Ein weiterer Krieg, zuletzt sogar wieder steigende Corona-Zahlen – gab's in diesem Jahr überhaupt etwas Gutes? Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) hat zehn Meldungen gesammelt, die Hoffnung wecken.
Frauen im Vatikan werden präsenter
Im Vatikan gab es 2023 ein echtes Novum: Erstmals hatten bei einer Bischofssynode Frauen ein Stimmrecht – auch wenn dieses Mal noch gar nicht abgestimmt wurde. 54 der rund 350 Synodenmitglieder waren weiblich. Im Oktober 2024 kommt die gesamte Gruppe zu einer zweiten Runde zusammen und gibt dann ihr Votum zu einem Abschlussdokument ab. Die darin enthaltenen Empfehlungen kann der Papst zur Umsetzung annehmen oder ablehnen.
Bei der Weltsynode geht es um die Kirche der Zukunft, um einen neuen Umgangsstil und dezentralere Organisationsformen. Auch die Frage nach einer aufgewerteten Rolle der Frau in der Kirche beschäftigt die Synodenväter und -mütter. Allein die Anwesenheit von stimmberechtigten Frauen unter den Diskutanten schien im ersten Teil schon einen Unterschied zu machen, ebenso die neue Gesprächsanordnung an runden Tischen. Die Delegierten konnten so die neuen Umgangsformen, über die sie abstimmen werden, gleich selbst einüben.
Ukrainische Geflüchtete werden Seelsorger
Vor anderthalb Jahren sind sie vor dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine geflohen, jetzt spenden sie anderen Menschen Trost und geben mentale Unterstützung: Die russischsprachige Telefonseelsorge Doweria in Berlin bildet interessierte ukrainische Flüchtlinge zu ehrenamtlichen Mitarbeitern aus. Sie beraten kostenlos bei psychischen Belastungen aller Art, 24 Stunden täglich - ob es um Einsamkeit, suizidale Gedanken oder Existenzangst geht. Seit Beginn des Kriegs hat sich bei der Einrichtung die Zahl der russischsprachigen Anrufer verdreifacht. Die Anrufe kommen aus der ganzen Welt, auch aus dem Kriegsgebiet.
Kinos werden wieder mehr besucht
„Das Kino ist zurück“, konstatierte Peter Dinges, der Vorstand der Filmförderanstalt (FFA), zum ersten Halbjahr 2023 über die deutschen Kinobilanz. Das war noch vor dem Sommermärchen von „Barbenheimer“, dem riesigen Erfolg der Blockbuster Barbie“ und „Oppenheimer“ ab Juli, die scharenweise Besucher vor die Leinwände lockten. Nach den schmerzhaften Corona-Einbrüchen der vergangenen Jahre gab dies der deutschen Kinolandschaft echten Anlass zur Hoffnung.
Und auch bei den deutschen Filmfestivals lässt sich Positives vermelden: „Die Filmfestivals sind erstaunlich gut durch die Corona-Krise gekommen“, bilanzierte die Filmfestival-Forscherin Tanja C. Krainhöfer jüngst im Interview des Filmportals filmdienst.de. Mit viel Engagement, guter Vernetzung und neuen Konzepten konnte die Vielfalt der deutschen Filmfestivallandschaft weitgehend bewahrt werden, um auch in 2024 das Publikum weiter zu erfreuen.
Klimaschutz wird stärker umgesetzt
Mit Farbe besprühte Weihnachtsbäume sorgten zuletzt vielerorts für Aufsehen. Dabei tut sich durchaus etwas in Sachen Klimaschutz: In Umfragen geben viele Menschen an, mehr Fahrrad zu fahren und weniger zu fliegen als noch vor einigen Jahren. Auch der Second-Hand-Markt boomt, und immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher legen Wert auf nachhaltigen Online-Handel sowie darauf, möglichst wenige Lebensmittel zu verschwenden. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, würde sogar jeder Dritte auf das eigene Auto verzichten.
Notre-Dame wird wieder strahlen
Sieht man vom Unfalltod des Baustellenleiters ab - Ex-General Jean-Louis Georgelin starb beim Wandern -, hat die Pariser Kathedrale Notre-Dame ein sehr gutes Jahr gehabt. Überall wird mit Hochdruck an der Wiedereröffnung am 8. Dezember 2024 gearbeitet.
