Wetterexperte aus Eislingen/Göppingen: Das Märchen von der weißen Weihnacht
Sonderveröffentlichung

Frohe Weihnachten & ein gutes Neues Jahr Wetterexperte aus Eislingen/Göppingen: Das Märchen von der weißen Weihnacht

Leise rieselt der Schnee – diese romantische Vorstellung von einem Weihnachtsfest im Schnee ist leider eher die Ausnahme. Und die Chancen auf weiße Weihnachten sinken eher noch.

Foto: ©Alexandr Vasilyev – stock.adobe.com

31.12.2021

Draußen fallen sanft große, weiße Flocken und sammeln sich auf den Zweigen der Bäume und Sträucher, während die Landschaft langsam unter einer weißen, weichen Schneedecke versinkt. Währenddessen funkeln und glitzern die Kugeln am festlich geschmückten Weihnachtsbaum im Licht der zahlreichen Kerzen. Leider bleibt der Traum von einer weißen Weihnacht auch in der Region meist ein Märchen. In der Mehrzahl der Jahre dominieren rund um den Heiligen Abend eher die Farben Grün oder Grau statt des gewünschten Weiß die Landschaft. Und auch in diesem Jahr stellt sich wieder die Frage: Wie wird das Wetter zum Weihnachtsfest? „Von zehn Weihnachten sind ungefähr drei weiß und der Rest grün“, erklärt der Wetterdiensttechniker Hans Juchert aus Eislingen im Kreis Göppingen. 

Deutlich höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass kurz vor den Weihnachtsfeiertagen Schnee liegt. „Zu Weihnachten setzt dann meist das typische Weihnachtstauwetter ein“, erklärt der Wetterexperte. Dabei kommt es nach ersten Kaltluftvorstößen mit Schneefällen bis in tiefere Lagen zwischen November und Mitte Dezember um Weihnachten oft zu einem Wetterwechsel, bei dem milde Atlantikluft von Westen herangeführt wird. Regenfälle zehren dabei den noch vorhandenen Schnee zusätzlich rasch auf.

Letzte weiße Weihnachten im Jahr 2010

„Wenigstens lässt sich die Aussage, dass es früher, ‚zu Großmutters Zeiten‘, viel öfter weiße Weihnachten gegeben hat, entkräften. Die Häufigkeiten haben sich bis heute nicht signifikant verändert. Weiße Weihnachten bleiben einfach länger im Gedächtnis“, vermutet der Metrologe Adrian Leyser vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Das letzte Mal, dass es im Raum Ulm an Weihnachten geschneit hat, war 2010. Das traf allerdings auf fast das gesamte Bundesgebiet zu. Jede Menge Neuschnee sorgte in diesem Jahr sogar an Heiligabend für eine geschlossene Schneedecke und ein romantisches Weihnachtsfest. Im letzten Jahr gab es dafür am Heiligen Abend keinen Schnee – dafür war es einfach zu warm. Für weiße Flocken und so richtiges Winterfeeling sorgte erst ein Temperatursturz im Lauf der Feiertage. Die schlechte Botschaft für Weihnachtsfans ist allerdings, dass die Chancen auf verschneite Weihnachtsfeiertage eher abnehmen. „Der Klimawandel mit steigenden Temperaturen vertreibt die romantischen weißen Weihnachten Schritt für Schritt aus Deutschland“, kommentiert Uwe Kirsche, Pressesprecher des Deutschen Wetterdienstes.

Ein Vergleich der Referenzperioden von 1961 bis ins Jahr 1990 und von 1991 bis ins Vorjahr 2020 zeige, dass die Chance auf weiße Weihnachten mit einer Schneedecke an allen drei Tagen im Mittel von Deutschland um 13 Prozentpunkte und regional sogar um bis zu 44 Prozentpunkte zurückgegangen sei. Dies bedeutet eine prozentuale Abnahme von 52 Prozent für drei Tage mit Schnee an Weihnachten. Beispielhaft hat der DWD für verschiedene Städte in Deutschland den Rückgang der Wahrscheinlichkeit weißer Weihnachten aktuell berechnet: in München liegt er bei - 19,5 Prozentpunkten. Birgit Rexer