Von Kerstin Auernhammer
Den perfekten Standort für das eigene Gewerbe zu finden, kann manchmal mühsam sein. Dabei stellt jede Branche, jedes Konzept unterschiedliche Anforderungen. Im Handel beispielsweise müssen Inhaber genau kalkulieren: Reichen meine Einnahmen, um eine 1A-Lage zu finanzieren? Oder bin ich mit einer 1B-Lage besser bedient? 1B-Lage bedeutet: Weniger Laufkundschaft, dafür günstigere Miete. Nicht ohne Grund sind die 1A-Lagen in den belebten Fußgängerzonen oft von Filialisten besetzt. Diese können Schwankungen in der Kundenfrequenz und damit auch im Umsatz eher ausgleichen. In manchen Monaten finanziert hier sicher eine gutgehende Filiale eine andere mit, die etwa gerade unter einer Flaute leidet. Für einen einzelnen Boutiquenbetreiber könnte ein schlechter Monat schon das finanzielle Aus bedeuten, er wird sich deshalb im Zweifel eher für die preislich günstigere Lage entscheiden.
Infrastruktur und Erreichbarkeit
Doch nicht nur Ladenbesitzer, auch und insbesondere Gastronomen brauchen das richtige Händchen für die perfekte Lage. Ein Beispiel: Ein Lokal bietet qualitativ hochwertiges Essen zu fairen Preisen an, der Service ist toll, die Gäste hochzufrieden – aber es hält sich fast nie jemand im Außenbereich des Lokals auf. Der Grund ist die vielbefahrene Straße, die hier vorbeiführt. Die Gäste müssen sich anschreien, um sich unterhalten zu können und sind ständig den Abgasen ausgesetzt. Kein Wunder, dass sie sich für ihre Mittagspause ein anderes Lokal suchen. Doch den Umsatz des Außenbereichs braucht der Gastronom, um die Pacht bezahlen zu können. Ein Dilemma, das – wenn es erst nach einigen Monaten Betrieb erkannt wird – existenzbedrohend sein kann.
Genau Analyse des Bedarfs vor der Suche
Eine genaue Bedarfsanalyse ist also ratsam. Das gilt natürlich ebenso für produzierendes Gewerbe. Hier zählen allerdings ganz andere Faktoren: Infrastruktur, Erreichbarkeit, mögliche Synergieeffekte mit Zulieferern, Parkplätze für die Mitarbeiter ...
Aufwand für die Renovierung und Sanierung
Die Ausstattung gehört zu den weiteren Merkmalen einer Immobilie, die passen muss. Was nützen tolle Räume, wenn das Internet nicht rund läuft? Gerade, wenn ein Raum eine Nutzungsumwandlung erfährt, so kann das teuer werden. Vor allem in der Gastronomie müssen hohe Auflagen an Brandschutz und Hygiene erfüllt werden. Selbst wenn eine Immobilie noch so toll liegt – der komplette Einbau einer Küche, einer Theke und entsprechender Sanitäranlagen kann sehr schnell sehr teuer werden. Egal, wo und welches Gewerbe – eine Immobilie im Idealzustand wird man kaum finden. Ein bisschen Geld müssen Interessenten immer in die Hand nehmen. Wie hoch das Budget letztlich wirklich sein muss, hängt auch davon ab, welche Renovierungs- oder Sanierungsmaßnahmen nötig sind und inwiefern der Interessent diese Kosten übernehmen muss. Um den genauen Umfang etwaiger Kosten feststellen zu können, sollte ein genauer Blick auf die Bausubstanz erfolgen. Ist das Dach in Ordnung? Sind die Wände schimmelfrei? Ist der Keller trocken? Wer auf Nummer Sicher gehen möchte, kann einen Sachverständigen hinzuziehen, der unter anderem das Gebäude besichtigt, den baulichen und haustechnischen Zustand feststellt sowie den Umfang und die Kosten der Instandsetzungsmaßnahmen ermittelt.
Beim Kauf einer Gewerbeimmobilie kommen auf den Käufer zusätzliche Aufwendungen in Form von verschiedenen Nebenkosten wie Versicherungen, Notar- und Grundbuchkosten oder Grunderwerbsteuer zu.
Drei Tipps für die Standortwahl
1 Das Umfeld
Wer einen Standort im Auge hat, sollte sich die Zeit nehmen, dort an mehreren Tagen zu unterschiedlichen Zeiten vorbeizuschauen. Wie sind die Kundenströme, wie gestaltet sich die Nachbarschaft? Ebenfalls wichtig: Bei der Gemeinde anzufragen, welche Baumaßnahmen im Umfeld der Immobilie laufen bzw. geplant sind.
2 Wettbewerb
Der Blick in die Nachbarschaft lohnt sich auch aus anderen Gründen. Welche Gewerke, Unternehmen und Firmen sind in der näheren Umgebung angesiedelt? Stehen Neueröffnungen an? Hier kann auch ein Gespräch mit der Handwerkskammer oder der IHK lohnenswert sein, die die Standorte in der Stadt in der Regel gut kennen.
3 Erfahrungsberichte
Vielleicht besteht ja die Möglichkeit, mit dem Vormieter zu sprechen. Er kann sicherlich berichten, wie es ihm am Standort erging, wie er mit dem Vermieter klarkam und wo er die Stärken und Schwächen des Standorts sieht. Auch ein Gespräch mit den Nachbarn kann für die Einschätzung sehr hilfreich sein.