Hechingen. Frank Huber, Metzgermeister aus Hechingen, hat ein klares Credo: „Nur wenn der Mitarbeiter König ist, kann auch der Kunde König sind." Auf diesen Grundsatz, so betont er, habe man in seinem Familienunternehmen schon vor den Krisen, die Corona, der Ukraine-Krieg und die Inflation ins Land trugen, größten Wert gelegt. Und jetzt, da sein Betrieb wie viele andere den grassierenden Fachkräftemangel zu spüren bekommt, werde man das noch viel mehr tun. „Wir versuchen immer, unseren Mitarbeitern einen angenehmen Arbeitsplatz zu schaffen“, sagt er. Das - so ist zu vermuten - würde wohl jeder Chef und jede Chefin sagen. In einem typischen Familienunternehmen fällt es aber leichter, diese Absicht auch in die Tat umzusetzen, denn: „Wir sind täglich im Betrieb und wissen deshalb genau, was unsere Mitarbeiter bewegt." Deshalb fällt es leichter, Bedürfnisse zu erfüllen - zum Beispiel in Sachen Flexibilität und Freiräume. Aktuell hat die Metzgerei Huber ihre Öffnungszeiten in Hechingen angepasst - und dabei hatte man nicht nur die Kundenwünsche im Blick, sondern auch die Wünsche der Belegschaft. Am eher schwach besuchten Montag ist das Geschäft geschlossen - und die Mitarbeiter dürfen sich über das lange Wochenende freuen.
Schwierige Zeiten haben viele Branchen vor sich. Frank Huber kennt aber die Stärken der handwerklichen Familienbetriebe. „Handwerk hat noch immer goldenen Boden“, weiß er. „Wir werden auch in der Krise produzieren können. Das bedeutet auch Sicherheit für die Mitarbeiter."
Deshalb geht er zuversichtlich die Suche nach zusätzlichem Personal. Verkäuferinnen, Fleischergesellen, Küchenhilfe und Aushilfsfahrer sind auf der Wunschliste. „Wir stellen auch nicht gelernte Kräfte ein", sagt Huber. „Wir nehmen uns die Zeit, sie in einem angenehmen Umfeld einzulernen." hy
Es fehlt an allen Ecken und Enden
Prognose: Wie sich der Fachkräftemangel in der Region Neckar-Alb bis 2035 bemerkbar macht.
Region. Bis 2035 fehlen allein in der Region Neckar-Alb 58 000 Arbeits- und Fachkräfte. Das zeigen die neuesten Berechnungen des IHK-Fachkräftemonitors. Der Wert hat sich damit in der letzten Prognose noch einmal deutlich erhöht.
Es sieht düster aus
Der Fachkräftemangel verschärft sich, so das Resultat des gemeinsamen Fachkräftemonitors der Industrie- und Handelskammern in Baden-Württemberg. Bisher sah die Berechnung bis 2030 für die Region eine Lücke von knapp 25 000 Personen voraus. Mit den aktualisierten Zahlen und einem neuen Prognosehorizont bis 2035 wird die Zahl für die Landkreise Reutlingen, Tübingen und Zollernalb mehr als doppelt so groß.
Mit Blick auf 2035 werden vor allem 47 000 Fachkräfte mit berufsqualifizierendem Abschluss fehlen. Besonders betroffen vom Fachkräftemangel sind kaufmännische beruflich Qualifizierte (Engpass von 34 200 im Jahr 2035), darunter ein Drittel aus medizinischen Gesundheits- und sozialen Berufen sowie ein Drittel Verkaufs- und Büroberufe.
Arbeitnehmer werden älter
Mit technischer Ausrichtung fehlen bis 2035 laut IHK-Prognose 13 300 beruflich Qualifizierte, darunter mehr als ein Drittel aus Forschungs- und Entwicklungsberufen sowie 42 Prozent im Maschinenbau und in der Textil- und Metallbearbeitung. 7600 Personen fehlen bei den Helferberufen.
Die zu nehmende Alterung tut ihr Übriges: Das Durchschnittsalter der Beschäftigten in der Region steigt von 45,3 Jahren (2021) auf 49,5 Jahre (2035).