behängte Bäume aufgestellt. Kinder durften diese abnehmen und essen.
Ab 1730 wurden die Bäume auch erstmals mit Kerzen geschmückt. Die Lichterbäume standen aber zunächst nur in den Häusern evangelischer Familien. Konfessionsübergreifend eroberte der Tannenbaum die Wohnzimmer in der Zeit der Freiheitskriege gegen Napoleon zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Der Baum wurde damals zum Sinnbild des Deutschtums und unabhängig von der Glaubensrichtung als Bestandteil des Weihnachtsfestes anerkannt.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Brauch – zuerst in den Städten, dann auf dem Land – zum festen Bestandteil des Weihnachtsfestes in Deutschland. Vorangetrieben durch die verwandtschaftlichen Verbindungen deutscher Adelsfamilien zu den Höfen im Ausland verbreitete sich der Weihnachtsbaum nach und nach in ganz Europa. Auswanderer und deutsche Soldaten, die im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg kämpften, machten ihn im Laufe des 19. Jahrhunderts auch in der Neuen Welt populär. 1891 stand erstmals ein „Christmas Tree“ vor dem Weißen Haus in Washington. re