Genau im Jahr 1950 begann im Südwesten von Ulm die Erfolgsgeschichte des Industriegebietes Donautal. Heute bestehen dort rund 200 Betriebe auf einem 345 Hektar großen Gebiet. Der würdige Geburtstag wurde am 17. Oktober bei der im Donautal ansässigen Firma Seeberger gefeiert. Ulms Oberbürgermeister Martin Ansbacher freute sich ganz besonders über den Anlass der Veranstaltung. „Das ist ein Jubiläum, das uns mit Stolz erfüllt, denn das Donautal verkörpert wie kaum ein anderer Ort die wirtschaftliche Stärke, die Innovationskraft und den Zusammenhalt unserer Stadt.“ Für den Oberbürgermeister ist das Industriegebiet Donautal „ein eindrucksvolles Stück Stadtgeschichte“ und zugleich ein Beispiel dafür, was aus Tatkraft, Partnerschaft und Weitblick entstehen kann. Auch die gute geografische Lage bildet für Ansbacher das Fundament für eine dynamische Entwicklung quer durch die vielen Branchen – von der Metallverarbeitung über den Maschinen- und Nutzfahrzeugbau, die Logistik, die Bau- und Nahrungsmittelindustrie, die Pharmawirtschaft bis hin zu neuen Energien: „Die Vielfalt sorgt für eine stabile und widerstandsfähige Wirtschaftsstruktur und macht das Donautal zu einem der wichtigsten industriellen Zentren im Süden Deutschlands.“
Große Aufbruchstimmung
Michael Kleiner vom baden-württembergischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, erinnerte bei der Jubiläumsfeier an die große Aufbruchstimmung, die in den 1950er-Jahren und damit auch zu Beginn des Industriegebietes Donautal geherrscht habe. Durch die derzeit stagnierende Wirtschaft leide auch die Produktivität in Deutschland. „Wir benötigen im ganzen Land mehr Industrieflächen“, so der Ministerialdirektor.
Nächster Evolutionsschritt
Ein Problem, das auch Andreas Burkhardt kennt: „Im Donautal sind die Flächen leider ausgenutzt.“ Dennoch schlägt für den Geschäftsführer von Teva Deutschland und Sprecher der Initiative Donautal.Connect hier das Herz der Ulmer Wirtschaft. Der von der Stadt in Auftrag gegebene Masterplan sei ein wichtiger nächster Evolutionsschritt: „Nun gilt es, die Herausforderungen zu analysieren und sozial-ökologisch tragbare Lösungsansätze zu finden.“ Sowohl Andreas Burkhardt als auch Martin Ansbacher betonten, wie wichtig hierzu ein stetiger Dialog zwischen den Akteuren sei.


Erste Ideen hierfür stellte Knut Maier von der Baldauf Architekten und Stadtplaner GmbH vor, die den Masterplan bis Ende 2026 entwickeln soll. So könne sich das Stuttgarter Team unter anderem vorstellen, den bisherigen Bahnhaltepunkt zu einem Mobilitätshub umzugestalten, um so die Attraktivität des ÖPNV zu steigern: „Eine Umfrage hat gezeigt, dass heute 76 Prozent der Beschäftigten mit dem Auto zu ihrem Arbeitsplatz im Donautal kommen.“ Bei der Abendveranstaltung am 17. Oktober berichteten auch die beiden Unternehmer Dr. Julius Rohm von Seeberger und Dr. Werner Utz von den Anfängen ihrer Betriebe im Donautal. Die Seeberger GmbH zog trotz einer finanziell gigantischen Herausforderung 1980 ins Donautal. Der Spatenstich für die heutige Uzin Utz SE, die zu ihren Anfangszeiten im Ulmer Fischerviertel beheimatet war, fand 1965 statt. Beide lobten im Gespräch das schon immer gute Miteinander der Betriebe im Donautal und die langfristig ausgerichteten Entwicklungsbestrebungen der Stadt. Dr. Julius Rohm: „Es ist für alle wichtig, dass man diesen Weitblick nicht verliert.“ pm
Gemeinsam schafft man mehr

Wie kann man gemeinsame Interessen identifizieren und gemeinsam vorankommen?
Diese Aufgabe hat sich im Jahr 2018 die Initiative Donautal Connect gestellt und die Interessen der Unternehmen in verschiedenen Bereichen gebündelt. Darunter fallen Themen wie Parken, ÖPNV, Energie, Nahversorgung und viele andere mehr. Einer der ersten Erfolge war der flächendeckende Ausbau des Glasfasernetzes im Donautal durch die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm – ein wichtiger Standortfaktor, ohne den die digitale Transformation kaum denkbar ist. Auch der Draht zur Stadtverwaltung ist gegeben – bei vielen Arbeitsgruppen ist ein schneller Austausch zwischen der Interessensgemeinschaft und dem Rathaus möglich. Um die Klimaziele zu erreichen wurde gemeinsam mit der Universität Ulm das Projekt „Klima Connect“ initiiert. Ziel ist es, eine Strategie für nachhaltiges Handeln und Klimaschutz im Industriegebiet zu erarbeiten. Unter dem Motto #schoolmeetsdonautal konnten schon zweimal rund 1.000 Jugendliche die Ausbildungsbetriebe und -berufe von rund 20 teilnehmenden Unternehmen vor Ort kennenlernen.
Info:
Die Initiative Donautal Connect ist unter dem Dach der Mittelstandsvereinigung BVMW angesiedelt und steht weiteren Mitglieder offen. Unter www.donautal-connect.dekönnen interessierte Unternehmen mehr über die Ziele und Projekte der Vereinigung erfahren.
Das Industriegebiet Donautal im Rückblick
1950 wird der erste Abschnitt des neuen Industriegebiets erschlossen. Die anfänglich 20 Hektar große Fläche verfügt über ein 2,5 Kilometer langes Straßennetz und zwei Kilometer Gleisanlagen.
1951 siedelt sich die Färberei Förster als erster Betrieb im Donautal an. Es folgt die Textilfabrik Noack aus Stuttgart. Die benötigte Sammelkläranlage geht in Betrieb.
1952 haben elf Unternehmen ihre Arbeit im neuen Industriegebiet aufgenommen.
1955 arbeiten bereits 1.000 Menschen im Industriegebiet.
1963 sind bereits 3.000 Arbeitsplätze geschaffen worden. Das Firmengelände umfasst 50 Hektar und stößt an seine Grenzen. Weitere Flächen werden erschlossen.
1964 plant Klöckner-Humboldt-Deutz als erstes Großunternehmen eine Ansiedlung mit einem Motorenwerk.
1973 haben rund 10.000 Beschäftigte einen Arbeitsplatz im Donautal gefunden.
2004 wird der neue Bahn-Haltepunkt an der Benzstraße in Betrieb genommen.
2018 schließen sich mehrere Unternehmen in der Initiative „Donautal.Connect“ zusammen. Der Wahlspruch: Gemeinsam schafft man mehr.
2023 eröffnet in der Daimlerstraße der erste digitale 24-Stunden-Supermarkt. Im Angebot sind rund 450 Artikel.
2024 verwertet das Müllheizkraftwerk Donautal rund 165.000 Tonnen Abfälle. Daraus entstehen 50 Millionen Kilowattstunden Strom und knapp 150 Millionen Kilowattstunden Fernwärme.
2025 sind rund 20.000 Menschen in einem der 200 Betriebe beschäftigt. In der Benzstraße und in der Hans-Lorenser-Straße findet man zwei Standorte für Schnellladesäulen.