Wer dabei ist, wenn ein geliebter Mensch den letzten Atemzug tut, oder einen Angehörigen tot vorfindet, kommt emotional an seine Grenzen. Wie Menschen damit umgehen, sich in den ersten Momenten nach dem Tod verhalten, das ist vielfältig. Und das darf auch so sein, erklärt die Trauerfachfrau Karin Scheer. Ganz normal sei das Gefühl, nicht mehr zu wissen, wo oben und unten ist, ganz aufgeregt zu sein, während einem ganz viele Ängste und Fragen durch den Kopf schießen: „Wen muss ich benachrichtigen, habe ich einen Bestatter, wer macht die Beerdigung, wer versorgt mich jetzt finanziell?“ Gleichzeitig gerät man in eine Art Starre, in der man gar nicht klar denken kann, erklärt Scheer. Dann ist es gut, wenn man sich schon vorher Gedanken gemacht hat. Ist ein Mensch eines natürlichen Todes zu Hause gestorben, braucht man keine Polizei. Man ruft den Hausarzt an, der kommt und die Todesbescheinigung ausstellt.
Der Bestatter hilft mit Rat und Tat
Der Tod muss innerhalb von 36 Stunden bescheinigt werden, auch der Bestatter sollte innerhalb dieser Zeit angerufen werden. Möglicherweise wird eine nahestehende Person zuerst informiert. „Das muss jeder für sich wissen: Was halte ich aus? Manche Angehörigen bekommen das Zittern oder ihr Blutdruck sinkt oder sie werden unruhig - das ist ganz individuell“, erklärt Scheer.
Stirbt jemand nicht zu Hause, sondern in einem Heim oder Hospiz, ist jemand da, der sich auskennt und helfen kann. Entscheidend ist natürlich auch, ob es einen bestimmten kulturellen oder religiösen Hintergrund gibt. Früher waren die Menschen mehr in kirchliche Bezüge eingebunden. Da kam der Pfarrer und es gab Rituale, die man auch braucht, um die Situation zu meistern. Karin Scheer:„Es ist alles möglich, entscheidend ist, was ich möchte und kann. Manche bleiben die Nacht noch im selben Zimmer mit dem Partner, verabschieden sich mit einem Kuss.“
Wichtig ist, das zu tun, was für einen selbst richtig ist
Andere brauchen erst einmal einen Moment Ruhe für sich, um überhaupt zu überlegen, was genau sie jetzt wollen. Für die einen ist es gut, in einer Umarmung noch in der Nähe zu sein, andere halten diesem Druck nicht stand. „Beides ist in Ordnung. Es ist wichtig, das zu tun, was für einen selbst richtig ist, egal, wie die Umwelt das vielleicht findet“, sagt die Trauerexpertin und empfiehlt allen Beteiligten, sich rechtzeitig auf den Tag des endgültigen Abschieds vorzubereiten: „Durch so eine Situation muss niemand alleine durch.
Sprechen Sie Ihren Hausarzt an, der im Gespräch vorbereiten und unterstützen kann und Ihnen zum Beispiel einen ambulanten Hospizdienst empfehlen kann.“ Der Sterbeprozess beginnt in der Regel, wenn es eine entsprechende Diagnose vom Arzt gibt. Daher sollte rechtzeitig reagiert werden, denn es geht nicht nur um den Moment des Sterbens, wesentlich ist die Betreuung vorher.
dpa