Exakt ein Jahr vor diesem Termin wurde der originalgetreu nachgebaute, 2019 verbrannte neugotische Dachreiter von Eugene Viollet-le-Duc wieder sichtbar. Bei dieser Gelegenheit kündigte Präsident Macron eine Ausschreibung für sechs zeitgenössische Kirchenfenster an, die „die des in der neue, Hinterlassenschaft 21. Jahrhunderts“ Kathedrale sein sollen. Längst laufen auch die Arbeiten am Innenausbau, etwa für das liturgische und sonstige Mobiliar: 1.500 Eichen-Stühle für das Kirchenschiff sollen an die Bögen und Säulen der Kathedrale erinnern.
Augenkrankheit wird besiegt
39 Länder haben die Herausforderung noch vor sich, der Irak hat es geschafft: Dort gilt das Trachom, eine der häufigsten Augenerkrankungen der Welt, seit dem Sommer als besiegt. Während das Trachom in Europa insbesondere aufgrund der hohen hygienischen Standards als weitgehend ausgerottet gilt, ist es vor allem in heißen und tropischen Regionen noch verbreitet. Gegen die Krankheit, die insbesondere für Kinder höchst gefährlich ist und zur Erblindung führen kann, hatte die irakische Regierung seit 2012 unter anderem Präventionsprogramme in Schulen gestartet.
Tokio wird sauberer
SpoGomi: Bei dieser Sportart treten Teams gegeneinander an, um in einer vorgegebenen Zeit möglichst viel Müll aufzusammeln. In der japanischen Hauptstadt fand im November die erste Weltmeisterschaft in dieser Disziplin statt - mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus über 21 Ländern. Insgesamt wurde Tokio laut Medienberichten von einer halben Tonne Abfall befreit.
Blutspenden wird für Homosexuelle möglich
Die sexuelle Orientierung soll künftig bei Blutspenden kein Hinderungsgrund mehr sein. Eine entsprechende neue Richtlinie veröffentlichte die Bundesärztekammer nach einer Gesetzesänderung. Auch obere Altersgrenzen entfallen: Vom Blutspenden ausgeschlossen werden können künftig nur noch Personen mit einem hohen individuellen Risikoverhalten. Unter anderem hatten Schwulenverbände lange gegen die alte Regelung protestiert, die noch aus der Zeit des Aufkommens der Immunschwäche-Krankheit Aids stammte.
Karge Insel wird Tierparadies
Ziemlich genau 530 Jahre nach ihrer Entdeckung durch Christoph Kolumbus erlebt die 56 Hektar kleine Karibikinsel Redonda ihre ökologische Wiedergeburt: Das zu Antigua und Barbuda zählende Eiland ist nun offiziell Schutzgebiet für Zugvögel und andere seltene Tiere und Pflanzen - und das, nachdem es jahrzehntelang ein karger, von Ratten und Ziegen bevölkerter Felsen war.
Die von Phosphat-Bergarbeitern in den 1920er Jahren zurückgelassenen Tiere vernichteten die einst reiche Flora und Fauna. 2016 dann die Wende: ein ehrgeiziges Projekt zur Umsiedlung der Ziegen und zur Ausrottung der Ratten. Heute ist die unglaubliche ökologische Verwandlung einer vom Klimawandel besonders bedrohten Insel ein Lichtblick. Man wolle eine Inspiration für andere Länder sein, so die Initiatoren: „Wenn das kleine Antigua und Barbuda es kann, können Sie es auch.“
Einsamkeit wird ernstgenommen
Einsamkeit nimmt zu - die Aufmerksamkeit für dieses lange tabuisierte Thema aber auch. Die Weltgesundheitsorganisation WHO entwickelt Ideen, wie man gegen Einsamkeit vorgehen kann; die Bundesregierung stellte kurz vor Weihnachten eine entsprechende Strategie vor. Fachleute machen ebenfalls Mut: Wer über die eigenen Gefühle von Einsamkeit spreche, unternehme bereits den ersten Schritt dagegen. Paula Konersmann