Sonderveröffentlichung

Grohe Weihnachten und ein glückliches neues Jahr! Zauberzarte Buchstaben

Die Teilnehmerinnen des Handletteringkurses bei Alexandra Werner sind mit Feuereifer dabei, die Auf- und Abbewegungen beim Buchstaben malen zu üben. Fotos: Claudia Burst

27.12.2023

Handlettering ist moderne Kalligraphie. Aber während die Mönche einst bei der „Kunst des schönen Schreibens“ genaue Vorgaben einhalten mussten und die einzelnen Buchstaben auf diese Weise exakt gleich aussahen, spielt beim Handlettering die Fantasie eine große Rolle.

Der Kurs ist Teil der „Wichtelwerkstatt“ im Haus der Familie, Kursleiterin Alexandra Werner nennt ihre eigene Art zu schreiben „zauberzart“. „Regeln gibt es wenige“, erklärt sie im Geislinger Haus der Familie ihren elf Teilnehmerinnen.

Mit „Handlettering“ war ein Kurs beim Haus der Familie im Rahmen der „Wichtelwerkstatt“ überschrieben. Seine Teilnehmerinnen waren begeistert.

Tatsächlich sind es nur zwei Regeln, die beim Handlettering beachtet werden müssen: Der Stift - ein so genannter Brush-Pen muss fast waagrecht mit der Spitze Richtung „Neun Uhr“, bei Linkshändern Richtung drei Uhr, gehalten werden. Und: beim Erstellen der Buchstaben muss bei allen Aufwärtsbewegungen in den Buchstaben eine dünne Linie entstehen, es darf also kein Druck auf den Stift ausgeübt werden. Dafür dann aber bei allen Abwärtsbewegungen, sodass diese Teile der Buchstaben viel dicker wirken.

Was sich in der Theorie sehr einfach anhört, stellt sich in der Praxis allerdings als verblüffend große Herausforderung heraus. „Ich komm' mir vor wie ein Erstklässler“, jammert eine Teilnehmerin, nachdem sie auf den Übungsblättern einige Zeilen der vorgegebenen Buchstaben sorgfältig nachgemalt hat. Andere lockern nach mehreren Zeilen ihre Hände und Handgelenke, weil das ungewohnte Halten des Stifts sowie das konzentrierte Druckausüben und Lockerlassen die Muskeln in Finger und Händen auf unerwartete Weise beansprucht. „Unsere Muskeln sind es gewöhnt, immer gleichmäßig zu drücken, deshalb strengt das Handlettering so an“, erklärt Alexandra Werner.

Immer wieder fordert sie die Teilnehmerinnen auf, nicht so schnell zu schreiben, sondern sich Zeit zu lassen mit den einzelnen Buchstaben: „Wir schreiben nicht, wir malen die Buchstaben. Gaanz langsam.“ Die Frauen konzentrieren sich, es wird leise: „Ich liebe diese konzentrierten Gesichter denkt dran, ihr seid freiwillig da“, foppt sie lachend. Kinder, das hat die 54-jährige Kursleiterin festgestellt, tun sich leichter mit dem Erlernen der Technik. „Wir Erwachsene sind bereits zu verkopft.“


Es ist geschwungene Schreibschrift, also eine Grundschrift, mit der Alexandra Werner im Kurs arbeitet. „Was ihr nachher daraus macht, ob eure Bögen gleich groß sind, ob am Ende noch eine Schleife ist oder der T-Strich geschwungen daherkommt, das ist dann eure Sache. Das ist die Kunst.“

Immer wieder gibt die Expertin Tipps, die den Frauen die Schleifen und Schwünge in den Buchstaben erleichtern: „Passt auf, dass ihr die Buchstaben nicht mit einem achtlosen Schwupp beendet, sondern langsam mit dünnem Strich rausfahrt, weil dann gleich der nächste Buchstabe kommt“, sagt sie mehrmals oder, dass die Worte in einer geraden Linie möglich sind, wenn dieser Verbindungsstrich am Ende, der auch Konnektor genannt wird, immer bis zur Hälfte eines Buchstabens hochgezogen wird.


Ein weiterer Tipp lautet: „Lasst den Buchstaben Luft“, etwa zwischen dem linken und rechten Bogen beim m. Oder zwischen dem kleinen Bogen und dem großen Schleife beim d. „Es sieht nachher komisch aus, wenn die Buchstaben so eng stehen und kein Schwung, kein Pepp darin ist.“

Es dauert eineinhalb Stunden, bevor die Frauen so weit sind, dass sie die ersten Wörter malen dürfen. „Nach unten mit Druck, nach oben ohne“, wiederholt Alexandra ihren Spruch wie ein Mantra.

So langsam haben die Frauen das System verinnerlicht. Das Schreiben geht ihnen mit mehr Schwung von der Hand. Sie inspizieren die Vorlagen, die sie von Alexandra Werner bekommen haben, um eine Weihnachtskarte zu erstellen. Und die werden „richtig richtig schön“, wie sich am Ende alle einig sind. „Das war zwar anstrengend. Aber auch meditativ, ich konnte richtig abschalten heute“, schwärmt eine der Teilnehmerinnen.

„Üben, üben, üben“, so lautet der letzte Tipp, den Alexandra Werner ihren Teilnehmerinnen noch auf den Weg gibt. Claudia Burst