Du warst mit 28 Jahren bei den Deutschen Meisterschaften im Handwerk 2024 einer der älteren Teilnehmer. Wie kam es dazu?
Das hat damit zu tun, dass ich vor meiner Ausbildung zum Estrichleger eine Lehre zum Feinwerkmechaniker gemacht und sechs Jahre in diesem Beruf gearbeitet habe. Es war für mich aber immer klar, dass ich noch die zweite Ausbildung zum Estrichleger mache.
Wieso hast du dann nicht direkt die Ausbildung zum Estrichleger begonnen?
Mein Vater ist selbst Estrichlegermeister und führt einen eigenen Betrieb in Blaustein. Er meinte damals: „Mit 16 Jahren geht man noch nicht auf den Bau.“ Darauf habe ich gehört. Ich habe aber immer wieder im Betrieb geholfen und Erfahrungen gesammelt. Das hat mir später geholfen.
Was steckte hinter dem Rat deines Vaters?
Auf dem Bau muss ich für mich einstehen können und klare Ansagen machen. Das fällt einem in jungen Jahren noch nicht so leicht. Mittlerweile kann ich mich schon auch mal durchsetzen.
Was schätzt du an deinem Beruf?
Vor allem die Vielseitigkeit. Einen Tag bin ich auf größeren Baustellen und verlege dort Dämmung und Fließestrich. Am nächsten Tag bin ich in persönlicherem Austausch mit Privatkunden und baue Sichtestrich im Einfamilienhaus ein. Jeder Tag ist anders und ich habe Kontakt zu Kunden.
Aktuell gibt es im gesamten Kammergebiet lediglich drei Estrichleger in Ausbildung. Woran liegt das deiner Meinung nach?
Auf jeden Fall am Image. Das Handwerk hat allgemein einen eher schwierigen Stand in der Gesellschaft. Auch in meinem Freundeskreis sind die wenigsten im Handwerk tätig und viele arbeiten in der Industrie. Ich verstehe das nur bedingt, da die Industrie große Probleme hat. Das Handwerk ist dagegen krisensicher. Uns wird es immer geben.
Du hast die Industrie und deren Probleme angesprochen. Auch in der Bauwirtschaft läuft es nicht ganz rund. Du willst trotzdem mal den Betrieb deines Vaters übernehmen. Hast du auch Bedenken?
Nein, eigentlich nicht. Deutschland braucht Wohnraum, also braucht man uns. Ich erwische mich aber bei Gedanken, was ich im Betrieb ändern möchte. Ich könnte neben dem Estrichverlegen direkt auch das Verlegen des Bodenbelags anbieten. Das konnte ich im Zuge der Deutschen Meisterschaften bereits testen und es hat mir viel Spaß gemacht.
Erzähl uns noch etwas mehr zur Deutschen Meisterschaft im Handwerk. Wie lief das ab?
Ich habe mich direkt durch meine gute Prüfungsnote (1,2, Anm. d. Red.) für die Deutsche Meisterschaft qualifiziert. Die praktische Aufgabe fand in Bühl bei Baden-Baden statt. Dort mussten wir eine Fläche mit Schnellzement-Estrich auslegen und dabei noch einen Einbau eines Schmutzabstreifer-Rahmens einplanen. Insgesamt ist das einfach gut gelaufen und dann wurde ich zum Deutschen Meister gekürt (lacht).
Meister ist bei dir aktuell ein gutes Stichwort, haben wir gehört.
Ja, das stimmt (lacht). Ich mache aktuell meinen Meister und bin auch mit dem Teil drei bereits durch und ich hoffe, den Meistertitel bald in der Tasche zu haben. pm