Nadja Klos hat die Ausbildung für ihr künftiges Ehrenamt in der psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) vor Kurzem erst beendet. Die 25-Jährige arbeitet in Teilzeit im Einzelhandel, studiert dazu schon im dritten Semester Psychologie und hat – nach dem Absolvieren verschiedener Praktika und Hospitationen – ihren ersten Dienst in der Notfallseelsorge schon hinter sich. Eine gute Gelegenheit ihr einige Fragen zu stellen.
Frau Klos, was hat Sie dazu bewogen, sich für die Ausbildung zur Notfallseelsorge zu bewerben?
Das war eine Mischung aus Neugier und Zufall. Über mein Psychologie-Studium habe ich von diesem Ehrenamt erfahren, über Facebook mitbekommen, dass von der Notfallseelsorge Ulm/Alb-Donau-Kreis noch Interessierte gesucht wurden und nach einem ausführlichen Vorstellungsgespräch konnte ich im September letzten Jahres gleich mit der Ausbildung beginnen.
Wie verlief Ihre Ausbildung?
Wir waren 15 Teilnehmer und Teilnehmerinnen, im Alter von 24 Jahren bis Mitte 60 und aus allen Berufsgruppen. Wir hatten über ein Dreivierteljahr zwei Abende Unterricht pro Monat. Am Ende gab es eine schriftliche Prüfung. Die Ausbildung beinhaltete drei Praktika bei Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei sowie Hospitationen bei erfahrenen Kollegen und Kolleginnen der Notfallseelsorge.
Wie wurden Sie auf die emotionalen Herausforderungen vorbereitet, denen Sie im Dienst begegnen werden?
Schon bei der Bewerbung wurde intensiv geprüft, wie gut man sozial „aufgestellt“ ist. Keiner soll nach Einsätzen alleine sein und Erlebtes mit sich abmachen müssen. Es gibt auch regelmäßige Reflexionen mit den Kollegen und Supervisionen mit externen Psychologen und Psychologinnen.
Welche Erwartungen hatten Sie an Ihren ersten Dienst als Notfallseelsorgerin?
Ehrlich gesagt keine. Als ich bei meiner Hospitation mit einer erfahrenen Kollegin vor der ersten Tür stand, dachte ich nur: rein und sehen, was kommt. Und das war gut so.
Welche Fähigkeiten und Eigenschaften halten Sie nach Ihrer Ausbildung für besonders wichtig für die Arbeit in der Notfallseelsorge?
Reden und schweigen können. Unsere Aufgabe ist es ja, Menschen, die sich in einer unkontrollierbaren Situation befinden, so lange zu begleiten, bis sie wieder stabil sind oder andere Personen aus dem Umfeld übernehmen. Ich rede eigentlich gern, aber ich musste lernen geduldig zu sein. Manchmal muss man zum Beispiel aushalten können, dass jemand lange weint. Da ist kein Rat gefragt, nur Geduld. So findet man im besten Fall gemeinsam und mit Ruhe raus, wie es für die Betroffenen jetzt besser werden könnte.
Wieviel Zeit nehmen die Dienste in Anspruch? Wie ist das Ehrenamt mit Job bzw. Studium vereinbar?
Ungefähr einmal pro Monat haben zwei Kollegen bzw. Kolleginnen für 48 Stunden Dienstbereitschaft. Da haben wir dann einen Melder in der Tasche und die Feuerwehrleitstelle piept uns an, wenn wir von Polizei, Rettungsdienst oder Feuerwehr angefordert wurden. Wir stimmen uns schon während der Fahrt über Adresse und Informationen zum Einsatz sowie die jeweilige Ankunftszeit ab. Natürlich müssen die Arbeitgeber aber auch die Familie informiert sein über das Ehrenamt, damit diese Flexibilität gewährleistet ist. Ich denke aber, das ist alles eine Frage der Kommunikation.
Wie würden Sie anderen Menschen Mut machen, sich für die ehrenamtliche Arbeit in der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) zu engagieren?
Egal, was man konkret macht, ich ziehe vor jedem den Hut, der überhaupt ein Ehrenamt übernimmt. Ob nun die Notfallseelsorge wirklich das Richtige ist? Wenn beim Bewerbungsgespräch für diese Ausbildung nichts dagegen spricht, dann sage ich: einfach machen und dabei immer ehrlich zu sich sein.
Interview: Ulrike Hoche
Ehrenamt auf Abruf
Der Dienst als Notfallseelsorgerin bzw. Notfallseelsorger geschieht ehrenamtlich. Die Ausrüstung wird gestellt, die Kosten für die Ausbildung und auch die Fahrtkosten werden übernommen.