Sonderveröffentlichung

Fachleute für alle Fälle Gute Aussichten: Glaser bringen Transparenz ins Haus

Handwerk: Glaser erlernen einen echten Handwerksberuf. Im Umgang mit dem zerbrechlichen Werkstoff braucht es vor allem Geschick und Genauigkeit.

Auch wenn es transparent aussieht – große Glasscheiben sind schwer und müssen maschinell angehoben werden. Foto: dpa-tmn

26.11.2019

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Berlin/Rheinbach. Vitrinen, Duschwände, Schaufenster, Spiegel, U-Bahn-Stationen: Glas kommt an vielen Orten zum Einsatz. Entsprechend wichtig sind Handwerker, die sich mit dem Material auskennen, so wie Dominik Julian Jost. Der 21-Jährige konnte sich keinen Bürojob vorstellen. Über Freunde kam er zur Glaserei und ist mittlerweile im dritten Ausbildungsjahr zum Glaser.

An einem typischen Tag treffen sich Azubis und Gesellen morgens am Firmenstandort und schauen, welche Aufträge für den Tag anstehen. „Je nachdem, zu welchem Kunden wir fahren, beladen wir das Auto entsprechend, und dann geht’s los“, erzählt Jost.

Zu Beginn lernen Azubis zum Beispiel, wie ein Altbaufenster repariert wird, erklärt Detlev Kasten, Geschäftsführer der Glaserei. Dafür muss der Fensterkitt mit Hammer und Aushaumesser entfernt werden, ohne dass der Fensterflügel Schaden nimmt. Dann werden schadhafte Stellen ausgebessert, neuer Kitt aufgetragen, das Fenster wieder eingesetzt und befestigt. „Und beim nächsten Mal, kommen die Auszubildenden dann schon mit der Hälfte des Kitts aus“, so Kasten.

Von der Fensterscheibe bis zur Glasvitrine

Als angehender Glaser kümmert sich Jost aber nicht nur um kaputte Fensterscheiben. „Zu den Aufgaben gehört es auch, aus mehreren Scheiben ein Möbelstück zu bauen, eine Glasvitrine etwa.“ Entscheidend ist handwerkliches Geschick. „Als Glaser arbeitet man mit den Händen“, sagt Kasten. Hauptsächlich lernen Azubis daher, richtig mit dem Werkstoff umzugehen. Die Verletzungsgefahr ist hoch.

Hoch hinaus: Glaser schwingen sich auch aufs Dach

In der Berufsschule wird der theoretische Hintergrund vermittelt. Etwa zu den verschiedenen Glasarten oder zur Glasverarbeitung. „Da geht es um die Kantenbearbeitung, ums Bohren und Sägen oder etwa um die Flächenveredelung für Spiegel“, sagt Berufsschullehrer Peter Backes,.

Mit diesem Wissen sind Lehrlinge fit für die Baustelle oder den Besuch beim Kunden. Jeder Tag bringt etwas Neues. „Es kann schon mal vorkommen, dass man auf einem Dach herumturnen muss“, erzählt Kasten. Muss dort eine Scheibe ersetzt werden, ist Millimeterarbeit gefragt.

Und der Umgang mit Glas ist anstrengende körperliche Arbeit. „Auch wenn es meist schön transparent aussieht, Glas ist schwer“, sagt Kasten. Deshalb müsse man fast immer zu zweit oder im Team arbeiten. „Etwas größere Scheiben wiegen schnell mal 100 bis 200 Kilo.“

Als Experten beraten Glaser ihre Kunden. Sie kennen sich damit aus, welche Abdichtungstechniken Sinn machen, damit Regenwasser kontrolliert abfließen kann. Außerdem lernen die Auszubildenden, Glassorten zu bestimmen. Vor Ort beim Kunden müssen sie etwa wissen, wie stark die Scheiben sind und wie sie das ausmessen können.

Ausbildungsvergütung im unteren Mittelfeld

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Bei der Vergütung kommt es auf Betrieb und Bundesland an. In tarifgebundenen Unternehmen bewegt sich das Ausbildungsgehalt laut Bundesagentur für Arbeit zwischen 420 und 755 Euro im ersten Lehrjahr und 600 bis 875 Euro im dritten Jahr.

Nach der Ausbildung können sich Glasergesellen weiterbilden, indem sie etwa einen Meister oder Techniker anschließen. Auch ein Studium in Keramik- und Glastechnik, im Bauingenieurwesen oder der Architektur ist möglich. „Die Gesellen können sich auch selbstständig machen“, so Kasten. Momentan seien die Berufsaussichten in der Branche sehr gut.

Auch die Digitalisierung beeinflusst das Berufsfeld – etwa wenn der Badspiegel per Touch-Funktion mit der Beleuchtung verknüpft ist. Glas wandle sich zunehmend zu einem intelligenten Werkstoff, bestätigt Stefan Kieckhöfel vom Bundesinnungsverband des Glaserhandwerks. „Entsprechend schnell entwickeln sich auch die neuen Anforderungen an unsere Berufe, die wir derzeit an die Zukunft anpassen.“

Amelie Breitenhuber, dpa