Schon seit 2011 geht der frühere Bad Boller Förster Martin Gerspacher mit Vätern und Kindern in den Wald zum Christbaumschlagen. ,,Das macht allen unheimlich viel Spaß, auch mir", erzählt Gerspacher, der von Forstwirtschaftsmeister Johannes Henninger unterstützt wird. Über das Göppinger Haus der Familie läuft die Anmeldung und ausgebucht ist das wald- und erlebnispädagogische Angebot erfahrungsgemäß sehr schnell. ,,Viele waren schon mehrfach dabei", erzählt Gerspacher. Am Bad Boller Freibad geht's los und dann heißt es erst einmal rund zwei Kilometer den Buckel hoch wandern. Der Lohn für die Mühe ist schnell in Sicht, Johannes Henninger hat schon das Grillfeuer angezündet, der Glühpunsch dampft im großen Kessel.
Erstmal eine Stärkung
Erst die Arbeit und dann das Vergnügen? Christbaumschlagen, Nicht beim da kommt die Stärkung zuerst. Die mitgebrachten Würstchen werden knusprig gegrillt ausgepackt, verspeist, der Glühpunsch wärmt von innen und dann geht's los, über einen schmalen Trampelpfad Richtung Wald. Schon der Weg ist das Ziel, denn versteckt, aber immer noch leicht zu sehen, warten die Tiere des Waldes auf die fleißigen Wanderer. Reh oder Wildschwein - als Silhouette ausgesägt lugen sie zwischen den Bäumen hervor. ,,Eine gute Gelegenheit, Wissen über Natur und Wildtiere zu vermitteln", sind sich Gerspacher und Henninger einig. Durch den Wald zu stapfen sei einfach ein gutes Gefühl und sehr entspannt, das genießen erfahrungsgemäß alle Beteiligten und das können bis zu 40 Christbaumjäger sein. Über die Waldtiere gibt es dann einiges zu erfahren. Wie überleben die Tiere im Winter, ohne Haus oder Heizung?
Ganz einfach, weiß Gerspacher, sie schalten in den Energiesparmodus, zehren von dem, was sie sich im Sommer und Herbst angefressen haben und bewegen sich möglichst wenig. ,,Deshalb ist es auch wichtig, die Tiere nicht unnötig zu stören", so Gerspacher, der immer wieder erstaunt ist, wie viel schon kleine Kinder wissen und erzählen können.
Der Mensch als Gast im Wald
Der ehemalige Förster vermittelt eine klare Botschaft: Menschen müssen sich im Wald als Gast fühlen und Rücksicht nehmen, auf Tiere und Pflanzen. Für große Begeisterung sorgen immer die mitgebrachten Tierfelle, die natürlich angefasst werden dürfen. Und dann ist es endlich soweit, es geht in den Wald, um die Weißtanne fürs heimische Wohnzimmer auszusuchen. ,,Da sind die Vorstellungen ganz unterschiedlich", schmunzelt Martin Gerspacher. Manche schnappen sich die Säge beim erstbesten Baum, andere sind auch mal eine halbe Stunde nach der schönsten Tanne auf der Suche. Auch die Größenvorstellungen sind ganz verschieden. Manche suchen eher das handliche Kleinformat, bei anderen wird der Zweimeterbaum gefällt. Und der Clou: Auch die Kinder dürfen sich zusätzlich noch ein kleines Bäumchen fürs Kinderzimmer mitnehmen.
Hochrote Backen, strahlende Kinderaugen sind der Lohn für den Nachmittag im Wald. Eine Regel hat Martin Gerspacher aufgestellt: ,,Was abgesägt wurde, muss mitgenommen werden." Auf dem Rückweg zum Parkplatz müssen einige ganz schön schleppen. Was nicht in den Kofferraum passt, wird kurzerhand auf dem Autodach festgezurrt und dann geht's nach Hause, um den Mamas die Schätze für Weihnachten zu präsentieren. ,,Ob die Frauen mit den Bäumen dann immer ganz glücklich sind, erfahre ich oft im nächsten Jahr", schmunzelt der Förster denn viele Gesichter sieht er wieder. Iris Ruoss