Wärmepumpe liegt im Trend
Sonderveröffentlichung

Fachleute für alle Fälle Wärmepumpe liegt im Trend

Energie Im vergangenen Jahr wurden mehr als 40 Prozent der Neubauten mit einer Wärmepumpe ausgestattet – Wie sieht es im Altbestand aus?

Wärmepumpen sind in privaten Neubauten der neue Heizungsstandard. Für Altbauen gilt das aber nicht immer unbedingt in jedem Fall. Foto: Daniel Maurer/dpa-tmn

30.03.2022

Die Wärmepumpe gilt als die umweltfreundliche und zukunftssichere Alternative zur Öl- und Gasheizung. Im vergangenen Jahr wurden über 40 Prozent der Neubauten damit ausgestattet. Das mag auch daran liegen, dass Wärmepumpen großzügig vom Staat gefördert werden.

Vor einer Entscheidung sollten verschiedene Fragen geklärt werden. Zum 1. Januar 2025 soll jede neu eingebaute Heizung auf Basis von 65 Prozent Erneuerbarer Energien betrieben werden. Experten sind optimistisch, dass das bei Wärmepumpenheizungen gelingt – vorausgesetzt, sie sind richtig dimensioniert und korrekt installiert. „Wärmepumpen sind ohne Frage zukunftsfähig und sollen eine tragende Rolle bei der Energiewende spielen“, sagt Stefan Materne vom Team Energieberatung der Verbraucherzentrale. Und Alexander Steinfeldt von der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft „Co2online“ sagt über Wärmepumpen im Vergleich zu Öl- und Gasheizungen: „In vielen Fällen ist die Wärmepumpe die bessere Wahl – vor allem, wenn sehr effiziente Modelle eingesetzt werden, das Gebäude gut gedämmt und das Heizsystem mit Solarenergie kombiniert wird.“

Entscheidend ist für diese Frage aber im Einzelfall die Vorlauftemperatur der Heizung. „Je geringer sie ist, desto effizienter arbeitet die Wärmepumpe und umso weniger Strom wird verbraucht“, erklärt Martin Sabel, Geschäftsführer des Bundesverbands Wärmepumpe. „Als Erfüllungsoption für das anvisierte Ziel, über 65 Prozent Erneuerbare Energien zu nutzen, ist sie aber auf jeden Fall geeignet.“

Die wichtige Kennzahl für einen wirtschaftlichen Einsatz der Wärmepumpe ist eine möglichst hohe Jahresarbeitszahl. Sie gibt Auskunft über die Effizienz des Heizsystems. Eine Jahresarbeitszahl von 4 bedeutet beispielsweise, dass aus 25 Prozent Strom 75 Prozent Umweltwärme gewonnen wird. „Je höher die Jahresarbeitszahl ist, je geringer die benötigte Vorlauftemperatur und je höher der Einsatz zusätzlicher erneuerbarer Energien ist, desto wirtschaftlicher läuft die Wärmepumpe“, fasst Alexander Steinfeldt von „Co2online“ zusammen. Konkret heißt das für ein Haus: „Eine optimal laufende Wärmepumpe erreicht Jahresarbeitszahlen von 3 bis 5“, sagt Stefan Materne. Und die Vorlauftemperatur liegt am besten unter 50 Grad Celsius.

Die geringe Vorlauftemperatur lässt sich in energieeffizienten Gebäuden erreichen, die Flächenheizkörper oder ausreichend dimensionierte andere Heizkörper haben und eventuell mit Solarthermie unterstützt werden. „Im Neubau gehören diese Eigenschaften bereits zum Standard, im Gebäudebestand müssen sie eventuell erst durch Sanierungsmaßnahmen erreicht werden“, sagt Alexander Steinfeldt. Wie umfangreich eine Sanierung ausfällt, kommt auf den energetischen Zustand des Gebäudes an. „Viele Dinge müssen zusammen passen“, sagt Steinfeldt. „Das Haus muss gut gedämmt sein und möglichst eine Fußbodenheizung haben. Schön wäre es auch, wenn ein Pufferspeicher vorhanden wäre.“ Seiner Ansicht nach ist es schwierig und aufwendig, aber nicht unmöglich, in einem Altbau vernünftige Vorlauftemperaturen zu erreichen. „Wenn das nicht ganz gelingt, kann man zur Wärmepumpe zusätzlich eine Gasheizung kombinieren. Aber das wäre nur die zweite Wahl“, so der Experte Steinfeldt.

„Störende Geräusche sind durchaus ein Thema, an das Hauseigentümer schon bei der Planung denken sollten“, rät Martin Sabel. „Luft-Wasser-Wärmepumpen, die ihre Energie aus der Luft ziehen, erzeugen beispielsweise große Volumenströme, die Geräusche im Ventilator verursachen. Deshalb ist es wichtig, das System fachgerecht zu installieren und die notwendigen Abstände zu den Nachbargrundstücken einzuhalten.“ Der Online-Schallrechner des Bundesverbands Wärmepumpe hilft bei der Einschätzung von Modellen und geeigneten Standorten für diese. Darüber lassen sich die Lärm-Immissionen von Luft-Wasser-Wärmepumpen im Tagbetrieb zu Zeiten erhöhter Empfindlichkeit und während der Nacht ermitteln. Mit gezielten Maßnahmen lässt sich der Schall deutlich reduzieren: „Nach Möglichkeit sollte eine Installation auf oder vor harten Flächen und Wänden vermieden werden“, rät Alexander Steinfeldt. „An diesen Flächen wird der Schall reflektiert und damit die Lautstärke der Betriebsgeräusche verstärkt.“ Wer die Anlage im Raum aufstellt, könne mit Gummifüßen und einer umlaufenden Nut am Aufstellort sowie Schlauchleitungen statt Rohren die Lärmbelastung reduzieren.

Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) vergibt einen Zuschuss von 35 Prozent der förderfähigen Kosten einer Wärmepumpe. Tauscht man im Bestand eine Ölheizung gegen eine Wärmepumpe aus, sind es sogar 45 Prozent der förderfähigen Kosten. Außerdem gibt es verschiedene regionale Töpfe mit Fördermitteln. Der Bundesverband Wärmepumpe bietet einen Förderrechner online an, auch „Co2online“ hat einen Fördermittel-Check. dpa-tmn